Noch nie war ein Wahlkampf so günstig. Zwar nicht für Noch-Bundeskanzler Nehammer, wohl aber für Herbert Kickl. Die Beliebtheit des aktuellen Kanzlers kann auch kein Wunder-Wutzi-Wahlprogramm mehr retten, das er längst hätte umsetzen können. Wenn man bedenkt, dass er eigentlich gerade (noch) im Amt ist und bis dato genau das Gegenteil gemacht hat. Beim Wahlauftakt in Wels wurden Nehammer und seine Belegschaft jedenfalls lautstark mit Buhrufen begrüßt und ausgepfiffen. Aufgrund der hohen Beliebtheit versteckte man sich hinter Bauzäunen und zahlreichen Sicherheitsmitarbeitern. Diese Art der „Sympathie“ kann man ignorieren, muss man aber nicht.
Ein Kommentar von Edith Brötzner
Wie sagt man so schön: „Der Kas is`bissen.“ Seine Tage auf dem Kanzler-Thron sind definitiv längst gezählt. Gönnen wir Nehammer also die letzten Wochen in seiner Position. Was er wohl vergessen hat, ist, dass er, seine Vorgänger und die Regierung in den letzten vier Jahren die Bevölkerung durchgängig schikaniert und nach Strich und Faden verarscht haben.
Wen wundert es jetzt also, dass der Karli mit seinen Beliebtheitsumfragen durch die Decke – Pardon, steil bergab durch den Boden – schießt und Herbert Kickl die Herzen der Bevölkerung im Sturm erobert. Dass Herbert Kickl auch der Nehammer-ÖVP nicht mehr aus dem Kopf geht, hat sich beim ÖVP-Wahlkampfauftakt gezeigt. Dort wurde der Name Kickl zig-fach öfter genannt als der Name des Noch-Bundeskanzlers. Da kann man auch mal drüber nachdenken.
Bilder mit einer fragwürdigen Geschichte
Worüber man sich vielleicht auch Gedanken machen sollte, ist der Kunstgeschmack der Gmundner. Auf den derben Kulturgeschmack der Bad Ischler und deren perversen Pudertanz folgt nun die überdimensionale, brechreizauslösende Bildergalerie des umstrittenen Gottfried Helnwein, die blutüberströmte, lächelnde Kinder, schmusende, minderjährige Mädchen und ein Kind in Nazi-Uniform zeigt. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten.
Über Gewalt- und Pädophantasien an Kindern jedoch bestimmt nicht. Für mich als Mutter ist es unverständlich, wie die Stadt Gmunden es zulassen kann, sich mit solchen Bildern auf Steuerzahlerkosten tapezieren zu lassen. Alleine die Entstehungsgeschichte dieser Bilder sollte man unbedingt kritisch hinterfragen. Während der Künstler von „gewollten Diskussionen“ spricht, findet ein großer Teil der Österreicher derlei Abartigkeiten ganz und gar nicht diskutabel.
Wen oder was diese Bilder wachrütteln sollen, bleibt mir ein Rätsel. Ganz im Gegenteil. Solche Fotos verstören Kinder und feiern pädosadistische Gewalt.
Zweifelhafte Grenzkontrollen
Während die Menschheit derlei perverse Abartigkeiten an den Gebäuden Gmundens zu dulden scheint, pikiert man sich an der deutschen Grenze bereits über mit Zahnbürsten bewaffnete Quasi-Migranten. Man kann von Martin Sellner halten, was man will, ihn sympathisch finden oder auch nicht.
Für die Politiker unserer deutschen Nachbarn ist es jedenfalls mehr als peinlich, ein rechtlich ohnehin nicht umsetzbares Einreiseverbot für unbescholtene österreichische Bürger zu kommunizieren, nur weil jemand gerade mal nicht mit dem linkswoken Meinungsstrom schwimmt. Gehalten hat das verbale Migrations-Verbot für Martin Sellner freilich nicht. Nach einer umfangreichen Grenzkontrolle durfte er letztendlich doch noch nach Passau einreisen.
Dass deutsche Grenzen tückisch sein können, musste vor wenigen Wochen auch einer meiner Freunde feststellen. Nachdem an der deutschen Grenze ein Spielzeugtraktor in seinem Kofferraum gefunden wurde, fiel die Grenzkontrolle dann etwas intensiver aus. Einreisen ließ man ihn nach längerem Hin und Her dann doch, 100 km Begleitschutz im Zivilfahrzeug inklusive.
Hätte ja sein können, dass er mit seinem Mini-Traktor eine eigene Revolution hätte anzetteln wollen. Fazit der Woche: Während uns perverse Kampagnen als normal verkauft werden sollen, verkauft man uns das Normale als pervers. Zum Abschluss wünsche ich meinem „Freund“ Karli noch eine angenehme Wahlkampftour. Genieß die wenigen Tage oder Wochen, die dir in deinem Amt noch bleiben.