Zweifel an ISIS-Bekennerschreiben bei blutigem Terroranschlag im Iran

Symbolbild: (C) Freepik

Im Iran wurden bei einem Bombenanschlag nahe der Grabstätte des durch die USA getöteten General Soleimani mindestens 84 Menschen getötet und 220 verletzt. Dreißig Stunden nach der Bluttat tauchte via Telegram das Bekenntnis der islamistischen Terrorgruppe ISIS auf, für den Anschlag verantwortlich sein zu wollen. Doch es klingt nach einer Verkettung von Anfängerfehlern durch Geheimdienste, denn das Bekennerschreiben strotzt von Fehlern und unplausiblen Details.

Die radikal islamistische Terror- und Mördergruppe ISIS hat via Telegram nachfolgende Erklärung veröffentlicht. Doch es gibt unter Experten zahlreiche Zweifel an der Authentizität.

So passt die Nachricht nicht zu bisherigen Terror-Bekenntnisschreiben der ISIS: Die Gruppe bezeichnete Schiiten immer als Rafedha und Mushrekin (Polytheisten) oder Murtadeen (Abtrünnige). Auch wenn sie sich auf den Iran beziehen, neigen sie dazu, Fars oder Fares (Persien) und nicht den Begriff Iran zu verwenden. Das liegt daran, dass ISIS sich ähnlich wie globalistische Milliardäre nicht mit dem Konzept von Nationalstaaten anfreunden will. Bei früheren Angriffen auf den Iran nannten sie das Land „Provinz Fars“ oder „Provinz Khorasan“ als Teil des islamischen Kalifats, aber nie „Iran“. Beide Wörter, die so in der Vergangenheit nicht nachweisbar sind, wurden aber in dem Bekennerschreiben benutzt. Dabei geht es nicht um sprachliche Spitzfindigkeiten, sondern um zentrale, wichtige ideologische Themen.

ISIS veröffentlichte die Fotos der beiden mutmaßlichen Selbstmordattentäter mit unscharfen Gesichtern. Das ist höchst ungewöhnlich, bei früheren Selbstmordattentätern waren die Gesichter nie unscharf. Darüber hinaus gibt es keinen praktischen Grund dafür, die Bilder zu verpixeln, was in Verbrecherkreisen normalerweise dann geschieht, um eine Identifizierung zu vermeiden. Nachdem die Selbstmordattentäter bereits tot sind, ist es aber völlig unerheblich, ob sie identifiziert werden – im Gegenteil, ihr Heldenstatus würde durch klare Identifizierbarkeit sogar klar und deutlich unterstrichen.

Erst ungefähr 30 Stunden nach den Bombenanschlägen übernahm der IS die Verantwortung. Dies ist ungewöhnlich, da die Terrorgruppe in der Regel noch am Tag des Anschlags, meist sogar unmittelbar danach, eine Stellungnahme abgibt.

Dem Iran gilt als verdächtig, dass sich der Westen so ungewöhnlich stark für den Terroranschlag und das Bekennerschreiben der ISIS interessiert. Dies wäre bei früheren Anschlägen ebenso nicht der Fall gewesen. Die gleichgeschaltete, intensive Reaktion der Westmedien gilt dort als Indiz dafür, dass westliche Geheimdienste ein großes Interesse an den Vorgängen haben oder diese sogar selbst verschulden. Verschiedene iranische Quellen wollen Israel als Schuldigen für den Anschlag sehen.

ISIS hätte allerdings durchaus auch „gute Gründe“ gehabt, einen Anschlag rund um das Gedenken an General Soleimani durchzuführen. Der ehemalige hochrangige Militär kämpfte mithilfe der Quds-Brigaden und Schiiten-Milizen erbittert gegen den Islamischen Staat. Er gilt deshalb für die Schiiten als großer Held. Die Anhänger des mörderischen ISIS sind hingegen Sunniten, eine andere Hauptströmung des Islams. Streit darüber, wer den größeren Gott hat oder wer die Lehre des Propheten richtig interpretiert, führt in der Region seit Begründung des Islams immer wieder zu Mord und Totschlag. Im Westen wird der Islam hingegen als „Religion des Friedens“ tituliert.

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