ORF wettert gegen Friedensdemo Salzburg – ein Umdenken in der Demoszene ist anzuraten

Der Friedensmarsch in Salzburg am 1. April 2023, Foto (C) Florian Machl

Die Friedenskonvois aus Wien und Linz zur gestrigen Demo in Salzburg zogen ihre Runden durch die Stadt. Danach wurden bei einer Standkundgebung einige Reden gehalten und trotz Wind und Wetter erfolgte ein etwa eineinhalbstündiger Fußmarsch. Grund genug für ORF, beleidigt herumzujammern. Wie kann man denn auch in Zeiten wie diesen gegen sinnlosen Massenmord und für den Frieden eintreten? Bei den aktuellen Demo-Konzepten ist viel Luft nach oben.

Eine Reportage von Florian Machl

Aus Wien strömten vor allem Fahrzeuge der Fairdenken-Bewegung um Hannes Brejcha nach Salzburg, in Linz organisierten die „Profidemonstranten“ von Demos Linz Freiheit die Fahrt. Vor Ort traf man auf die Veranstalter von „Salzburg wacht auf„. Die Rundfahrt in der Stadt Salzburg ordneten die Organisatoren als Erfolg ein – viele Menschen am Straßenrand und aus Fenstern hätten gewinkt und somit ihre Zustimmung signalisiert. Es ging bedingungslos um den Frieden und gegen den Krieg – Werte, die laut linken Medien seit Jahrzehnten eigentlich zum Grundkonsens der Gesellschaft zählten. Bis sie Anfang 2022 auf Anweisung der Transatlantiker und der NATO zu Kriegshetzern wurden – und die Mehrheit der Menschen trottete als brave Schafe mit und brüllt jetzt nach mehr Waffen, mehr Leid und mehr Tod.

Systemmedien bedachten die Kundgebung mit Häme. Laut ORF „behinderten zwei Demos den Verkehr„. Das ist wie immer tendenziöses Framing. Die Medienhäuser, die seit 1945 selbstverständlich jede Friedensdemo als wichtig und wünschenswert dargestellt haben, sind nun voller Hass. Natürlich ist der Krieg weit entfernt, die Hetzer in den Redaktionsstuben haben keine Angst um das eigene Leben – und ob die Söhne fremder Familien sinnlos sterben, ist ihnen vollständig egal.

Einige ausgezeichnete Reden

Vor Ort gab es drei Reden von einer auf einem Anhänger improvisierten Bühne, die als Wahlwerbe-Fahrzeug von WIRS, der neuen Partei des EX-MFG Bundesgeschäftsführers Gerhard Pöttler verkleidet war. Ein Umstand, der nicht jedem gefiel, denn Politik nimmt die Neutralität aus einem Event. Zunächst sprach Nicolas A. Rimoldi, ein energischer und mitreißender Redner aus der Schweiz, der klar machte, dass die Regierungen die frühere Neutralität völlig verkauft haben.

Danach sprach Gerhard Pöttler, der die Kundgebung zur Inszenierung seines Wahlkampfes nutzte – am 23. April wird im Bundesland Salzburg gewählt. Weder Pöttlers Partei WIRS noch die MFG haben nach aktuellen Umfragen realistische Chancen auf einen Einzug, die meisten Sympathisanten sind frustriert über die Trennung und die Streitigkeiten, die man auf persönliche Eitelkeiten zurückführt. So munkelte ein Teilnehmer, dass es zunächst wohl besser gewesen wäre, Frieden in der eigenen Partei zu schaffen.

Den Abschluss machte die Autorin und Aktivistin Andrea Drescher mit einer wirklich genialen und hörenswerten Rede, in der sie verdeutlichte, wie Massenmedien die Bevölkerung seit Jahrzehnten zu wichtigen Ereignissen der Menschheitsgeschichte belügen und an der Nase herumführen. Wir werden uns bemühen, einen Mitschnitt dieser Fülle an prägnanter, pointiert vorgetragener Information zu erhalten.

Rundmarsch – und verwunderte Salzburger

Im Anschluss erfolgte ein Rundmarsch durch Salzburg, der meiner Wahrnehmung nach von den wetterbedingt wenigen Passanten eher mit Verwunderung wahrgenommen wurde – ein Kuriosum, das viele Fragezeichen hinterließ. Schon im Vorfeld konnte man verschiedene junge Passanten belauschen, die ihr Wissen über die Welt wohl aus ORF und anderen Systemmedien bezogen und der Kundgebung eher negativ gegenüber standen. Dabei sind es gerade die Männer von 18 bis 30 Jahren, die sich sehr konkrete Gedanken machen sollten, ob sie Krieg wirklich so wunderbar finden. Denn sie werden die ersten sein, die ihn an vorderster Front voll auskosten dürfen, während die Politiker weiterhin in ihren frisch abgesicherten Palästen Champagner schlürfen.

Aus der Demo-Szene ist fast allerorts die Luft heraussen. Die Probleme dafür sind vielfältig, manche davon hausgemacht. Die Menschen, die sich immer noch zu Zehntausenden auf Telegram informieren, beispielsweise bei Report24.news, gehen nicht mehr auf die Straße. Das Resultat sind Mini-Demos wie jene in Salzburg, wo sich bei der Standkundgebung vielleicht 150 Personen, beim Rundmarsch gezählte 75 Menschen zusammenfanden. Aus dem Inneren sind die Stimmung und der Zusammenhalt gut – aber die Außenwirkung ist bescheiden. Der oftmals gehörte Vorwurf, die Menschen wären nicht genügend aufgewacht und gingen deshalb nicht auf die Straße, geht ins Leere. Die Probleme sind vielfältig.

Weder ist der Schulterschluss mit politischen Parteien hilfreich, eine parteiübergreifende Bewegung am Leben zu erhalten, in der sich Menschen aus allen politischen Richtungen und allen Gesellschaftsschichten bewegen. Noch ist es hilfreich, wenn sich beispielsweise der umtriebige Impfarzt Gollner vor Ort inszeniert. Es ist legitim, bei einer Kundgebung Straßen zu blockieren und Lärm zu machen, denn man möchte auf sein Anliegen aufmerksam machen. Ob dies nur mit „Guten Morgen, Aufwachen!“-Gebrülle zu erzielen ist, darf bezweifelt werden. Die damit transportierte Information ist enden wollend, vielmehr fühlt man sich als Außenstehender eher befremdet, beleidigt oder gar bedroht.

Verbesserungspotenzial für Kundgebungen quer durch Österreich

Meiner Meinung nach muss man sich sehr konkret überlegen, wo man hinwill, welche zentralen Botschaften man transportiert und wie man sie an die Menschen am Veranstaltungsort vermittelt. Wenn freundliche Menschen allen Passanten gut gestaltete und inhaltlich präzise Infoflyer in die Hand drücken, lassen sich vielleicht manche erreichen, die bislang keine Ahnung vom Geschehen hatten. In jedem Fall eher, als wenn man ihnen ins Gesicht brüllt oder ins Ohr trompetet. Solche Informationsmittel kosten Geld und man braucht auch Mediengestalter, die von dem, was sie tun, auch Ahnung haben. Das ist als Aufruf zu verstehen, sich bei Organisatoren zu melden und sich hilfreich einzubringen.

Was man ebenso nicht vergessen darf, ist der Umstand, dass viele Menschen desillusioniert sind. „Jetzt gehen wir seit drei Jahren auf die Straße, verändert hat sich nichts.“ Kundgebungen können immer nur ein Teil eines großen Ganzen sein. Arbeit in Sozialen Medien, auf Homepages, aber auch Flyerverteilung bei jeder sich nur bietenden Gelegenheit sind außerordentlich wichtig. Dabei ist das Argument „wer soll das denn machen“, nicht akzeptabel. Wer 10 Menschen hat – und die hat jeder Organisator, kann jedem davon 100 Infoblätter zur Verfügung stellen und diese hat er in Briefkästen zu werfen oder sonst wie persönlich zu verteilen. Und jeder der zehn ist zu bitten, bei der nächsten Demo verlässlich zwei Freunde mitzubringen.

Zieht man das konsequent einige Monate durch, hat man wieder Leute auf der Straße. Dann müssen konkrete Forderungen wahrnehmbar an die Politik ergehen. Gerade in Salzburg ist jetzt im Wahlkampf die beste Chance, weil jeder Politiker nur zu gerne simuliert, am Wohlergehen der Bevölkerung interessiert zu sein. Dabei muss man sich nicht nur auf die „gewogenen“ Parteien FPÖ, MFG und in Salzburg WIRS beschränken – Forderungen kann man auch an die Altparteien stellen, auf Antworten drängen und diese dann veröffentlichen.

Und auch für alternative Medien wäre es leichter, solche Kundgebungen entsprechend zu unterstützen, wenn in ausreichender Vorlaufzeit ein ordentlicher Pressetext, ein paar Fotos und klare Forderungen übermittelt werden. Spazierengehen kann man in Wahrheit auch abseits der Demo-Szene – und in der Natur ist es oft deutlich schöner und besser fürs Gemüt. Wenn man Menschen erreichen will, braucht man konkrete Ideen – vielleicht versucht Martin Rutter in Wien aktuell ein neues Erfolgsrezept, indem er sich den ORF und andere Systemmedien als Ziel ausgewählt hat. Denn gegen die Systemmedien ist nicht erst jetzt jeder Groll in der Bevölkerung verständlich.

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