Energiekrise: Deindustrialisierung Europas beginnt – erste Metallwerke schließen

Bild: freepik / fanjianhua

Europa ist als Standort für die Verhüttung von Metallen zunehmend uninteressant. Der Grund dafür sind vor allem die explodierenden Strom- und Energiepreise. Die Deindustriealisierung des Kontinents beginnt – und damit auch die umfassende Verarmung.

Eines vorweg: Die Industrie ist das produktive Herzstück einer jeden Volkswirtschaft. Sie schafft reale Werte und sorgt im Normalfall auch für gut bezahlte Arbeitsplätze, die den Wohlstand in den jeweiligen Regionen fördern. Während Kleinststaaten durchaus als „Steuerparadiese“ und mit einem starken Dienstleistungssektor (z.B. auch Tourismus) punkten können, sind insbesondere die größeren Länder auf eine funktionierende industrielle und gewerbliche Basis angewiesen. Dies trifft auch auf die Verhüttung von Metallen zu – insbesondere dann, wenn ein Land selbst über wenig eigene Rohstoffe verfügt, dafür jedoch über eine metallverarbeitende Industrie.

Hierbei geht es um die Wertschöpfungskette. Deutschland importiert beispielsweise Eisenerz oder Bauxit und verhüttet dies dann zu Stahl und Aluminium. Diese Rohstoffe werden dann veredelt oder weiterverarbeitet und landen dann zum Beispiel in der Automobil-, Bau- oder auch Maschinenbauindustrie. Dort werden sie zu Halb- und Fertigprodukten verarbeitet. Wie Sie sehen, bleibt ein Großteil der gesamten Wertschöpfungskette dadurch im eigenen Land. Die Rohstoffe (Erze) werden so lange in mehreren weiteren Schritten verarbeitet, bis dann einzelne Bauteile oder auch fertige Produkte die Fabriken verlassen und an die Kunden im In- und Ausland verkauft werden.

Doch gerade die Verhüttung wird in Deutschland und weiten Teilen Europas zunehmend uninteressant. Der Hauptgrund dafür sind die extrem gestiegenen Energiepreise. Denn die Metallverarbeitung selbst ist sehr energieintensiv. Doch mit rekordverdächtigen Preisen bei Strom und Erdgas wird das Ganze einfach unrentabel. Zum Vergleich: In China zahlten Unternehmen im Dezember 2021 gerade einmal 0,092 Euro pro kWh an Strom. Ein Preis, der mittlerweile zwar auch gestiegen sein dürfte, doch Deutschland lag damals schon mit 0,317 Euro pro kWh deutlich drüber. Mittlerweile liegen schon die Preise an den Strombörsen bei über 0,50 Euro pro kWh – und da sind Gewinne, Kosten, Steuern und Abgaben noch gar nicht einmal inkludiert.

Wie „Bloomberg“ nun berichtet, wird Norsk Hydro Ende nächsten Monats bereits ein Aluminiumwerk in der Slowakei schließen. Immerhin ist Aluminium in Bezug auf die Produktion eines der energieintensivsten Metalle. Und um das Ganze einmal in Relation zu setzen: Um eine Tonne Aluminium zu produzieren, braucht man etwa 14 Megawattstunden an Strom, was ausreicht, um einen durchschnittlichen Haushalt für etwa drei Jahre mit Elektrizität zu versorgen. Insgesamt haben West- und Mitteleuropa laut dem Bericht mittlerweile rund die Hälfte der Verhüttungskapazitäten für Aluminium und Zink verloren. Der Verhütter Budel in den Niederlanden setzt die Zinkproduktion ab dem ersten September „auf unbestimmte Zeit“ aus. Diese Anlage ist für rund zwei Prozent der globalen Zinkverhüttung verantwortlich.

Da solche Verhüttungsanlagen nicht einfach so innerhalb von Wochen oder Monaten umgezogen werden können, werden wir nicht nur einen enormen wirtschaftlichen Schaden erleben, sondern eine zunehmende Angebotsverknappung und damit auch massive Preissteigerungen. Dies wird auch die Produktion von Metallprodukten entsprechend negativ beeinflussen – und damit die industrielle Basis in Deutschland, Österreich und Europa allgemein. Denn ohne eine ausreichende Versorgung mit Rohstoffen und Materialien und ohne eine günstige Energieversorgung ist der Standort Europa zunehmend uninteressant. Und was passiert dann?

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