Wir sind genug viele – Jetzt ist Eigenverantwortung das Gebot der Stunde!

Bild:Canva

„Jemand muss es in Ordnung bringen!“ „Ihr müsst dieses und jenes ändern!“ „Man muss mir helfen!“ „Die Menschen müssen aufwachen!“ „Wir müssen die Leute aufwecken!“ Kommen Ihnen diese Sätze aus Ihrem Umfeld bekannt vor? Jemand muss, man muss, die Menschen müssen … Die gute Nachricht zuerst: Niemand muss. Überhaupt niemand.

Ein Kommentar von Edith Brötzner

Sie kennen die Sätze, die ich gerade eben angesprochen habe? Dann sind wir jetzt schon zu zweit. Und soll ich Ihnen etwas verraten? Ich habe inzwischen eine echte Allergie auf solche Aussagen entwickelt. Manchmal bekomme ich sogar heiße Ohren und Hitzewallungen, wenn mir diese Phrasen um die Ohren fliegen. Wenn ich eines gelernt habe in den vergangenen drei Jahren, dann die Tatsache, dass der einzig richtige Weg in die Eigenverantwortung führt. Und die kann uns niemand anderer abnehmen als eben wir selbst. Ich weiß nicht, wie es Ihnen so geht, aber ich habe bisher diesen „man“ der alles ändern muss – von dem wir wahre Wunder zu erwarten scheinen – noch nie persönlich kennengelernt. Ich bezweifle, dass er überhaupt existiert.

Wenn ich eines gelernt habe in diesen stürmischen Zeiten, dann ist es die Fähigkeit, mich zu verabschieden. Von Menschen, die mir nicht guttun. Von dem Wunsch, dass irgendein Retter kommt und die kaputte Welt wieder repariert. Von der Idee, dass andere das tun, was ich selber für klug halte. Vom Wunsch, dass jene Menschen, die mir Unrecht getan haben, sich freiwillig dafür bei mir entschuldigen. Davon, dass ein allgemeines Aufwachen und Umdenken stattfindet. Ich habe mich verabschiedet von der Idee, irgendeinen Schuldigen finden zu müssen, der die Verantwortung für das allgemeine Chaos übernimmt. Und davon, Menschen vor einem Genexperiment retten zu müssen. Und vielleicht auch von der Idee, dass ich der Wecker sein könnte, der die hypnotisierte Masse aufweckt.

Erkennen, was wir ändern können und was wir akzeptieren müssen

Manchmal ist Abschied richtig schmerzhaft. Hin und wieder gräbt sich dieser Schmerz tief in die Magengegend und schnürt mir gleichzeitig den Hals zu. Dann fehlen mir die Worte, wenn ich eigentlich laut schreien will. Kennen Sie dieses Gefühl? Inzwischen stehe ich an einem Punkt, an dem ich Dinge nehmen kann, wie sie sind. Dabei hilft mir der Satz: „Gib mir die Gelassenheit, Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

Manchmal bemerke ich in meinem Umfeld die steigende Frustration meiner mutigen Mitstreiter. Weil sich die Welt nicht ändert. Weil die Politik ungeniert und ungestraft weiterlügt. Weil keine Aufarbeitung stattfindet. Weil trotz umfangreicher Aufklärung immer noch genug Menschen dem gefährlichen Stich nachjagen.

Dem Gefühl der Frustration folgt oft die Resignation. Auch das ist eine freie Entscheidung, die jeder für sich treffen kann. Völlig legitim. Auszeiten sind gut und erlaubt. Auch ich hole mir meine Auszeiten. Dann gehe ich ein paar Schritte an der frischen Luft. Genieße die Zeit mit meinem Kind. Beschäftige mich mit meinen Hunden. Oder ich kümmere mich um meinen Balkongarten. Es gibt Tage, an denen ich nicht einmal einen Blick auf Telegram werfe. Tage, an denen ich keine negativen Nachrichten lese. Und Wochen, in denen ich nur die Schlagzeilen kurz durchscanne, um auf Stand zu bleiben.

Ich habe viele motivierte Menschen in der Coronazeit kennengelernt. Menschen, die 200 % gegeben und versucht haben, die Welt mit Schwung und Elan zu verändern. Viele dieser Mitstreiter sind – ähnlich wie bengalische Fackeln – rasch und voller Energie aufgeflammt und ebenso schnell verglüht und ausgebrannt. Schade eigentlich. Vielleicht weil sie vergessen haben, dass wir uns in einem Marathon und nicht in einem Sprint befinden.

Es kommt auf jene an, die bereits aufgewacht sind

Vielleicht helfen Ihnen ein paar Dinge und Gedanken, die mich durch diese stürmische Zeit tragen. Vielleicht erzählen Sie mir auch, was Sie motiviert und trägt.

Zuallererst: Wir sind genug viele. Jene, die jetzt noch tief und fest schlafen, sind nicht wichtig für die Veränderung. Es kommt auf jene an, die bereits aufgewacht sind. Wenn jeder von uns tut, was im Rahmen seiner Möglichkeiten liegt, dann wird es leicht. Revolution und Veränderung hat immer im Kleinen begonnen. Es ist völlig egal, was die Obrigkeiten durchsetzen und uns aufs Auge drücken wollen. Welche Pläne sie verfolgen oder auch nicht. Die Macht geht vom Volk aus.

Wenn wir den Mut entwickeln, ein nachdrückliches „Nein“ in unseren täglichen Wortschatz zu integrieren, können sich jene, die uns schikanieren wollen, auf den Kopf stellen. Wir entscheiden für uns selber. Denken Sie an einen Esel, der sich nicht bewegen will. Es liegt allein ans uns, was wir für uns bewegen wollen. Oft ist es die Angst, die uns lähmt. Die Angst vor Krankheit. Vor dem Alleinsein. Die Angst davor, den Job zu verlieren. Die Angst davor, nicht dazuzugehören. Die Angst vor dem Sterben. Die Liste der Ängste ließe sich beliebig fortsetzen.

Was also wäre, wenn wir uns diesen Ängsten stellen und uns mit dem Gedanken anfreunden, dass das Leben ohnehin endlich ist? Dass es an uns selber liegt, gut für unser Immunsystem und unsere Gesundheit zu sorgen? Dass es immer Menschen geben wird, die an unserer Seite stehen wie ein Fels in der Brandung? Dass es immer einen Job geben wird, in dem wir uns verwirklichen können? Was, wenn wir die Ängste genauer betrachten und uns dann von ihnen verabschieden? Was kann uns dann noch passieren? Vielleicht kommen Sie zum selben Schluss wie ich: „Gar nichts wird uns passieren.“ Und: Alles kann passieren. Vor allem das Gute, wenn wir es zulassen.

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