Man darf dies durchaus als linke Doppelzüngigkeit auslegen: Einerseits fordert der EU-Spitzenpolitiker Guy Verhofstadt mehr Sanktionen gegen Russland, andererseits lässt der Top-Verdiener sein Haus zur Hälfte auf Steuerzahlerkosten renovieren. Diese subventionieren die Renovierung mit mehr als 320.000 Euro.
Guy Verhofstadt ist ein linksliberaler EU-Spitzenpolitiker, der zu den Top-Verdienern in der europäischen Politikerriege gehört. Er ist nicht nur ein ausgewiesener Gegner der konservativen Regierungen Polens und Ungarns, sondern auch ein großer Befürworter von neuen und noch umfangreicheren Sanktionen gegen Russland. Sanktionen, die das Leben der Menschen in Europa freilich immer weiter erschweren. Spitzenpolitiker wie Verhofstadt finden aber, dass die Menschen dieses Opfer für die Ukraine eben erbringen müssten. Dabei ist höchst unwahrscheinlich, dass Verhofstadts Vermögen ähnlich leidet wie das der Bürger. Einem aktuellen Bericht zufolge hat Verhofstadt trotz seines beachtlichen Reichtums eifrig Steuergelder in Anspruch genommen – unter anderem für die Renovierung seines denkmalgeschützten Gebäudes aus dem 17. Jahrhundert im belgischen Gent.
Ein belgisches Nachrichtenportal berichtete, wie Verhofstadt bei der Renovierung seines eigenen Hauses „sparte“: Der linke Politiker konnte seine Ausgaben mal eben halbieren, indem er Hunderttausende von Euro an öffentlichen Geldern einkassierte. Presseberichten zufolge kauften der linksliberale Politiker und seine Familie das denkmalgeschützte Gebäude, in dem er noch heute wohnt, 2011 zusammen mit zwei anderen Familien für 1,5 Millionen Euro. Im Jahr 2012 wurden die Kosten für die Renovierung der Verhofstadt-Residenz auf rund 820.000 Euro geschätzt. Praktisch: Fast die Hälfte davon wurde von den belgischen Steuerzahlern bezahlt!
Verhofstadt war belgischer Premierminister, bevor er in die EU-Politik eintrat, und zählte regelmäßig zu den bestverdienenden Politikern im gesamten Europäischen Parlament. Er ist alles andere als bedürftig: Einem Bericht von Transparency International (TI) aus dem Jahr 2018 zufolge verdiente er allein in diesem Jahr zwischen 920.000 und 1,4 Millionen Euro, und das zusätzlich zu seinem Gehalt als Abgeordneter, das sich bereits auf rund 13.000 Euro pro Monat beläuft. In einem Bericht aus dem Jahr 2021, der sich ebenfalls auf TI-Daten beruft, wird er als einer der fünf bestverdienenden Abgeordneten des Europäischen Parlaments bezeichnet. Verhofstadts Gesamtnettovermögen ist zwar unklar, aber er sitzt obendrein als Direktor in diversen Firmenvorständen und erhält häufig beträchtliche Honorare für Reden auf Veranstaltungen. Außerdem führte er bis 2019 die linke Fraktion der Erneuerungspartei im Europäischen Parlament an, was seine Einkünfte mutmaßlich noch erhöhte.
Trotz alledem: Für die Renovierung seines Hauses erhielt Verhofstadt nach Angaben des belgischen Nachrichtenportals Knack Unterstützung von der flämischen Regierung, der Provinz Ostflandern und der Stadt Gent in Höhe von insgesamt 327.784 Euro.
Das sorgte freilich für einige Kritik. Die Stadtverwaltung von Gent wies diese aber von sich und schob vor, dass das Geld ja nur dem denkmalgeschützten Gebäude und nicht dem Eigentümer zugutekomme und dass die Renovierung zur Entwicklung des Stadtbildes beitrage. Inwieweit davon nicht auch der sehr wohlhabende Eigentümer profitiert, bleibt unklar.
Die belgischen Bürger waren über die Hunderttausenden von Euro an Unterstützung jedenfalls mehr als entrüstet. Die Finanzspritze für Verhofstadt kam ausgerechnet zu einer Zeit, als die Regierung ihre Energiesparmaßnahmen geändert hatte, um die Subventionen für die Belgier zu kürzen. Dies bedeutete, dass die Menschen nach bestimmten Renovierungs- und Modernisierungsinvestitionen nicht mehr so viele Steuererleichterungen erhielten wie zuvor, sodass Bauen und Renovieren erheblich teurer wurden. Da waren die Verhofstadts fein raus…