Aus immer mehr armen Ländern kommen bereits Horrormeldungen, weil sich die Versorgungslage mit Lebensmitteln verschärft. Doch die wohlhabenderen Staaten werden von der Nahrungsmittelkrise nicht verschont. Dieses Jahr wird wohl schlimmer als jene zuvor.
Die Menschen in Europa und in Nordamerika spüren bereits, wie die in den letzten Monaten deutlich teurer gewordenen Lebensmittel (neben den Energiekosten) ihre Haushaltskassen strapazieren. Doch in anderen Weltgegenden, wo die Menschen schon zuvor quasi von der Hand in den Mund lebten, ist die Lage wirklich dramatisch, zumal es dort nicht ein Netz von Tafeln gibt, wo sich die Menschen gratis bzw. sehr kostengünstig mit Nahrungsmitteln versorgen können. Auch stößt die staatliche Unterstützung mit subventionierten Grundnahrungsmitteln insbesondere in den ärmeren Ländern an ihre Grenzen.
Quer über den afrikanischen Kontinent häufen sich die Berichte darüber, dass die aktuelle Nahrungsmittelkrise schlimmer ist als das, was bisher dort gesehen wurde. In einem Reuters-Bericht heißt es, dass Mütter ihre toten Kinder in die pädiatrischen Kliniken bringen würden, ohne zu wissen, dass sie bereits tot sind. In Ostafrika ist die Zahl der Menschen, die in akuter Lebensmittelunsicherheit leben um 60 Prozent gestiegen, in Westafrika um fast 40 Prozent. Und es sieht nicht danach aus, als ob sich das in den kommenden Monaten irgendwie verbessern würde.
In Pakistan (einem nicht ganz so armen Land) raufen sich die Menschen um ein paar Kilo subventioniertes Weizenmehl, weil sie sich die Marktpreise nicht mehr leisten können. Auf den Philippinen haben mehrere Personen einen Raum der Lehrer-Eltern-Vereinigung ausgeraubt und an die Tafel geschrieben, dass sie dies taten, weil sie kein Geld zum Kauf von Reis zur Versorgung ihrer Familien mehr hatten. Doch das sind nur ein paar wenige Beispiele von so vielen rund um den Erdball. Der Generaldirektor des Welternährungsprogramms (WFP), David Beasley, erklärte gegenüber dem „Time„-Magazin:
Als ich diese Aufgabe vor sechs Jahren übernahm, waren 80 Millionen Menschen auf dem Weg in den Hunger. Unmittelbar vor Covid stieg diese Zahl auf 135 Millionen, [wegen] von Menschen verursachter Konflikte und Klimaschocks. Dann kam Covid und die Zahl stieg auf 276 Millionen. Das war vor Äthiopien. Das war vor Afghanistan. Das war vor der Ukraine. Die Ukraine baut genug Nahrungsmittel an, um 400 Millionen Menschen zu ernähren. Sie wurde von der größten Kornkammer der Welt zur längsten Warteschlange der Welt. Hinzu kommen Düngemittelpreise, Dürren, Unterbrechungen der Versorgungskette, Treibstoffkosten, Lebensmittelkosten und Transportkosten, so dass jetzt 349 Millionen Menschen auf dem Weg in den Hungertod sind.
Beasley warnte weiter: „Wenn Sie wissen wollen, in welchen Ländern es in den nächsten 12 bis 18 Monaten zu Destabilisierung und Massenmigration kommen könnte, beginnen Sie mit den 49 Ländern, die gerade an die Tür der Hungersnot klopfen. Und es kommen neue Zahlen zur Weizenproduktion, zur Getreideproduktion, zur Getreideproduktion in Indien, Argentinien, Brasilien, und es geht abwärts, abwärts, abwärts, abwärts.“ Also keine guten Aussichten auch für dieses Jahr, da sich die Aussichten massivst verschlechtern. Nicht nur für die armen Länder, sondern auch für jene, die noch als wohlhabend gelten.
Man sollte nicht vergessen, dass die Energiekrise auch zu einer Düngemittelkrise führt, welche ihrerseits wiederum zu einer Ernährungskrise führt. In Europa beispielsweise wurde deshalb bereits mehr als zwei Drittel der Ammoniakproduktion eingestellt – und Ammoniak ist für die Herstellung von Stickstoffdünger unerlässlich. Wir befinden uns also in einer globalen Abwärtsspirale, die noch furchtbare Auswirkungen mit sich bringen wird. Die globale Nahrungsmittelkrise hat erst begonnen – und wird noch viel schlimmer. Sind Sie darauf vorbereitet?