Bei einem Konzert am Sonntag im brandenburgischen Schönefeld bei Berlin solidarisierte sich die 61-jährige Sängerin Nena mit der maßnahmengeplagten Bevölkerung – es ist nicht das erste Mal, dass die bekannte deutsche Sängerin klar Stellung gegen die Politik der Willkür bezog. Vor einigen Monaten bedankte sich die Pop-Ikone in ihrer Instagram Story bei den Demonstranten einer Veranstaltung gegen die Corona Zwangsmaßnahmen in Kassel (Report24 berichtete) und erhielt dafür viel Zuspruch. Auch jetzt sind die Stimmen in den sozialen Medien überwiegend positiv.
Das Konzert in Schönefeld durfte unter strengen Hygieneauflagen und nur unter freiem Himmel stattfinden. Doch die Feiernden lehnen es ab, an der frischen Luft Masken zu tragen und in den für die Besucher zur Verfügung gestellten „Boxen“ zu verweilen. Die Stimmung war ausgelassen, das Wetter nicht schlecht, am späten Sonntagnachmittag herrschten angenehm warme Temperaturen in Brandenburg.
„Mir wird gedroht, dass sie die Show abbrechen, weil ihr nicht in eure Boxen geht“, so Nena. Auf Videos, die im Mikroblogging-Dienst Twitter veröffentlicht wurden, sind Pfiffe und Buhrufe zu hören – sie richten sich aber nicht gegen Nena, sie gelten den Corona Zwangsmaßnahmen der Bundesregierung. „Ich überlasse es eurer Verantwortung, ob ihr das tut oder nicht“, die Sängerin appelliert an die Eigenverantwortung der Besucher ihres Konzerts. Ob man sich in die Plexiglasboxen zurückziehe dürfe jeder frei entscheiden, „genauso wie jeder frei entschieden darf, ob er sich impfen lässt oder nicht.“ Die Menge jubelt.
„Schaltet den Strom aus oder holt mich mit der Polizei hier runter“
Die Veranstalter des Konzerts stellten Plexiglasboxen zur Verfügung, sogenannte „Cubes“. Jeder dieser Cubes ist für eine bestimmte Anzahl von Besuchern vorgesehen, in denen diese sich gemäß Hygienevorschriften aufzuhalten haben. Die Cubes waren in deutlichem Abstand voneinander auf dem Konzertgelände nahe des Flughafens BER in Schönefeld bei Berlin in Sichtweite der Bühne aufgestellt. Doch unter diesen Bedingungen will nicht so richtig Stimmung aufkommen, die Feiernden zogen es vor, Nenas Songs in direkter Nähe der Bühne zu lauschen.
Die Sängerin gibt ihren Fans Recht: „Gestern war [Anm. d. Red.: in Berlin] Christopher Street Day, und es war völlig okay, dass 80.000 Leute eng aneinander auf der Straße waren. Also schaltet den Strom aus oder holt mich mit der Polizei hier runter. Ich habe die Schnauze voll davon“, und die deutsche Sängerin weiter: „Die Frage ist nicht, was wir dürfen, sondern die Frage ist, was wir mit uns machen lassen.“ Die Bedingungen, unter denen das Konzert stattfinden durfte, wurden vorab durch die Veranstalter kommuniziert – das macht die Maßnahmen unter freiem Himmel aber in keiner Art und Weise nachvollziehbarer.
Reaktionen in sozialen Netzwerken mehrheitlich positiv
Die übergroße Mehrheit der Konzertbesucher zeigten sich solidarisch mit Nenas offensichtlicher Kritik an den Corona Zwangsmaßnahmen, wie zahlreiche Videos auf Twitter belegen. Der Jubel des Publikums als Reaktion auf ihre Aussagen war groß. Auch in den sozialen Netzen feierten zahllose Menschen ihre klaren Worte.
Vereinzelte User nutzten jedoch die Gunst der Stunde, gegen vermeintliche „Querdenker-Parolen“ Stimmung zu machen und negative Stimmung zu verbreiten. Ein angeblicher Teilnehmer des Konzerts schreibt in dem Mikroblogging-Dienst: „Ich habe das Nena Konzert jetzt vorzeitig verlassen. Querdenker Parolen und nicht eingehaltene Hygienekonzepte kann ich nicht gutheißen“. Ob diese Person tatsächlich auf dem Konzert anwesend war, darf zumindest begründet bezweifelt werden. Der genauere Blick auf das Profil des Twitter Nutzers offenbart, in einem Tweet nur 2 Stunden zuvor habe der User auf Grund einer Unwetterwarnung „bis 20 Uhr im Auto gammeln“ müssen. Wie das mit dem behaupteten Konzertbesuch im Einklang steht, bleibt unklar. Auch finden sich auf dem Profil keine weiteren Hinweise auf eine tatsächliche Anwesenheit auf dem Konzert.
Helge Schneider bricht Konzert nach 30 Minuten ab
Auch der bekannte Künstler und Kabarettist Helge Schneider machte zuletzt indirekt mit Kritik an den bei Veranstaltungen geltenden Maßnahmen auf sich aufmerksam: Er habe „langsam keinen Bock mehr“. Eine unter strengen Hygieneauflagen genehmigte „Strandkorb-Veranstaltung“ in Augsburg am vergangenen Freitag brach er nach 30 Minuten ab. Schneider begründete die Resignation unter anderem damit, „keinen Kontakt“ zum Publikum aufbauen zu können, und legte nach: „Das System ist einfach fadenscheinig und dumm.“
Später gab er an, dass vor allem die stetige Ablenkung durch umherlaufendes Gastronomie-Personal, das die Zuschauer bediente, geärgert habe. Er legte nach: „Ich will kein Scheißkonzert geben und ich spule auch nicht einfach nur ab. Ich will die Leute begeistern und das ist mir am Freitagabend nicht gelungen.“ Dem Komiker drohen nun wegen des Abbruchs rechtliche Konsequenzen, der Veranstalter hat angekündigt, Ansprüche auf Schadenersatz zu prüfen. Es handelte sich um die zweite von acht geplanten Auftritten Schneiders dieser Art und unter diesen Bedingungen.
Im Nachhinein
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