Westliche Fehlkalkulation: Russlands Öleinnahmen steigen auf Rekordhoch

Bild: freepik / evgeniibashta

Der Westen schadet sich mit dem Ölembargo gegen Russland nur selbst, während Moskau Rekordeinnahmen aus dem Geschäft verzeichnet. Man schießt sich selbst ins Knie. Denn viele Länder haben kein Interesse, sich diesen Sanktionen anzuschließen und sich selbst zu schaden.

Man könnte meinen, in Washington, Brüssel, London, Berlin & Co sitzen Wirtschaftsexperten, die sich Gedanken über die Auswirkungen von Sanktionen auf alle Seiten machen. Doch offensichtlich überwiegen die Ideologen, die sich weniger ökonomische Gedanken machen, oder einfach nicht weit genug denken. Dies zeigt sich auch in Bezug auf die Sanktionen auf russisches Erdöl und Erdgas. Denn während die westlichen (und nicht nur die) Volkswirtschaften leiden, verdient Moskau prächtig am Ölverkauf und kann so viele Auswirkungen der Sanktionen mindestens abfedern.

Neueste Daten zeigen nämlich, dass Russlands Öl- und Gaseinnahmen im April ein Rekordhoch erreichten und in einem einzigen Monat auf 1,8 Billionen Rubel stiegen, nach 1,2 Billionen im März, was zu folgenden verblüffenden Zahlen führte: „Nach nur vier Monaten hat Russlands föderaler Haushalt bereits 50 Prozent der geplanten Öl- und Gaseinnahmen für 2022 (9,5 Billionen) erhalten.“

Auch „Bloomberg“ bestätigt unter Berufung auf Daten der Internationalen Energieagentur die Entwicklungen. Laut dem monatlichen Marktbericht der in Paris ansässigen IEA verdiente Moskau 2022 mit dem Verkauf von Rohöl und Produkten in Höhe von rund 8 Millionen Barrel pro Tag monatlich etwa 20 Milliarden US-Dollar. Etwas, das eigentlich vorherzusehen war. Denn Washington hat sich offensichtlich völlig überschätzt, was das Sanktionsregime betrifft. Russland ist nämlich nicht Venezuela, Nordkorea oder der Iran. Die meisten Länder dieser Welt haben sich – aus eigenem wirtschaftlichen Interesse heraus – den Strafmaßnahmen nicht angeschlossen. Russland kann weiterhin Öl und Gas verkaufen und das auch noch zu einem deutlich besseren Preis als zuvor.

Neu Delhi beispielsweise hat eben erst einen Deal mit Moskau abgeschlossen und bekommt Erdöl mit einem Rabatt von 20 bis 25 Dollar auf den Marktpreis. Auch Kunstdünger – enorm wichtig für die indische Landwirtschaft – wird nach wie vor aus Russland geliefert, weil sich die Inder den westlichen Sanktionen nicht anschließen. Ebenso Brasilien. Präsident Bolsonaro weiß, wie wichtig der Dünger für das Land ist und weigert sich, dem US-Druck nachzugeben. Und das sind nur zwei der prominenteren Beispiele. Gleichzeitig verschärfen vor allem die Amerikaner und die Europäer (zusammen mit ein paar wenigen Verbündeten wie Australien, Singapur, Japan oder Südkorea) ihre Gangart und sorgen so für immer größere wirtschaftliche und finanzielle Verwerfungen.

Im sogenannten „globalen Süden“ fragen sich viele Kommentatoren, aus welchen Gründen sich ihre Länder diesen Sanktionen gegen Russland anschließen sollen. Denn wer hat beispielsweise die Vereinigten Staaten und die NATO-Länder sanktioniert, als diese den Irak, Libyen, Syrien, Afghanistan und andere Staaten verwüsteten? Man wirft dem Westen vor, scheinheilig zu agieren und mit einer Doppelmoral vorzugehen – auch wenn man das russische Vorgehen selbst nicht begrüßt. Doch gerade in den Entwicklungs- und Schwellenländern herrscht ein gewisser Pragmatismus vor. Vor allem dann, wenn es um die eigene Wirtschaft geht. Hohe Energie- und Nahrungsmittelpreise führen (siehe beispielsweise Sri Lanka) zu massiven Unruhen und Instabilität. Dies wollen die Führungen vieler ärmerer Länder möglichst verhindern.

Über kurz oder lang könnte dies dazu führen, dass gerade die energieintensive Industrie in solche Länder abwandert, in denen die Versorgung – im Gegensatz zu Europa – auch längerfristig gewährleistet ist. Auch Russland selbst könnte dank der günstigen Energie Ziel jener Unternehmen sein, deren Fokus nicht in erster Linie der westliche Markt ist. Insgesamt zeigen die Zahlen für Russland jedoch, dass die Sanktionen nicht jene Wirkung haben, die sie offiziell haben sollen. Doch dann stellt sich die Frage: Wenn man einmal davon ausgeht, dass die Verantwortlichen in Washington, Brüssel & Co wissen, was sie tun – warum schaden sie den eigenen Volkswirtschaften mit diesen Sanktionen und Embargos so sehr, obwohl die Auswirkungen auf Russland selbst im Vergleich dazu vernachlässigbar sind?

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