Pentagramm-Fan Helnwein bestellt Kritikern, man habe ihnen ins Gehirn geschissen

Bild: Gottfried Helnwein aus Wikipedia by Manfred Werner (Tsui) - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=26396274

In Gmunden wird die Bevölkerung seit rund einer Woche dazu gezwungen, riesige Bilder des Künstlers Helnwein zu ertragen. Gefragt wurden die Menschen nicht – und auch über den Stadtrat ist man mit dieser Kunstaktion in bester und bewährter ÖVP-Manier „drübergefahren“. Report24 hat in Folge die Hintergründe und den Kontext der Kunst recherchiert. Daraus ergaben sich Fragen hinsichtlich eines unübersehbaren Kokettierens mit Pädosadismus. Mit Report24 spricht Helnwein nicht – sehr wohl aber lässt er der FPÖ und dem Standard ausrichten, man habe ihnen ins Hirn geschissen. Wir antworten.

Ein Kommentar von Florian Machl

Das Medium OÖN, das aktuell eine Kampagne zur Verteidigung der Bilder Helnweins in Gmunden fährt, veröffentlichte einen offenen Brief des Künstlers, freundlicherweise bislang nicht hinter der Paywall. In diesem Schreiben beschimpft er die Kritiker und stilisiert sich selbst zum Vorkämpfer gegen Kindesmissbrauch und Nationalsozialismus. Was er dabei vergessen hat, ist die bisherige Linie, mit der er in vielen Jahrzehnten des Schaffens seine Kunst beschrieben hat: Was zählt, ist, was beim Publikum ankommt, was die Menschen darin sehen, wie sie die Kunstwerke im eigenen Kopf vervollständigen, was sie dazu assoziieren.

Die wirklich wichtigen Fragen behandelt Helnwein nicht – und auch die OÖN blenden sie aus, wie ich dem Medium erst gestern in einem offenen Brief vorwerfen musste Offener Brief an OÖN: Warum haben Sie Angst vor vollständiger Information und Dialog? Diese beschäftigen sich nicht mit politischen Befindlichkeiten und auch nicht mit dem NS-Verbotsgesetz, welches Frau Olga Kronsteiner vom linken Standard bewegte, die sich dafür prompt von Helnwein beschimpfen lassen musste. Die zentralen Fragen in der Gmunden-Causa sind:

  1. Weshalb wurden nackte, minderjährige Mädchen, die sich wie Erwachsene küssen und mittels Styling die Haare alter Frauen aufweisen, am Rathaus angebracht und das Bild mit „Botschaft für die Menschlichkeit“ erklärt. Die Hintergrundgeschichte ist vielmehr, dass sie aus einer ritualistischen Kunst-Installation mit aufgespießten Totenschädeln und Blutschütterei stammen, bei welcher den Mädchen ein paar Sekunden später schwarzes Blut aus dem Mund quillt. Das wirft berechtigte Fragen auf, vor allem, weshalb man die Öffentlichkeit über diesen Kontext nicht informiert. (Lesen Sie hier die Hintergründe: Schock-Kunst in Gmunden: Report24 deckt Blutritual hinter küssenden Mädchen auf).
  2. Weshalb zieht man einem minderjährigen Mädchen, ebenso nackt, als einziges Kleidungsstück einen dünnen Bademantel im SS-Stil an – und welche Flüssigkeit bedeckt die Hand, die sich in der Nähe ihrer Scham befindet? Nachdem Herr Helnwein offenbar ein Problem mit den Umgangsformen hat, kann man ihn auch ganz direkt fragen: Wie protestieren Sie mit einem solchen Bild gegen den Nationalsozialismus? Kann Hitler Ihrer Meinung nach mit frühkindlicher Masturbation besiegt werden? Und ja, Herr Helnwein, diese Assoziationen stehen uns als Betrachter Ihrer Kunst nach Ihren eigenen Worten zu, ohne dass wir dafür von Ihnen extra beschimpft werden.
  3. Weshalb muss man ein riesiges Bild eines blutüberströmten Mädchens plakatieren, ohne zu erklären, weshalb dieses lächelt und weshalb die Position der Augen auf Ohnmacht oder Drogen schließen lässt? Weshalb müssen Bürger in Gmunden ihren Kindern erklären, dass das Kunst ist und dass man diese auf Wunsch des ÖVP-Bürgermeisters in Tatgemeinschaft mit den Grünen tolerieren müsse? Inwiefern protestiert man mit so einem Bild gegen Krieg und Gewalt gegen Kinder? Sie zeigen doch vielmehr, dass eine solche Tathandlung für das Opfer „lustig“ ist, nicht?

Vorkämpfer gegen Nationalsozialismus?

Erklären Sie uns, Herr Helnwein, weshalb ein Bild, wo fünf hohe Nazi-Offiziere auf das entblößte Glied eines Babys starren, völlig ohne pädosexuellen Kontext wahrgenommen werden sollte! Der Titel lautet: Adoration of the Magi und ist eine Anspielung auf die Anbetung des Jesuskindes durch die Heiligen Drei Könige. Es mag schon sein, dass Sie sich etwas anderes dabei gedacht haben – aber was tatsächlich zählt, ist, wie so ein Bild beim Publikum ankommt. Und dieses ist nur eines von Dutzenden Beispielen, wo solche Gedanken naheliegen. Und Sie werden damit leben müssen, dass es Menschen in dieser Gesellschaft gibt, die kein Interesse an nackten Kinderpenissen und SS-Offizieren haben.

Religiöse Menschen haben vermutlich auch keine Lust, dass Sie die Heiligen Drei Könige blasphemisch mit Nazi-Offizieren gleichsetzen. Deshalb gehören Ihre Bilder auch ins Museum und nicht in den öffentlichen Raum – weil wir uns nicht dazu zwingen lassen wollen, Ihre Kunst zu konsumieren. Und vielleicht möchten Sie auch kurz einmal darüber reflektieren, welche Gesellschaftsform die Menschen zu etwas zwingt – und welche ihnen die freie Wahl lässt. Dann reden wir nochmals über Ihre Vorreiterrolle im Kampf gegen den Faschismus.

Von Gottfried Helnwein, Epiphany 1 (Adoration of the Magi), – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=22610141

Warum haben Sie zum Kinderporno-Prozess geschwiegen?

Der FPÖ vorzuwerfen, sie würde nichts gegen Kindesmissbrauch tun, ist absolut schändlich – denn tatsächlich agieren vor allem linke Parteien nicht gegen Kindesmissbrauch. Der bekannteste Sammler pädosadistischer Fotografien Österreichs ging im Übrigen auf freiem Fuß aus dem Gerichtsgebäude. Wo kritisieren Sie das, Herr Helnwein? Wäre es nicht besser, Ihre Kunst auf ebendieses Gericht zu tapezieren, wo dieses Urteil fiel? Nein, Sie brüllen die Phrasen der linken Kulturschickeria dieses Landes, wohl wissend, wo das Budget für Ihre Kunst locker sitzt und wo nicht.

Die von Ihnen zitierten Kunstkritiker haben sich, dem Text nach, allesamt mit den leidenden Kinderporträts beschäftigt – welchen ich absolut zubillige, den von Ihnen genannten Zweck zu erfüllen. Solche Bilder dienen ja tatsächlich dazu, nachdenklich zu machen – und sie berühren definitiv nicht den Jugendschutz.

Pädosexuelle Anspielungen?

Warum aber stecken Sie einem Minderjährigen ein Gerät zum Aufspreizen in den Mund und porträtieren ihn mit zurückgelegtem Kopf? Warum stellen Sie dieses Kind neben eine nackte Frau? Was möchten Sie mit den zarten, unschuldigen Kindern aussagen, die am Rande eines Erwachsenenbetts sitzen? Was tun die lasziv über den Boden kriechenden, leichtbekleideten Damen neben dem blutbeschmierten Kind? Was soll der überdimensionale Penis im Mund des Kindes? Ich könnte Ihnen viele solche Fragen stellen – Ihre Kunst ist auch dazu geeignet zu irritieren. Nach dem, was ich beim genannten Gerichtsprozess miterleben durfte, gibt es auch Menschen mit pädosadistischer Neigung, die genau solche Bilder sammeln und als Anleitung nutzen. Stellen Sie sich diesem Umstand!

Anspielungen auf Satanismus?

Nicht minder markant ist der Umstand, dass Sie häufig mit einem Kopftuch auftreten, das durch zahlreiche, nach unten zeigende Pentagramme geschmückt ist. Wissen Sie, dass es Menschen gibt, die Satanismus betreiben? Wissen Sie, dass es Menschen gibt, die Satanismus ablehnen? Möchten Sie die Kunstperformance des Jahres 2004, Paradies und Peri, unter dem Gesichtspunkt neu bewerten? Wenn die Menschen Fragen dazu haben, wie Blutschüttkunst, ältere Männer, die mit kleinen Mädchen „herumfliegen“, Küsse zwischen nackten Mädchen und schwarzes Blut aus ihrem Mund wirklich zu verstehen sind, dann sollten Sie diese Fragen beantworten und nicht die Kritiker beschimpfen.

Sie schreiben in Ihrem offenen Brief, dass Sie Ihre Kunst immer als Dialog verstanden haben. Dann führen Sie diesen Dialog, anstelle Phrasen zu dreschen und sich auf die Zuneigung des Bundespräsidenten zu berufen. Im Grunde genommen haben Sie mit Ihrem Schreiben dessen mittlerweile sattsam bekannte Argumentation übernommen: Freie Meinungsäußerung und Pressefreiheit ist gut und wichtig, solange die richtige Meinung vertreten wird. Ist Ihnen tatsächlich Dialog nur dann wichtig, wenn er angenehm ist und die richtigen Fragen stellt? Seien Sie doch froh, dass Sie „erstmalig“ mit Pädo- und Nazi-Vorwürfen konfrontiert werden – das stellt Sie in den Mittelpunkt und Sie können sich erklären. Vielleicht beim nächsten Mal ohne Beschimpfungen.

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