Ulrike Guerot: Wo die EU grundlegend falsch abgebogen ist – und was man noch retten könnte

Prof. Dr. Ulrike Guerot (rechts), Report24 Chefredakteur Florian Machl (links)

Anlässlich des Expertentalks im Zirbenschlössl erhielt Report24 Chefredakteur Florian Machl auch die Möglichkeit, vorab längere Zeit mit Prof. Dr. Ulrike Guerot zu sprechen und auch ein Interview zu führen. Er entschied sich dabei, auf das Thema näher einzugehen, in dem Guerot seit Jahrzehnten publiziert: Europa – wo stehen wir, was lief grundlegend falsch – und gibt es überhaupt noch etwas zu retten? Die Wissenschaftlerin zeigte sich erfreut, bei unserem Medium endlich einmal ohne ständige Unterbrechungen ausreden zu dürfen.

Ein Interview von Florian Machl

Die Grundfrage, mit der Florian Machl das Gespräch mit der international bekannten, widerständigen Wissenschaftlerin einleitet, war: Hat es einen Zeitpunkt in der Geschichte gegeben, wo Europa oder die Europapolitik der EU falsch abgebogen ist? Vom ursprünglichen Gedanken des Miteinanders bis heute, wo die EU in jeden privaten Lebensbereich hineinregiert.

Europa ist das Hauptthema von Ulrike Guerot, mit dem sie sich seit Jahrzehnten beschäftigt. Deshalb ist die Autorin auch ein perfekter Ansprechpartner für genau diese Fragestellung. Dabei ist es außerordentlich interessant, der Wissenschaftlerin zuzuhören, ein vollständiges Gedankengebäude aufzubauen und in der Argumentation abzuschließen. Wir lernen zahlreiche Dinge über die Geschichte der Europäischen Union, diverse Krisen und die Reaktion darauf. Tatsächlich wäre immer angedacht worden, die Europäische Union mit einer Verfassung auszustatten – eine solche Verfassung hätte auch die demokratischen Rechte und Möglichkeiten der Menschen gefestigt. In der Praxis sieht es aber eher so aus, dass kaum jemand weiß, dass es überhaupt Bestrebungen für so eine Verfassung gab und bis heute gibt.

Natürlich wird auch hinterfragt, wie die amerikanischen Interessen in Bezug auf die Europäische Union aussehen. Frau Prof. Guerot führt diesbezüglich beispielsweise an, dass Europa ein natürliches Interesse an Frieden in der Ukraine hat – während die Motivationslage der USA völlig anders zu bewerten ist. Dabei weist sie auch auf verschiedene Reden des französischen Präsidenten Macron hin, der in seinen Reden vielfach über europäische Souveränität und Demokratie gesprochen hat. Auch das ist ein interessantes Detail, ohne jetzt unbedingt jede Position von Macron teilen zu müssen.

Der zweite Themenkreis betrifft die Demokratie. Hier stellt Florian Machl die Frage, ob ein großes Konstrukt wie die EU tatsächlich in einem demokratischen Rahmen zu führen ist. Denn Demokratie scheint vor allem auf lokaler Ebene zu funktionieren – je größer die Systeme, desto größer die Entfernung vom Wähler zum Amtsträger und desto größer die Entfernung von echter Mitbestimmung. Auch hier entwickelt Ulrike Guerot sehr hörenswerte Gedanken.

Dabei muss man keineswegs stets ihrer Meinung sein oder überhaupt der Meinung sein, dass die EU erhalten werden muss. Doch wir haben das Gespräch auf hohem Niveau sehr genossen, da hier der Austausch spannender Gedanken möglich war – in einer Qualität, die aktuell in Staats- und Systemsendern nicht möglich erscheint.

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