In der Bundesrepublik sagen die Menschen immer wieder, dass deutsches Geld für alle da ist, nur nicht für die Leute in Deutschland selbst. Ähnliches kann man nun wohl über das Erdgas sagen. Nicht nur Polen kann die Gasspeicher füllen, auch Marokko kann sich freuen.
Erst im Juli berichtete Report24 darüber, wie sich Polen die Gasspeichertanks fleißig über Pipelines aus Deutschland auffüllte, während in der Bundesrepublik selbst die Speicher nicht einmal ansatzweise ausreichend gefüllt waren. Eine kleine Gefälligkeit an Warschau, welches nicht müde wird, immer wieder neue historisch begründete Forderungen nach Milliardenzahlungen an Berlin zu stellen. Doch auch andernorts freut man sich über eigentlich für Deutschland bestimmtes Erdgas, nämlich in Marokko.
Wie die spanische Zeitung „Diario 16“ berichtet, fließt in Spanien verflüssigtes Erdgas aus den Vereinigten Staaten, welches eigentlich den Weg nach Deutschland finden sollte, nach Süden – und zwar ins autokratische Königreich Marokko. Dieses verfügt nämlich über keine Verflüssigungsanlagen. Deshalb wurde die Maghreb-Europa-Pipeline, die sonst eigentlich algerisches Gas nach Spanien lieferte, zur Europa-Maghreb-Pipeline umfunktioniert. Das (teure US-amerikanische) Erdgas fließt nun in umgekehrte Richtung.
„Der deutsche Stromkonzern RWE hat die marokkanische Regierung gerettet, indem er die Gasversorgung sowohl für die Industrie als auch für die Haushalte garantierte, und das in einer Zeit, in der sowohl die deutschen Bürger als auch der Rest Europas mit der Ungewissheit über die von der Europäischen Kommission angekündigten obligatorischen Kürzungen leben“, so die spanische Zeitung dazu.
Algerien, welches mit dem Nachbarn Marokko wegen der Westsahara im Clinch liegt, freut sich nicht darüber. Das Resultat: Wie auch bei Nord Stream 1 werden bei der Medgaz-Pipeline nun „technische Probleme“ geltend gemacht, um den Gasfluss über das Mittelmeer auszusetzen (mehr Hintergründe zu diesem Konflikt lesen Sie in unserem Bericht dazu hier). Und Algerien hat allen Grund dazu, sich über das völkerrechtswidrige Verhalten des „Wertewestens“ in Form der Brüsseler Eurokraten und der spanischen Sozialdemokraten zu echauffieren, zumal diese das von der UNO geforderte Unabhängigkeitsreferendum der Westsahara sabotieren. So viel zur „regelbasierten internationalen Ordnung“, die eben dieser „Wertewesten“ so gerne als Banner vor sich her trägt.
Die Ampel-Koalition in Berlin sabotiert mit ihrer verantwortungslosen Politik nicht nur die europäische Sicherheitsarchitektur, die auf eine entspannte Moskau-Politik setzen muss, sondern auch die komplette Energiesicherheit Deutschlands und Europas. Obwohl die Gasversorgung für die kommenden Monate nicht einmal ansatzweise gesichert ist, füllt Deutschland nicht nur die polnischen Gasspeicher auf, sondern auch noch jene Marokkos. Ein Polemiker würde nun fragen, wer sonst noch deutsches Gas haben möchte, zumal ja noch Vorräte in den deutschen Gasspeichern vorhanden sind…