Gaza-Krieg: Fakten schaffen für den Ben-Gurion-Kanal?

Bild: freepik

Der Suezkanal ist für den Welthandel ein wichtiges Nadelöhr, unterliegt jedoch der ägyptischen Kontrolle. Als Alternative gilt das Projekt des Ben-Gurion-Kanals durch Israel – und am Gazastreifen vorbei. Doch so lange dort Palästinenser leben, besteht eine permanente Bedrohung durch die Hamas. Eine Übernahme des Gebiets würde die Lage verändern. Alles nur eine Verschwörungstheorie, oder doch ein Fakt?

Es wird spekuliert, dass einer der Gründe hinter Israels Wunsch, die Hamas aus dem Gazastreifen zu vertreiben und die palästinische Enklave vollständig zu kontrollieren, darin besteht, sich die Chance zu geben, eine dramatische wirtschaftliche Möglichkeit zu erkunden, die seit mehreren Jahrzehnten diskutiert wird. Die Idee besteht darin, einen Kanal durch die israelisch kontrollierte Negev-Wüste vom Ende des Golfs von Aqaba zu schneiden – dem östlichen Arm des Roten Meeres, der in Israels südlichstem Punkt und im Südwesten von Jordanien liegt – bis zur östlichen Mittelmeerküste. Dadurch würde eine Alternative zum von Ägypten kontrollierten Suezkanal geschaffen, der vom westlichen Arm des Roten Meeres beginnt und durch die nördliche Sinai-Halbinsel ins südöstliche Mittelmeer führt.

Je nach Karte führt der Kanal entweder direkt an der Nordgrenze des Gazastreifens vorbei – oder auch direkt durch ihn hindurch. Der Suezkanal, durch den immer noch ein nicht unerheblicher Teil des Welthandels von und nach Europa und Nordafrika fließt, würde durch diese neue Wasserstraße an wirtschaftlichem Gewicht verlieren. Dies würde allerdings auch die Stellung Ägyptens schwächen, welches zwar einerseits enorme finanzielle und militärische Unterstützung aus den Vereinigten Staaten erhält, andererseits jedoch als „unzuverlässiger“ Partner gilt, da Kairo ebenso mit Moskau und Peking gute Beziehungen pflegt. „Armstrong Economics“ berichtet dazu:

Aus freigegebenen Dokumenten geht hervor, dass das US-Energieministerium extreme Maßnahmen plante, um diesen Kanal zu ermöglichen. Am 1. Juli 1963 wurde ein Plan zur Schaffung des israelischen Kanals durch die Detonation von 520 unterirdischen Atomexplosionen in der gesamten Negev-Wüste entworfen. „Ein solcher Kanal wäre eine strategisch wertvolle Alternative zum heutigen Suezkanal und würde wahrscheinlich einen großen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung der umliegenden Region leisten“, heißt es in dem freigegebenen Dokument.

Das Dokument stellt fest, dass 130 der 160 Meilen, die dem Kanal gewidmet sind, „praktisch unbesiedeltes Wüstenödland“ sind, das Hauptproblem wäre jedoch die Umsiedlung jener aus dem Gazastreifen. „Ein weiteres Problem, das nicht berücksichtigt wurde, ist das der politischen Machbarkeit, da die arabischen Länder rund um Israel wahrscheinlich starke Einwände gegen den Bau eines solchen Kanals haben würden“, zeigen die freigegebenen Papiere.

Solange die Hamas im Gazastreifen aktiv ist, kann der Kanal nicht verwirklicht werden. Die ständige Bedrohung der Schifffahrt durch Hamas-Raketen würde die Versicherungsprämien explodieren und damit diese Route zu teuer werden lassen. Für Israel heißt dies aber auch: Solange das Gebiet von Palästinensern bewohnt wird, besteht eine permanente Gefahr durch die Hamas. Die logische Konsequenz daraus könnte lauten, den Gazastreifen ethnisch zu „säubern“ und so das Risiko auf ein Minimum zu senken.

Was manche Menschen als Verschwörungstheorie bezeichnen würden, basiert durchaus auf Fakten. Geopolitisch (Reduktion der Abhängigkeit von Kairos Gnaden in Sachen Suezkanal), sicherheitspolitisch (ohne Palästinenser in Gaza keine Hamas) und wirtschaftspolitisch (Transitgebühren, natürliche Ressourcen im Mittelmeer vor dem Gazastreifen) ist es für Israel durchaus logisch, sich das ganze Gebiet sichern und endgültig einverleiben zu wollen. Werden diese Spekulationen auf Grundlage der vorhandenen Fakten und Zusammenhänge noch Wirklichkeit?

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