In den letzten Jahrzehnten haben sich die Autismus-Diagnosen bei Kindern in den Vereinigten Staaten vervielfacht. Liegt dies nur an intensivierten Diagnosen auch bei den Minderheiten oder an anderen Faktoren?
Im Jahr 2020 wurden von den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in den USA Daten erhoben (und eben erst veröffentlicht), die zeigen, dass eines von 36 (2,8 Prozent) achtjährigen Kindern an einer Autismus-Spektrum-Störung (ASD) leidet. Dies stellt einen Anstieg gegenüber dem vorherigen Bericht im Jahr 2018 dar, in dem 1 von 44 (2,3 Prozent) Kindern mit Autismus diagnostiziert wurde. Die Autismus-Prävalenz hat seit Beginn der CDC-Studien im Jahr 2000 stark zugenommen, von 1 von 150 Kindern bis hin zur aktuellen Schätzung von 1 von 36 Kindern.
Ein weiterer CDC-Bericht, der auch 2020 erhoben und eben erst veröffentlicht wurde, zeigt, dass während der Covid-19-Pandemie bei vierjährigen Kindern seltener eine ASD-Diagnose gestellt wurde als bei achtjährigen Kindern desselben Alters. Vor der Pandemie wurde bei 4-jährigen Kindern sogar häufiger Autismus diagnostiziert als bei 8-Jährigen.
Zum ersten Mal seit Beginn der CDC-Studien wurde in beiden Studien festgestellt, dass die Autismus-Prävalenz bei schwarzen, hispanischen und asiatisch/pazifischen Kindern höher ist als bei weißen und gemischtethnischen Kindern. Die ASD-Prävalenz unter diesen Gruppen stieg zwischen 2018 und 2020 um 30 Prozent. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass diese Gruppen nun vermehrt Screening, Bewusstsein und Zugang zu Dienstleistungen erhalten.
Die meisten autistischen Kinder haben entweder eine geistige Behinderung (37,9 Prozent) oder befinden sich an der Grenze zu einer solchen (23,5 Prozent). Bei schwarzen Kindern mit Autismus war die Wahrscheinlichkeit, dass sie gleichzeitig eine geistige Behinderung hatten, weitaus größer als bei weißen Kindern, was auf eine Unterdiagnostik bei ASD ohne geistige Behinderung bei schwarzen Kindern hinweist.
Die steigenden Autismusraten bei US-Kindern haben dazu geführt, dass sich die Forschung auf umweltbedingte Risikofaktoren konzentriert, die mit der Störung in Verbindung gebracht werden, wie z. B. Metalle wie Aluminium und Quecksilber in Impfstoffen, Exposition gegenüber Glyphosat, Verwendung von Paracetamol während der Schwangerschaft und im Säuglingsalter, Schwermetalle in Babynahrung und andere organische Umweltschadstoffe. Auch Industriechemikalien wie Blei, Arsen, Kupfer, Selen, Eisen und Magnesium werden mit der Störung in Verbindung gebracht.
Insgesamt zeigen die CDC-Studien einen Anstieg der Autismusraten bei US-Kindern und weisen auf eine mögliche Unterdiagnostik bei bestimmten Bevölkerungsgruppen hin. Die Forschung konzentriert sich weiterhin darauf, welche Rolle genetische und umweltbedingte Faktoren bei der Entstehung von ASD spielen.