Weitere Förderkürzungen bei Erdöl: Die Saudis zeigen Biden den Stinkefinger

Symbolbild: freepik / stockking

US-Präsident Joe Biden hatte die Saudis immer wieder dazu angehalten, genügend Öl zu produzieren, um so die Preise niedrig zu halten. Doch genau das Gegenteil geschieht: Saudi-Arabien schert sich nicht mehr um die Anliegen der Biden-Regierung. Washington verliert – zugunsten Chinas – immer mehr Einfluss in der Welt. Das hat auch für die Vasallenstaaten der USA in Europa Konsequenzen.

Am 2. April gaben Saudi-Arabien und andere Mitglieder der OPEC+ bekannt, dass sie ihre Ölproduktion um etwa 1,15 Millionen Barrel pro Tag senken werden, was auch zu einem Preisanstieg führen wird. Saudi-Arabien wird von Mai bis Ende 2023 freiwillig seine Ölproduktion um 500.000 Barrel pro Tag senken und begründet diese Maßnahme als Vorsichtsmaßnahme zur Unterstützung der Stabilität des Ölmarktes. Russland wird ebenfalls seine freiwillige Reduzierung der Ölproduktion um 500.000 Barrel pro Tag bis Ende 2023 verlängern, und andere OPEC+-Mitglieder folgten diesem Beispiel, darunter der Irak, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait, Kasachstan, Algerien und Oman.

Die Produktionskürzungen wurden aufgrund des niedrigen Ölpreises im März beschlossen, welcher auch aufgrund der Sorge vor einer weltweiten Bankenkrise fiel. Die Entscheidung der OPEC+ beruht auch auf der Vereinbarung der Mitglieder und Verbündeten im Oktober letzten Jahres, die Fördermenge von November bis Jahresende um 2 Millionen Barrel pro Tag zu kürzen. Laut dem jüngsten kurzfristigen Energieausblick der U.S. Energy Information Administration entspricht das Gesamtvolumen der Kürzungen durch die OPEC+ mehr als 3 Prozent der weltweiten Nachfrage.

Die Biden-Administration ist verärgert über den Plan des Ölförderkartells, da sie sich für mehr Öl auf dem Weltmarkt einsetzt, seit Russland eine Militäroffensive gegen die Ukraine gestartet hat. Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates im Weißen Haus hat auf die Entscheidung der OPEC+, die Rohölproduktion um 1 Million Barrel/Tag zu kürzen, mit den Worten reagiert, dass „Produktionskürzungen angesichts der Marktunsicherheit derzeit nicht ratsam sind“, und hinzugefügt, dass das Weiße Haus „weiterhin mit allen Produzenten und Verbrauchern zusammenarbeiten wird, um sicherzustellen, dass die Energiemärkte das Wirtschaftswachstum und niedrigere Preise für die amerikanischen Verbraucher unterstützen“.

Helima Croft, Leiterin der Rohstoffstrategie bei RBC Capital Markets, sagte, Saudi-Arabien verfolge eine von den USA unabhängige Wirtschaftsstrategie, nachdem sich die Beziehungen zwischen Riad und Washington während der Regierung Biden verschlechtert hätten. „Es ist eine Saudi-First-Politik. Sie schließen neue Freundschaften, wie wir es bei China gesehen haben“, sagte Croft und bezog sich dabei auf eine kürzlich von Peking vermittelte diplomatische Vereinbarung zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Das Königreich sende eine Botschaft an die USA, dass „die Welt nicht mehr unipolar ist“. Oder anders ausgedrückt: Die Saudis zeigen Biden einfach den Stinkefinger.

Für China selbst ist ein Anstieg der Ölpreise kaum ein Problem, da Peking mit mehreren Ländern (darunter Russland und der Iran) diverse Abkommen geschlossen hat, wonach das Reich der Mitte Erdöl dank großer Rabatte zu günstigen Preisen kaufen kann. Für die Europäer indessen, die sich in letzter Zeit immer enger an Washington angebunden haben, könnte dies zu einer Verschärfung der ohnehin schon kritischen Energiekrise führen.

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