Studentin von Inna Zhvanetskaya: Androhung von Zwangseinweisung seit zwei Jahren ertragen

Bild: Natalia Koroljova, Schülerin von Inna Zhvanetskaya, im Gespräch mit Mascha Orel. Bild: zVg

Die Freiheitsaktivistin Mascha Orel, so wie Inna Zhvanetskaya in der Ukraine geboren und jüdischer Abstammung, führte ein langes, einfühlsames Interview mit einer Studentin der Musikerin. Die heute 86-jährige Inna wurde von einem deutschen Gericht zu Zwangseinweisung und mehrfacher Corona-Impfung verurteilt. In nahezu letzter Minute gelang ihr die Flucht vor dem Zugriff der Behörden. Ihre Schülerin hatte regelmäßigen Kontakt zu ihr und berichtet über ihren psychischen Zustand.

Das Interview, das von Mascha Orel in detektivischer Genauigkeit vorbereitet und geführt wurde, erlaubt gute Einblicke in den Druck, welcher Inna Zhvanetskaya durch die Betreuerin über zwei Jahre hinweg zuteil wurde. Es zeigt sich aber auch ein Bild von einer alten Dame, die weder dement noch geisteskrank zu sein scheint – im Gegenteil, sie erinnerte sich an Details von vor vierzig Jahren und kann sie abrufen und verwenden.

Mascha Orel: Natascha, guten Tag. Stelle dich bitte vor.
Natalia Koroljova: Guten Tag! Mein Name ist Natalia Koroljova. Ich bin Musikerin, wie auch mein Ehemann.
MO: Ich glaube ihr habt eine Musikschule, richtig?
NK: Ja. Wir haben zusammen auf der Gnessin Musikakademie studiert, wo wir Inna Abramovna (Bedeutung: Inna ist die Tochter von Abraham) kennengelernt haben. Unser Fachbereich war Komposition und Theorie der Musik. Ah ja, Inna hat bei einer Umfrage die meisten Studentenstimmen bekommen. Das heißt, sie war die beliebteste Dozentin, die am meisten respektierte. Das besagt viel!

MO: Du hast Kontakt zu mir gesucht. Warum?
NK: Ein Bekannte hat mir die die Videobotschaft von Beate Bahner geschickt, und ich war erschrocken, ich war im Schock. Ich wollte sofort dem Menschen helfen, der Opfer der Willkür ist, einem älteren Menschen, der uns nah steht.
MO: Ich kann für deine Kontaktaufnahme nur danken, für die Kontaktaufnahme. Nach meiner kurzen Bekanntschaft war es sehr wichtig, die Meinung von jemandem zu hören, der Inna Zhvanetskaya richtig kennt. Beschreibe bitte Inna Abramovna als Menschen, was macht ihre Persönlichkeit aus?
NK: Zunächst Inna Abramovna war immer ein ungewöhnlicher Mensch, sie war anders. Sie hat sich vollständig der Musik gewidmet. Sagen wir so: Die Bezeichnung „Nicht von dieser Welt“ trifft auf sie zu, weil sie ein sehr talentierter Mensch ist. Und sie ist ein sehr empathischer Mensch. Z.B. im Jahr 2014, als diese ganzen Ereignisse in der Ukraine stattfanden, habe ich humanitäre Hilfe für den Donbass gesammelt. Als ich das Inna Abramovna erzählt habe, hat sie sofort gemeint, sie möchte auch Spenden für den Donbass schicken. Inna Abramovna ist ein sehr aufrichtiger Mensch, sie lügt nie. Sie ist direkt, sagt, was sie denkt, aber tut das, ohne zu beleidigen. Sie war nie gefügig oder angepasst. Und wenn sie eine Entscheidung trifft, dann steht sie dazu. Ich vermute, dass diese Eigenschaften jemandem nicht gepasst haben.

Inna war in der Lage, sich präzise zu fokussieren

MO: Ich verstehe. Du hast über eine Situation berichtet, die etwa vor drei Jahren stattgefunden hat. Das war, als du Inna Abramovna um Hilfe gebeten hast. Diese Episode scheint mir interessant, erzähle bitte davon.
NK: Du meinst, als ich Depression hatte?
MO: Ja.
NK: Nun ja, ich habe Inna Abramovna anvertraut, dass ich unter Depression leide und sie hat mir empfohlen zu meditieren. Damit hatte sie selbst Erfahrung. Sie wurde depressiv, als ihr geliebter Professor Tschugajev verstorben war und Meditationen sie gerettet haben.
MO: Der Grund, weshalb ich diese kleine Episode so interessant finde, weil nicht jedermann Meditation beherrscht. Die Fähigkeit, sich auf jede Bewegung oder jede Empfindung zu fokussieren, Emotionen und Gefühle zu kontrollieren, damit bewusst umzugehen. Das kann nicht jeder. Ich glaube, dass dies in der Tat Zeichen für eine intellektuelle und charakterliche Stärke sind. Seit ihr in Deutschland seid, seid ihr im regelmäßigen Kontakt?
NK: Nein, wir sind 2005 nach Deutschland gekommen und haben durch Zufall von unseren Freunden in Stuttgart erfahren, sie haben gefragt, ob ich Inna Zhvanetskaya kenne. „Natürlich“, sagte ich. So dank unserer Freunde haben wir uns wieder gefunden.

MO: Wie ich das sehe, wenn sich ein Mensch sukzessive verändert, und man mit ihm permanent in Kontakt ist, nimmt man das in der Regel nicht wahr. Doch nach einer langen Pause sieht man Persönlichkeitsveränderungen. Als du Inna Abramovna nach einer langen Pause wieder getroffen hast, hast du ernsthafte Veränderungen an ihrer Persönlichkeit erkannt?
NK: Wir haben uns 2014 wieder gefunden. Ich war überrascht, dass sie unverändert in jeder Hinsicht geblieben ist. Wie in den jungen Jahren.

MO: Danke. Du hast mir erzählt, dass du etwa vor eineinhalb bis zwei Jahren angefangen hast, dir Sorgen um Inna Abramovna zu machen. Du hast mich gebeten, dich mithilfe von Fragen durch das Gespräch zu leiten, da diese Art von Auftritt für dich ungewohnt ist. Deshalb erinnere ich dich, worüber wir gesprochen haben. Bitte erzähle, was damals vorgefallen war.
NK: Etwa vor eineinhalb Jahren hat Inna Abramovna erklärt, dass ihre Betreuerin sie nicht versteht, dass es darum geht, dass sie aus ihrer Wohnung raus muss und in ein Heim eingewiesen werden soll. Jetzt habe ich mit Schock realisiert, dass es sogar um die Einweisung in die Psychiatrie geht. Ich war damals sehr besorgt. Ich merkte, dass Inna Abramovna nach einem Ausweg sucht und Hilfe braucht.

Zwei Jahre lang von Zwangseinweisung bedroht

MO: Das heißt, wie ich verstehe, sie hat die letzten eineinhalb bis zwei Jahre unter dem Damoklesschwert der Zwangseinweisung gelebt?
NK: Es ist unvorstellbar, was dieser Mensch erlebt hat. Eineinhalb Jahre unter dem permanenten Druck wären auch für eine jüngere Person schwer auszuhalten.
MO: Inna Abramovna hat über ihre Betreuerin gesagt: Sie versteht mich nicht. Hat sie sonst noch etwas zugefügt, oder war das alles?
NK: Das war alles. Doch war mir klar, was das bedeutet.
MO: Wie du zu mir gesagt hast, das ist ihr Stil – sie spricht nicht schlecht über andere.
NK: Ja. Wenn man zu einem Menschen als Betreuer kommt, sollte die Situation eine andere sein, nicht wahr? Man braucht Verständnis und Liebe. Doch hatte ich den Eindruck, dass man sie unter psychischen Druck setzt.

Aktuelle Nachrichten auf Anrufbeantworter zeigen psychische Gesundheit

MO: Ich verstehe. Danke. Mein Verständnis ist, dass euer Kontakt überwiegend telefonisch war, und in der letzten Zeit habt ihr einander nicht erreicht. Deshalb gibt es mehrere Mitteilungen auf dem Anrufbeantworter. Mir ist das wichtig, weil es frische Aufzeichnungen gibt. Wann war die letzte?
NK: Die letzte Mitteilung war nach oder vor dem Silvester, um den Dreh herum. Sie hat uns ein gutes neues Jahr gewünscht. Leider ist es mir nicht gelungen, mit ihr zu sprechen, unsere Tagesabläufe haben nicht zueinander gepasst.
MO: Mit anderen Worten wir sprechen über eine Mitteilung, die nur einige Wochen alt ist.
NK: Ja. Übrigens habe ich viele ihrer Mitteilungen. Alle anderen lösche ich, aber die von Inna Abramovna wollte ich irgendwie nicht löschen.
MO: Was ist besonders daran, wie klingt sie?
NK: Sehr warm. Warm und sie erkundigte sich ständig, wie es meinem Mann geht, was er Neues komponiert hat. Ich freue mich, dass er ihr musikalische Grüße schicken konnte.
MO: Das heißt, fast 40 Jahre später erinnert sie sich an dich, an deinen Mann, sie erinnert sich, dass er ein Komponist und bekannter Pianist ist und sie verfolgt euer Leben.
NK: Ja.

MO: Das ist auch wichtig und interessant. Das, was du gerade erwähnt hast, war ein musikalisches Geschenk von deinem Mann, bzw. waren das sogar zwei zu ihrem Geburtstag am 20. Januar. Er hat eine seiner Kompositionen gespielt. Und was war noch?
NK: Er hat auch eine Widmung gespielt. Zunächst habe ich angenommen, dass diese Widmung für uns beide war, aber …
MO: In der Tat hat Inna gesagt, das ist für Natascha. Ich möchte erklären, dass wenn Inna Abramovna etwas schenken möchte, schenkt sie das Wertvollste, was sie hat – Musik. Sie hat dir ein Notenblatt geschenkt, und dein Mann Sascha hat von diesem Blatt die Widmung gespielt. Das war euer zweites Geschenk zu ihrem Geburtstag am 20. Januar. Kannst du gegebenenfalls die Aufzeichnungen auf dem Anrufbeantworter zur Verfügung zu stellen?
NK: Natürlich.
MO: Falls du noch Fragen hast, Wünsche, bitte?

Inna ist aktuell gut versorgt, vermisst aber ihre Wohnung

NK: Ich möchte dir danken, möchte all den Menschen danken, die Inna Abramovna helfen, ob medial oder unmittelbar.
MO: Ich möchte die Gelegenheit nutzen, dir und allen zu sagen, dass Inna Abramovna hat ihre Medikamente, dass sie von einem sehr guten Arzt untersucht wurde. Dieser Arzt hat angemerkt, dass die Situation für sie nicht optimal ist, sie ist nicht zu Hause. Was noch ist dir wichtig zu sagen?
NK: Ich wollte noch erwähnen, dass das Musikstück, welches sie uns gewidmet hat … ich würde das „Klage“ nennen. Und Sacha meinte, er würde das „Einsamkeit“ nennen. Das ist das, was wir in dieser Musik herausgehört haben. Und wir beten zu Gott, dass sie baldigst wieder nach Hause darf, dass es keine Bedrohung mehr gibt und keinen Druck.
MO: Auch ich denke, dass eine 86-Jährige mit diesem Schicksal nicht im Zustand der permanenten Angst leben sollte.
NK: Ich würde gerne die Jüdische Gemeinde fragen, wie konnte das passieren, dass sie ihr Mitglied vor dieser juristischen Willkür und Druck nicht beschützt haben. Das ist merkwürdig. Ist die Jüdische Gemeinde nicht dafür da?
MO: Ja, ich stelle die gleiche Frage. Natascha, ein großes Dankeschön für deine Loyalität, für dein Gefühl der Gerechtigkeit und das Gerechtigkeitsbedürfnis, die dich motiviert haben, anzurufen und dieses Gespräch zu führen. Ich weiß, dass es dir nicht einfach gefallen ist. Nicht nur, weil das hier ein ungewohntes Medium ist, sondern weil du die ganze Angelegenheit zu Herzen nimmst. Du hast zwei Nächte vor diesem Gespräch nicht geschlafen, wie du mir verraten hast. Umso mehr danke ich Dir.
NK: Danke, Mascha, danke.
MO: Alles Gute, meine Liebe.
NK: Auf Wiedersehen.

Linksammlung im Fall Zhvanetskaya

In englischer Sprache

Erklärung des halachischen Rabbinergerichts

Wortlaut der halachischen Erklärung, welche Juden Covid-Impfstoffe verbietet

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