Hört man DI Dr. Martin Steiner sprechen, wird klar: Hier ist viel Fachwissen vorhanden, ohne ständig ideologische Dogmen bemühen zu müssen. Er erklärt, was Sache ist – welche Art von Energie wir brauchen und welche Kraftwerkstypen sie liefern können – und welche nicht. Für die ideologischen Experimente, welche sich die Politik aktuell wünscht, existieren noch keine Übergangstechnologien – und speichern lässt sich Energie im benötigten Ausmaß auch nicht.
Ein Vortrag von DI Dr. Martin Steiner
Beim 9. Congress Austria am 24.3.2023 trug Martin Steiner zum Thema „ist die Energiewende ohne CO2 bis 2050 möglich?“ vor – wir haben ihn im Anschluss zum Interview gebeten (bitte klicken Sie auf das folgende Bild). Den nachfolgenden Text hat Herr Steiner extra für die Leser von Report24 verfasst, es handelt sich um eine kompakte Übersicht seines Vortrags. Etwas weiter unten finden Sie noch ein weiteres Video zum Thema.
Die Energiebereitstellung für Strom, Wärme und Mobilität erfolgte in Österreich im Jahr 2021 zu rund 60% aus fossilen Quellen. Weltweit beträgt dieser Anteil aktuell 87 Prozent.
Die Stromproduktion in Österreich erfolgt aktuell zu 79% aus regenerativen Quellen, dies deshalb, weil Österreich im Gegensatz zu anderen Ländern in der EU, geografisch bevorzugt ist (Wasserkraft + Pumpspeicher). Jedoch ist Österreich keinesfalls elektrisch energieautark. Die Differenz aus heimischer Energiebereitstellung und Bedarf wird zugekauft.
Wenn es mit der Versorgung nicht passt, drohen Brownout oder Blackout
Wichtig in diesem Zusammenhang ist zu verstehen, dass für Netzstabilität im europäischen Strom-Verbundnetz immer eine Gleichzeitigkeit von Produktion und Konsum elektrischer Energie erforderlich ist. Wenn diese NICHT gegeben ist, müssen Netzregelmechanismen eingreifen. Wenn die Netzstabilität nicht aufrecht erhalten werden kann, drohen Abschaltungen von Kraftwerksleistungen (bei Überangebot) oder Verbrauchern (Brownout) bei Mangel an Kraftwerksleistung. Sollten diese Regelmechanismen nicht ausreichen – droht ein so genanntes Blackout.
Unterschiedliche Kraftwerkstypen tragen unterschiedlich zu diesen Netzregelmechanismen bei. Besonders wichtig sind hier unsere Pumpspeicherkraftwerke, die in Sekunden hohe Leistungen in das elektrische Netz einspeisen können, ebenso wie Gaskraftwerke.
Wind- und PV Anlagen tragen NICHT zur Aufrechterhaltung von Netzstabilität bei, Wind und PV Energie ist kaum planbar (Vorhersagbarkeit), andere Kraftwerke müssen daher Grundlast und Regelenergie für 100% bereitstellen.
Nur Sonne und Wind? Ohne Backup-Kraftwerke geht es nicht
Für jede Energieeinheit aus einer Windkraft- und aus einer PV-Anlage brauchen wir daher im selben Ausmaß ein herkömmliches, konventionelles Backup-Kraftwerk – im Besonderen schnell regelfähige Kraftwerke wie Gas- oder Pumpspeicherkraftwerke – zur Aufrechterhaltung der Netzstabilität. Dies ist zwingend erforderlich, solange keine anderen geeigneten Übergangstechnologien und/oder keine geeigneten Speichertechnologien vorhanden sind und auch nicht installiert sind. Wenn nur auf Wind und PV gesetzt wird, muss klar sein, dass im selben Ausmaß konventionelle Kraftwerke betriebsbereit gehalten werden müssen, die jederzeit kostengünstig und verlässlich Leistungen in das Netz abgeben können, sobald die Sonne nicht ausreichend scheint oder der Wind nicht ausreichend weht. Alleine diese zwingend nötige Redundanzhaltung von Kraftwerken und der dafür zusätzliche Leitungsausbau verteuert den Preis für Strom.
Zusätzlich erhöht sich der Aufwand hinsichtlich Wahrung der Netzstabilität. Beiliegend eine Grafik hinsichtlich der massiven Erhöhung der diesbezüglichen Kosten in den letzten Jahren:
Länder mit hohem Anteil an Windenergie+Photovoltaik wie Deutschland und Dänemark haben daher bereits jetzt die höchsten Stromkosten in der EU.
Ein erhöhter Anteil von PV und Windenergie ist sowohl im Schwachlastfall (Produktion)– also auch im Starklastfall problematisch. Die gesamte Thematik ist nicht durchdacht und fehleranfällig. Folgeprobleme sind zu erwarten.
Beschlüsse in der EU wie der sog. EU green deal“ mit der Forderung nach „zero emission und „raus aus den fossilen Energien -> hin zu regenerativen Energien“ schafft grundsätzlich
3 Problembereiche: technisch – politisch – moralisch
Technisch:
- Regelenergiekraftwerke fehlen dazu (Gaskraftwerke und Pumpspeicherkraftwerke)
- Wind + PV erfordern 100% erforderliche stand by reserve von fossiler Energiekraftwerken!
- Es ist KEINE andere Übergangstechnologie und keine Speichertechnologie dazu vorhanden – und in den nächste Jahrzehnten auch nicht absehbar!
Politisch: „künstliche“ Probleme
- Das preiswerte russische Erdgas ist „unerwünscht“
- Das eigene vorhandene Schiefergas ist „unerwünscht“
- Das Festhalten am (physikalisch nicht haltbaren) CO2 Klimakatastrophen-Narrativ
Moralisch: das sind die Folgen
- Hohe Energiepreise vernichten den Mittelstand
- CO2-Besteuerung und hohe Energiepreise werden das Klima keinesfalls beeinflussen
- Vernichtet den Wohlstand unserer Gesellschaft & schafft Armut
Uns muss weiters klar sein, hohe Energiekosten und eine CO2-Besteuerung treffen zuerst die sozial Schwachen und schaffen Armut! Ebenso wird der Mittelstand geschwächt, Betriebe können bei hohen Energiekosten schwer kostendeckend produzieren und müssen schließen oder in das Ausland abwandern.
Leistbare Energie ist wesentlich für soziale Gerechtigkeit und Lebensqualität in unserer Gesellschaft.
-> um den Menschen bestmöglich zu helfen, gilt es daher die Energiekosten zu senken
-> um den Menschen bestmöglich zu schaden -> braucht man nur die Energiekosten zu erhöhen
Daher ist leistbare und sichere Energieversorgung für uns Menschen und für unsere Gesellschaft viel wichtiger als unrealistische EU GREEN DEALS und völlig unrealistische Klima-Narrative
Was wollen wir Menschen wirklich:
- Langes Leben, Gesundheit, Medizin (wenn notwendig)
- Hochwertige und leistbare Lebensmittel
- Freiheit der Mobilität
- Technik und leistbare Dienstleistungen
- Natürliche Landschaften
- Naturschutz, reines Waser und reine Luft
Dafür benötigen wir LEISTBARE ENERGIE – wo kommt diese her?
Weltweit zu 87 Prozent aus fossilen Quellen -> mit dem Verbrennungsprodukt CO2
Was ist CO2: 0,04 Prozent in unserer Atmosphäre, ist unsichtbar, geruchlos, geschmacklos, ungiftig, steigert Pflanzenwachstum und erhöht die Lebensmittelproduktion (+15 Prozent in den letzten beiden Jahrzehnten). Ja, CO2 ist ein klimaaktives Gas, aber die Klimasensitivität dieses Gases – jenseits der 0,04 Prozent ist äußerst gering, was auch von kaum einem Experten bezweifelt wird (siehe IPCC – technical report). Die Klimawirksamkeit und Gefährlichkeit von CO2 ist daher sehr fraglich, ebenso das gesamte „Klimakatastrophen-Narrativ“.
Wie sieht in diesem Zusammenhang Die REALITÄT aus?
- Die Welt wird an der Nutzung fossiler Energie festhalten, um die Menschen aus der Armut & in bessere Lebensqualitäten zu führen, egal was A, D oder die EU tun wird.
- Eine CO2-Besteuerung und hohe Energiepreise werden das Klima keinesfalls beeinflussen
- Fossile Energie wird daher auch zukünftig verwendet werden, die CO2 Emissionen weltweit werden daher weiter steigen – völlig egal, was A,D oder die EU tun werden.
Energiebereitstellung in der EU, ausschließlich mit Wind und Sonne, ist technisch wie dargelegt undurchführbar, vernichtet Wohlstand und schafft Verarmung. Deshalb muss die Forderung lauten: Leistbare und sichere Energiebereitstellung. Es ist aktuell keine Übergangstechnologie und keine Speichertechnologie für eine Energiewende vorhanden, die nur auf Wind und Sonne basiert. Eine solche Technologie ist auch in den nächsten Jahrzehnten nicht absehbar!
Wir müssen von einer unrealistischen, gesteuerten und wohlstandsverwahrlosten Klimaidiotie und Klimahysterie von einigen Wenigen wegkommen – hin zum Energierealismus UND Klimarealismus für uns viele, für uns Menschen und für unsere Gesellschaft!
Über den Autor
DI Dr. Martin J.F. Steiner MSc ist Absolvent der TU Wien – Studienrichtung Elektrische Energietechnik – und beschäftigt sich seit mehr als 3 Jahrzehnten mit den Themen Erneuerbare Energie, Energieautarkie und Klimawirkung der verschiedenen elektrischen Kraftwerkstypen.
https://www.str2030.at/Energie-Autarkie-Martin-Steiner
