Die Europäer könnten wie beispielsweise China Unmengen an günstigem Gas aus Russland erhalten. Doch die EU bevorzugt schwankende Marktpreise über Fixpreise mit Rabatten für langfristige Verträge. Ausbaden dürfen dies nun die Konsumenten.
Seit Monaten sorgen die hohen Gaspreise für extrem hohe Kosten bei der Energieversorgung in Europa. Dies führt nicht nur dazu, dass immer mehr Privatkunden sich fragen, wie sie die Strom- und Gasrechnungen überhaupt noch bezahlen sollen, sondern auch immer mehr Unternehmen. Inzwischen gerät auch die deutsche Industrie deshalb ins Stottern und fährt die Produktion zurück. Die Gefahr einer kompletten Deindustriealisierung Deutschlands und Europas ist mittlerweile so groß wie noch nie.
Dabei hätte es auch ganz anders kommen können. Insbesondere deshalb, weil der russische Erdgaskonzern Gazprom beispielsweise eigentlich langfristige Exportverträge zu fixen Preisen (mit Discount) bevorzugt. Dies zeigt ein Vertrag zwischen dem Erdgasgiganten und dem staatlichen chinesischen Energiekonzern CNPC im April. Für die nächsten 30 Jahre verkauft das Unternehmen jährlich zusätzliche 10 Milliarden Kubikmeter Erdgas über eine neue Pipeline. Und das zu günstigen Preisen (in Euro, nicht in Dollar abgerechnet). Um dies in Relation zu setzen: Im Jahr 2021 exportierte Russland 16,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas nach China. Diese 10 Milliarden kommen zu den bestehenden Liefermengen hinzu. Bis zum Jahr 2025 soll das jährliche Liefervolumen sogar auf 38 Milliarden Kubikmeter steigen.
Doch die EU will das nicht, wie selbst der mdr berichtet. „Um zu verstehen wie der russische Gaskonzern tickt, lohnt sich ein Blick darauf, wie der Gashandel zwischen Russland und Europa funktioniert. Das meiste Gas liefert Russland entsprechend langfristiger Verträge zwischen dem Exportmonopolisten Gazprom und europäischen Energieunternehmen“, so der Bericht. Und weiter: „Die Preise in diesen Verträgen sind jedoch nicht konstant, sondern hängen in weiten Teilen von aktuellen Preisen an europäischen Börsen ab. Steigt der Börsenpreis, bekommt Gazprom mehr Geld für seine Exporte. Sinkt der Börsenpreis, verdient Gazprom weniger. Die EU und auch Gazproms europäische Kunden haben über Jahre auf diese Bindung gepocht, die die Preise für Europa transparenter und günstiger machen sollte. Der Anteil von Gazproms europäischen Verträgen, die an die Börsenpreise gebunden sind, stieg seit 2010 von 15 auf 87 Prozent.„
Da die Gaspreise derzeit jedoch durch die Decke gehen, verteuert sich auch der Strom massivst. Denn die Strombörse legt den Preis nach einem bestimmten Preisfindungsmechanismus fest. Vereinfacht erklärt: Dort an der Strombörse werden drei Daten erfasst: erstens, wie viel Strom Deutschland am Folgetag benötigt, zweitens, wie viel Strom die verschiedenen Kraftwerke dann liefern können, und drittens, zu welchem Preis sie diesen Strom anbieten. Dabei verfährt man der Reihe nach nach den Kraftwerksleistungen von günstig bis teuer. Da jedoch die Stromerzeugung ohne Erdgas nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken, richten sich die Strompreise eben nach den Kosten der Gaskraftwerke. Dadurch steigt der allgemeine Preis der Strombeschaffung an – für die Konsumenten wird es teuer, während die Produzenten günstigen Stromes sogenannte „Windfall-Profite“ einfahren.
Im Grunde genommen haben die Marktpreisfanatiker in der EU dafür gesorgt, dass die Sanktionsfanatiker nicht nur den Preis für Erdgas massivst in die Höhe treiben, sondern auch den Preis für Strom. Und das mit der Folge, dass die Inflation in die Höhe schießt, immer mehr Menschen verarmen und unzählige Unternehmen in den Konkurs getrieben werden. Es bringt eben so viele Vorteile mit sich, wenn man in der EU ist, oder?