Finden Sie Krieg schön? Ein Kommentar von Edith Brötzner

Bild: Canva, Report24

Sie finden meine Frage unpassend und provokant, angesichts dessen, was rund um uns gerade passiert? Rund um uns kracht es, dass sich die Balken biegen. Manches rückt uns sogar so nahe, dass man beinahe anfangen könnte, in Angst und Panik zu verfallen. Schon wieder. Warum es jetzt an Ihnen, an mir, an jedem von uns persönlich liegt, uns von den treuen Begleitern der letzten drei Jahre – der Angst, der Panik und der Spaltung – zu verabschieden, das erzähle ich Ihnen in meinem Wochenkommentar.

Ein Kommentar von Edith Brötzner

Angst und Panik waren noch nie die besten Ratgeber. Genau deshalb erspare ich Ihnen und mir heute einen umfassenden Kriegskommentar. Unterschiedlichste, reißerische Berichte über die aktuellen Krisen entnehmen Sie bitte den Medien Ihrer Wahl. Recherchieren Sie im für Sie passenden Maße. Bei Panikattacken und anderen Nebenwirkungen kontaktieren Sie bitte Ihren Therapeuten oder Apotheker. Um Missverständnisse vorab aus dem Weg zu räumen: Nein, ich finde Krieg nicht schön. Nicht als Frau, nicht als Mutter, nicht als Bürgerin. Vielleicht lassen Sie uns heute einfach einen Blick dorthin werfen, wo Krieg eigentlich beginnt. 

Haben Sie sich schon einmal mit Ihrem inneren Kind auseinandergesetzt? Mit jenen Verletzungen aus der Vergangenheit, die uns und unser Leben immer wieder beeinflussen? Manchmal mehr negativ als positiv? Ich persönlich habe mich mit diesem Thema schon sehr ausführlich befasst. Falls Sie noch nie davon gehört haben, empfehle ich Ihnen, dasselbe zu tun. Denn: Würden sich alle mit ihren eigenen Themen befassen und gut mit sich selbst und ihrem „inneren Kind“ umgehen, gäbe es keine Kriege. Kriege beginnen immer damit, dass die „inneren Kinder“, die Befindlichkeiten zweier oder mehrerer Menschen aufeinander treffen und sich gegenseitig triggern. Sie verletzen sich und arten in eine kaum mehr zu bändigende Wut aus. Wut ist etwas, das uns in den vergangenen drei Jahren vielfach begegnet ist. Wenn sich zur Wut der Hass und der Wunsch nach Rache gesellen, haben wir die beste Ausgangsbasis für jeden Streit und jeden Krieg.

Die Fronten verhärten sich jeden Tag mehr

Dazu müssen wir noch nicht einmal allzu weit über den Tellerrand sehen. Ein Blick ins direkte Umfeld reicht. Denken Sie nur an all die Familien und Freundeskreise, Dienstverhältnisse und gesellschaftliche Bande, die sich seit Beginn der Coronazeit spalten haben lassen. Auch das ist eine Form von Krieg. Wenngleich die entstandenen Verletzungen oftmals unsichtbar sind, so sind sie dennoch da und schmerzen. Es gibt auch Tote zu beklagen. Unzählige. Jene, die an Einsamkeit gestorben sind. Jene, die aufgegeben haben und freiwillig von uns gegangen sind. Sie sind längst nicht so laut, wie jene in den großen Kriegsgebieten dieser Welt. Aber es gibt sie. Zweifellos und unbestritten. Wer denkt, dass diese Form der Spaltung nun bereits Geschichte sei, der irrt. Sie läuft immer noch. Und die Fronten werden mit jedem Tag härter. Wenn wir nicht endlich damit anfangen zu reflektieren und wieder aufeinander zuzugehen.

Ein Beispiel, an dem sich die Spaltung deutlich zeigt, ist die Situation der Impfgeschädigten. Wenn ich Gespräche mit Betroffenen in einem Artikel veröffentliche, lese ich immer wieder folgende Kommentare unter meinen Beiträgen: „Selber schuld, was haben sie sich denn auch impfen lassen.“ Oder: „Kein Mitleid mit diesen dummen Menschen.“ Oder: „Sollen sie doch schauen, wie sie jetzt klarkommen. Sie hätten vorher recherchieren sollen.“ Kommen Ihnen diese oder ähnliche Kommentare bekannt vor? Finden Sie sich im einen oder anderen Gedankengang selber wieder? Falls ja: Sie haben absolut recht. Denn, Schuldzuweisungen sind der einfachste Weg, um selber wieder ruhig schlafen zu können. 

Steht uns die Verurteilung unserer Mitmenschen zu?

Aber ist dies auch der richtige Weg, um der Spaltung entgegenzuwirken oder geht es dabei rein um unser Ego? Natürlich können wir diesen Weg einschlagen und ab sofort die Schuld großzügig verteilen. Lassen Sie uns nun also gemeinsam vor der Tür unserer Mitmenschen kehren. Am besten, wir verurteilen zuerst Menschen, die sich nicht gesund ernähren. Oder die Raucher. Und am besten auch gleich jene, die lieber auf der Couch sitzen, anstatt sich zu bewegen. Fällen wir doch auch ein Urteil über jene, die den ganzen Tag vor den Bildschirmen sitzen, anstatt in die Natur zu gehen. Oder verurteilen wir jene, die den ganzen Tag nur negativ denken. Was ist mit jenen, die Risikosportarten betreiben? Oder jene, die mit ihrem Motorrad wie die Wahnsinnigen durch die Gegend preschen? Wie sieht es aus mit jenen, die regelmäßig und gerne ihre Geschlechtspartner wechseln? Oder jene, die zu viel trinken? Fragen über Fragen. Wo also fangen wir mit unseren Verurteilungen an?

Verstehen Sie, worauf ich hinaus will?
Es steht uns nicht zu, unsere Mitmenschen zu verurteilen und zu bewerten. Es steht uns schlicht und ergreifend einfach nicht zu. Jeder, absolut jeder von uns hat das Recht auf eine umfassende medizinische Versorgung in Österreich. Unabhängig von Selbst- oder Fremdverschulden.
Natürlich ist sie da, die Wut. Die Wut auf jene Menschen, die uns Ungeimpfte nicht behandeln wollten. Jene, die uns Ungeimpften sogar den legalen Aufenthalt im eigenen Land absprechen wollten. Der Ärger über jene Mitbürger, Politiker und Promis, die uns Ungeimpfte durch den Dreck gezerrt, uns beschimpft, denunziert und aus Lokalen geworfen haben. All jene, die uns tief verletzt und sich niemals bei uns entschuldigt haben.

Ein Hoch auf all jene, die dem Druck tapfer standgehalten haben!

An dieser Stelle darf ich uns allen, die wir diesem massiven Druck, diesen Hetzkampagnen und dem Hass, der uns entgegengebracht wurde, standgehalten haben, meine höchste Anerkennung aussprechen. Ich bin unendlich stolz auf jeden, der diese Zeit durchgehalten hat. Auf jeden einzelnen, der stark genug war, nicht nachzugeben und ungeimpft zu bleiben. Ihr alle seid großartige, starke Menschen.

Gleichzeitig darf es nicht sein, dass wir uns nun herausnehmen, all jene zu verurteilen, die nicht so stark wie wir waren und dem Impfdruck nachgegeben haben. Nicht jeder Mensch ist gleich stark. Nicht jeder ist gleich manipulationsresistent. Wir kennen weder die Persönlichkeiten der Impfgeschädigten, noch ihren Alltag, noch ihre Lebenssituation. Und wir dürfen sie nicht verwechseln. Wir verwechseln jene, die jetzt Hilfe suchen, mit jenen, die auf uns Ungeimpfte losgegangen sind. Ungeachtet dessen, ob diese Betroffenen jemals ein schlechtes Wort über uns verloren haben oder nicht. Wir werfen sie allesamt in denselben Topf. 

Die Urheber unserer Wut sitzen eine Etage höher

Wussten Sie, dass gemeldete Impfschäden in Österreich massenweise abgelehnt werden von den zuständigen Stellen? Dass diese Menschen sogar von sogenannten Long-Covid-Ambulanzen weggeschickt werden? Dass die Betroffenen sämtliche Behandlungen aus eigener Tasche finanzieren müssen – tausende Euros – und obendrein aufgrund ihrer gesundheitlichen Situation oft berufsunfähig sind? Hatten Sie eine Ahnung, dass sogar die Social-Media-Kanäle der Impfgeschädigten reihenweise gelöscht und zensiert werden? Auf Anordnung von oben, um die Masse der Schäden unter Verschluss zu halten? Wussten Sie, dass man diesen Menschen dadurch die überlebenswichtige Chance auf zumindest den Austausch mit anderen Betroffenen und Selbsthilfe nimmt? Was bringt es uns, diese Menschen abzuurteilen und sie als Urheber unserer Wut zu identifizieren, die vielleicht eine Etage höher viel eher zu platzieren wäre? 

Vielleicht schaffen wir es, die Tür unserer Gedanken zumindest ein kleines Stück weit aufzumachen und uns umzusehen, was rund um uns passiert. Ich sage Ihnen bestimmt nicht, wie Sie zu denken haben. Sie dürfen Ihre Meinung haben und ich meine. Ich gebe Ihnen lediglich einen kleinen Denkanstoß und Sie machen daraus, was Sie für richtig halten.

Bis zu einer ordentlichen Aufarbeitung – rechtlich, menschlich und zwischenmenschlich – läuft noch viel Wasser den Bach hinunter. Auch ein offener Diskurs wird noch eine ganze Weile brauchen, wie „Wahnveranstaltungen“, wie „das goldene Brett“ deutlich zeigen. Besonders jene, die immer noch eisern an der Propaganda festhalten, sind weit weg von jeglicher Gesprächsoffenheit.
Sie sehen: Wir befinden uns in einer Art des kalten Krieges. Nun liegt es an uns, vor der eigenen Türe zu kehren und wieder eine offenere Haltung einzunehmen. Denn nur so kommen wir wieder in ein lebbares Miteinander und in die Heilung unserer ganz persönlichen Wunden. Und in einem Punkt sind wir uns ganz sicher einig: Krieg ist nicht schön.

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