Der Anbau und Konsum von Cannabis soll in Deutschland legal werden – angeblich, um Minderjährige zu schützen. Wie man Drogenabhängigkeit bei Jugendlichen bekämpfen will, indem man sie normalisiert, bleibt das Geheimnis von Karl Lauterbach. Suchtmediziner schlagen die Hände über dem Kopf zusammen – und auch die Cannabis-Mafia dürfte sich schon die Hände reiben, denn der steigende Bedarf nach Inkrafttreten des Gesetzes will schließlich schnell gedeckt werden.
Kiffer freuen sich, Ärzte wie Prof. Rainer Thomasius schlagen derweil Alarm. Der Suchtmediziner warnt vor schlimmen Folgen der Legalisierung insbesondere für Kinder und Jugendliche: „Psychische Erkrankungen wie Psychosen, Schizophrenie, depressive und Angst-Störungen und mehr Suizide„, zählte er gegenüber der „Bild“ als erwartbare Konsequenzen auf. Das Signal an Minderjährige ist deutlich: Kiffen ist ab 18 Jahren bald offiziell erlaubt – und somit bestimmt ganz harmlos. Dass Dealer sich an Altersbeschränkungen halten werden, ist für Kritiker eine lachhafte Vorstellung. Karl Lauterbach und Cem Özdemir interessiert das freilich nicht.
Der Bundestag hat das Gesetz schon verabschiedet, nun muss es noch den Bundesrat passieren. Ab 1. April sollen Erwachsene ab 18 Jahren dann legal Cannabis konsumieren dürfen; ab 1. Juli erhalten auch Anbauvereinigungen die Möglichkeit, Cannabis legal anzubauen. Bis zu drei Pflanzen sollen Erwachsene auch selbst zum Eigenanbau besitzen dürfen. (Unfreiwillig komisch: Die deutsche Bundesregierung bebildert in ihren FAQ die vermeintliche Stärkung des Jugendschutzes mit einem Cartoonbild, das scheinbar bekiffte Jugendliche zeigt.)
Neben Suchtmedizinern gehen auch Oppositionspolitiker von einem steigenden Konsum der Droge nach Inkrafttreten des Gesetzes aus. Der AfD-Bundestagsabgeordnete Jörg Schneider, Mitglied im Gesundheitsausschuss, warnt, dass die legale Produktion dem Markt erst lange nach der Legalisierung folgen können wird: „Die Lücke wird der Schwarzmarkt decken. Die Cannabis-Mafia blickt mit leuchtenden Augen nach Deutschland.“ Zudem könne kaum kontrolliert werden, ob der Eigenanbau im Privaten den legalen Rahmen übersteigt und ob Cannabis nicht illegal weitergegeben wird. (Auch die Konsumverbotszonen um Schulen herum müssten übrigens kontrolliert werden – doch wer soll das leisten?) Das Missbrauchspotenzial sei insgesamt groß.
Dabei ist diese „Legalisierung Light“ nur der erste Schritt: Der immer wieder als Ungesundheitsminister und Pharmalobbyist verschriene Karl Lauterbach will im nächsten Schritt in ausgewählten Modellregionen Cannabis sogar in Fachgeschäften verkaufen. Deutschland soll scheinbar zur Kiffer-Nation verkommen. Anders ist die deutsche Politik möglicherweise auch bald nicht mehr zu ertragen.
Die Justiz kommt derweil in Wallungen, weil die Zeit bis zum Inkrafttreten des Gesetzes nicht ausreiche, um die zehntausenden Fälle zu prüfen, in denen verhängte Strafen ganz oder teilweise zu erlassen sind. Das ist insofern brisant, da das Gesetz Polizei und Justiz eigentlich entlasten sollte. Die geplante Amnestie führt stattdessen zur Überlastung – aus mehreren Bundesländern wird Kritik laut. „Wenn der Bund die Justizbehörden der Länder sehenden Auges in eine solche Situation laufen lässt, zeugt das von einer gehörigen Ignoranz gegenüber den tatsächlichen Gegebenheiten“, prangert die niedersächsische Justizministerin Kathrin Wahlmann (SPD) an und fordert eine Verzögerung um sechs Monate.
Weniger statt mehr Kinder- und Jugendschutz, mehr Drogenkonsum für alle und ein Mehr an Arbeit nicht nur für die Justiz, sondern auch für die Polizei, die die Einhaltung des Gesetzes kontrollieren muss: Lauterbachs Projekt dürfte wieder einmal ein voller „Erfolg“ werden.