Während im Zuge von Karl Lauterbachs stetigen Fehlprognosen aktuell wieder „#Lauterbachluegt“ auf Twitter trendet, versucht der Grüne „Gesundheits“-Politiker Janosch Dahmen sich als Klon des umstrittenen Panikministers: In einem Gastartikel in der FAZ fabuliert er von einer neuen Corona-Variante im Herbst, die ganz sicher alle bisher dagewesenen Mutanten in puncto Gefährlichkeit in den Schatten stellen wird. Retten kann uns nach Dahmens Ansicht – wie sollte es auch anders sein – nur der gesetzliche Impfzwang.
Ein Kommentar von Vanessa Renner
Man sollte im Zuge des Ukraine-Kriegs nicht den Fehler machen, das unliebsame Covid-Thema aus den Augen zu verlieren. Während das Volk sich nämlich brav in fremde Flaggen hüllt und dem Pathos der „Zeitenwende“ auf den Leim geht, werden dieselben Agenden wie zuvor weiter vorangetrieben – außerhalb des Blickfelds des Bürgers, der sich so außerordentlich gut darin gefällt, seine Welt in Blau-Gelb zu hüllen (und der dabei alles andere ausblendet).
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Dass der grüne Janosch Dahmen seinem scheinbaren Vorbild Karl Lauterbach in puncto Panikmache und Wissenschaftsferne in nichts nachsteht, hat sich in der Vergangenheit mehrfach gezeigt. Er macht daraus auch keinen Hehl. So ist in seinem neuesten Pamphlet für die Impfpflicht nun zu lesen:
Der Grund für die Abwendung eines überlasteten Gesundheitssystems in den letzten Wochen sind in erster Linie die staatlichen Schutzmaßnahmen, nicht die milderen Krankheitsverläufe. Und ebendiese Maßnahmen wollen wir künftig durch eine Impfpflicht verhindern.
Das ist nun wahlweise einfach nur eine ermüdende Wiederholung des ewig gleichen Blödsinns oder aber ein peinlicher Versuch, dem geplagten Karl Lauterbach Rückendeckung zu geben, der im Zuge seiner „die Intensivstationen werden überlastet sein“-Fehlprognose (auf Twitter sagt man dazu: „Lüge“) noch immer massiv Federn lässt. Die Behauptung, die Bundesregierung hätte durch ihren Maßnahmenschwachsinn irgendetwas „abgewendet“, ist in etwa so wissenschaftlich wie die Annahme, dass niedrigere Geburtenraten in einer Region darauf zurückzuführen sind, dass dort weniger Klapperstörche hausen. Dieses Beispiel kennt jeder Student, der sich in seiner akademischen Laufbahn mit Statistik auseinandersetzen musste. Janosch Dahmen kennt es wohl nicht – oder ignoriert eben geflissentlich, dass Korrelation und Kausalität zwei verschiedene Paar Schuhe sind. Vielleicht in der Hoffnung, irgendein Leser ist noch deppert genug, ihm zu glauben. Kennen Sie Menschen, die in Kliniken arbeiten? Auf Intensivstationen? Wenn Sie die Geschichte, dass dort ausschließlich böse Ungeimpfte liegen, für wahr halten, dann müssen wir Sie enttäuschen.
Dahmens Argumentation ist obendrein auch noch herzlich sinnlos, weil sich am Ausschluss der Sündenböcke der Nation – den Ungeimpften – aus der Gesellschaft seit vielen Monaten nichts geändert hat. Mehr hat der Staat nicht getan. Menschen – geimpft wie ungeimpft – infizierten sich trotzdem. Ein kleiner Teil von ihnen benötigte medizinische Behandlung, manche mussten auf die Intensivstation. 3G und schließlich 2G haben daran nichts geändert. 2G hat nur die Spaltung verschärft – auf ein Ausmaß, dass die Kluften mittlerweile zu groß sind, als dass man sie noch überwinden könnte (oder wollte). Omikron hat dagegen sehr wohl etwas geändert: Krankheitsverläufe wurden milder – trotz der saisonal typischen „Winterwelle“ war der Druck aufs Gesundheitssystem zuletzt spürbar geringer. Sie wissen schon, der Druck, der in allen Jahren vor Corona in schwankendem Ausmaß auch durch die gemeine Grippe entstanden ist.
Corona wird zum Killervirus
Für machtgeile und von Lobbyisten durchsetzte Regierungen ist das unschön. Deswegen befeuert man nun zunehmend das Narrativ der Killermutante im kommenden Herbst. So auch Dahmen:
Längst hat der Expertenrat der Bundesregierung klargestellt, dass mit einer erneuten Welle in Herbst und Winter gerechnet werden muss. Wie schwer sie uns trifft, haben wir heute in der Hand. Die Expertinnen und Experten halten die „möglichst lückenlose Immunität“ für das „effektivste Instrument“, um „im Herbst/Winter einer erneuten, starken Krankheitswelle vorzubeugen“. Aus wissenschaftlicher Sicht ist zudem eine neue Variante, die gefährlicher als alle vorangegangenen Mutanten ist, das wahrscheinlichste Szenario für den Herbst. Dass dreifach Geimpfte gegen eine solche Mutante nicht geschützt wären, ist hingegen sehr unwahrscheinlich.
An dieser Stelle darf einmal laut gelacht werden: Corona wird also doch noch zum Killervirus – sagt jemand, der seine Prophezeiungen ähnlich begründet wie Karl Lauterbach, der so gerne „private Berechnungen“ anstellt (oder mutmaßlich so lange mit mathematischen Modellen herumspielt, bis möglichst schockierende Zahlen dabei herauskommen). Um SARS-CoV-2 ultimativ gefährlich zu machen, wären wohl realistisch betrachtet einige Mutationen vonnöten – denn selbst die Sterblichkeit bei der Ursprungsvariante war schon zu gering, um das Narrativ der universell tödlichen Pandemie zu rechtfertigen. Jedoch: Selbstverständlich werden unsere aktuellen Covid-Vakzine ganz hervorragend gegen diese Monstermutante wirken! Das tun sie zwar bei den aktuellen Varianten aus naheliegenden Gründen schon nicht – aber im Herbst werden sie es ganz bestimmt!
Dahmen ist nicht zu sprechen
Diese Widersprüche fielen nicht nur kritischen Bürgern, sondern auch so manchem Journalisten auf, der seinen Auftrag noch ernst nimmt. So fragte beispielsweise Tim Röhn von der „Welt“ bei Dahmen an und bat um Informationen zur wissenschaftlichen Evidenz für dessen Vorhersagen. Die Antwort:
Die Bundesregierung nutzt das Wörtchen „Wissenschaft“ wie ein universelles Totschlagargument. „Wissenschaft“ ist aber kein Argument: Argumente ergeben sich nur aus der Gegenüberstellung vieler wissenschaftlicher Quellen, aus einer Betrachtung von Daten aus unterschiedlichen Perspektiven, aus der Analyse der tatsächlichen Evidenz für eine Aussage. Selbst dann kann man danebenliegen – selbst dann kann die Wahrheit, die Realität, am Ende anders ausschauen. Doch dass die Bediensteten des Volks es nicht für nötig erachten, auch nur im Entferntesten Belege für ihre apokalyptischen Voraussagen anzubringen, ist nicht nur armselig: Es ist auch unbeschreiblich dreist. Am peinlichsten aber wohl ist, dass die Bürger dies in großen Teilen noch immer so bereitwillig mit sich machen lassen.