In Ankara zeigt man sich interessiert daran, der BRICS+ beizutreten. Man sehe darin keine Alternative zur NATO oder zur EU, sondern vielmehr eine Chance für die Ausweitung von wirtschaftlichen Beziehungen. Sich nur auf eine Seite zu verlassen, scheint nicht im Interesse der Türkei zu liegen.
Früher schon hat der türkische Präsident, Recep Tayyip Erdogan, sein Interesse an einem Beitritt der Türkei zur BRICS+-Gruppe bekundet. Entsprechende Evaluierungen wurden dabei bereits gemacht. Allerdings zeigte man sich seitens der westlichen Partner nicht besonders erfreut darüber. Doch für die politische Führung in Ankara ist dies irrelevant, da ein BRICS+-Beitritt nicht mit irgendwelchen politischen oder wirtschaftlichen Verpflichtungen verbunden ist.
Gegenüber der englischsprachigen Plattform „Middle East Eye“ sagte ein Vertreter der türkischen Regierung: „Wir sehen die BRICS nicht als Alternative zu NATO oder der EU. Jedoch ermutigt uns der stockende Beitrittsprozess zur Europäischen Union, andere wirtschaftliche Plattformen zu erkunden.“ Der türkische Regierungsvertreter fügte hinzu, dass die „auf dem Papier bestehenden Alliierten“ der Türkei oft Ankaras Sicherheitsbedenken übersehen und ihr fortschrittliche Waffensysteme verweigern. „Wir möchten Teil jeder multilateralen Plattform sein, selbst wenn es nur eine geringe Chance auf Vorteile für uns gibt.“
Sollte die Türkei der Staatengruppe beitreten, wäre sie das erste NATO-Land, welches diesen Schritt geht. Zwar positioniert sich die BRICS+-Gruppe nicht als „anti-westlich“, allerdings wird sie von Staaten (China und Russland) dominiert, die ihre Probleme mit dem US-geführten Wertewesten haben. Allerdings bieten sich so auch neue wirtschaftliche Perspektiven für die Türkei, zumal im Außenhandel derzeit vor allem der europäische Markt dominiert.
Die Türkei wird zwar nicht mit dem Westen brechen, doch neue wirtschaftliche Optionen mit dem „Globalen Süden“ könnten auch die Abhängigkeit vom US-Dollar und vom Euro reduzieren, da die BRICS-Gruppe ihre Entdollarisierungsbemühungen vorantreibt.