Die Studie zum Vertrauen der Menschen in den OECD-Nationen gegenüber ihren Regierungen war vor einigen Tagen in aller Munde. Kollektiv weigerten sich absolut alle Systemmedien bis hin zum ach so kritischen ZackZack, die Studie zu verlinken – alle schrieben denselben APA oder DPA-Text ab. Bei Report24 erfährt man – wie so oft – ein kleines bisschen mehr. Während sich der Mainstream auf die Politik stürzt, zeigt die Studie auch massives Misstrauen gegenüber Medien auf.
Bei der namenlosen und unverlinkten Studie, die beispielsweise hier, hier, hier und hier erwähnt wird, entsteht der Anschein, dass Österreich eine der Nationen ist, wo so gut wie niemand mehr Vertrauen in die Politik hat. An dieser Stelle gleich einmal unsere vorzügliche Verachtung für die „Journalistenkollegen“. Es ist absolut inakzeptabel, so eine Nachricht flächendeckend zu verbreiten und den Lesern keinerlei Möglichkeit anzubieten, die Behauptungen im Detail zu überprüfen.
Die Studie erschien am 13. Juli
Wir gehen davon aus, dass es sich um das Papier „Building Trust to Reinforce Democracy: Main Findings from the OECD Trust Survey“ handelt, das am 13. Juli 2022 erschienen ist – dem Tag der Berichterstattung der großen Presseagenturen. Es geht also um „Vertrauensbildung, um die Demokratie zu stärken“. Die Befragungen wurden im Laufe des Jahres 2021 in 22 OECD Mitgliedsstaaten durchgeführt, die Grafiken weisen die Ergebnisse von 20 dieser Länder aus. Teilgenommen haben: Australien, Österreich, Belgien, Kanada, Kolumbien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Island, Irland, Japan, Korea, Lettland, Luxemburg, Mexiko, Niederlande, Neuseeland, Norwegen, Portugal, Schweden und das Vereinigte Königreich.
Die OECD ist eine Art wirtschaftsorientiertes Gegenstück zur NATO
Die OECD – Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – ist nach eigenen Angaben eine „internationale Organisation mit 38 Mitgliedstaaten, die sich der Demokratie und Marktwirtschaft verpflichtet fühlen“. Wikipedia erklärt: Die OEEC kann als eine auf Anregung der USA etablierte kontinentale Planungskommission für ganz Europa gesehen werden. Das Ziel der OEEC war, ein gemeinsames Konzept zum wirtschaftlichen Wiederaufbau und zur Zusammenarbeit in Europa zu erarbeiten und umzusetzen. Insbesondere sollten die europäischen Länder in den Entscheidungsprozess über die Verwendung der Gelder aus dem Marshallplan eingebunden werden. Die OECD ist die Nachfolgeorganisation der Organisation für Europäische Wirtschaftliche Zusammenarbeit (OEEC). Damit ist also klar, dass es sich in etwa um das wirtschaftliche Gegenstück zur NATO und nicht um eine unabhängige Organisation handelt.
Es wurde viel mehr abgefragt als nur Vertrauen in die Politik
Die Tabellen ergeben, dass neben Politik auch das Vertrauen in öffentliche Institutionen sowie die Medien abgefragt wurde. Während das Vertrauen der Österreicher in die Politik an vierter Stelle der Befragten auf außerordentlich niedrigem Niveau steht (nur in Kolumbien, Japan und Lettland sieht es noch düsterer aus), misstrauen die Österreicher mehrheitlich auch den Behörden, der Legislative und den Medien. Österreich ist in absolut jeder Grafik in den Top 5, wenn nicht gar in den Top 3 – in negativer Hinsicht. Beispielsweise glauben nur in Lettland weniger Menschen, dass ihre Regierung eine Gesundheitskrise gut bewältigen kann. In Österreich ist dieser Wert unter 30%. Beim Klimawahn glauben ebenfalls weniger als 30% der Österreicher, dass das Land die behauptete Krise bewältigen könne. Nur etwa 32% der Österreicher vertrauen den Medien.
Menschen haben die Hoffnung auf Besserung weitgehend aufgegeben.
Eine der Fragestellungen war, ob die Regierungen auf Wünsche und Anregungen aus der Bevölkerung reagieren würden, wenn sich nur ausreichend Menschen beschweren würden. Das glaubt man mehrheitlich nur in Südkorea, in allen anderen Ländern zweifelt die Bevölkerung. In Österreich ist dieser Wert in der Gegend von 36%. Dies zeigt an sich ein Totalversagen des politischen Systems auf, von dem sich die Menschen nicht gehört und nicht vertreten fühlen. Die nächste Frage zementiert diese Sichtweise: Die Frage, ob man an der politischen Entscheidungsfindung im eigenen Land teilhaben könne, beantworteten deutlich unter 20% der Österreicher mit einem klaren „Ja“. Schlechter ist dieser Wert nur in Kolumbien und Lettland. Übrigens – in Oberösterreich vertrauen die Menschen der Landesregierung am allerwenigsten – das Bundesland wird mit harten Corona-Maßnahmen von der ÖVP geführt, ein „hellblaues Beiwagerl“ unter Manfred Haimbuchner (FPÖ) nickt aus Gründen des Machterhaltes alles ab.
Korruption wurde abgefragt
Auf die Frage, ob ein Politiker jemandem Zugeständnisse machen würde, wenn er ihm einen lukrativen Job in der Privatwirtschaft anbietet, antworteten nur ca. 22% der Österreicher, dass der Politiker ablehnen würde. Hier sind überraschenderweise nur die Japaner skeptischer, die sich bei 15% einpendeln. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass in Österreich bis zu 78% der Menschen von intensiver Korruption ausgehen, in Japan sogar 85%. In diese Kerbe schlägt auch die Analyse, ob reiche oder arme Menschen der Regierung mehr vertrauen. Wenig überraschend trauen weltweit die Reichen ihren Regierungen mehr als die Armen. In Österreich sind dies 20% der Armen und etwa 33% der Reichen. Das leitet sich daraus ab, dass die Politik ersichtlich die Reichen begünstigt – eine Spielart der Korruption.
Junge vertrauen der Politik noch weniger
Auch dieses Datenblatt wurde vom Mainstream negiert: Junge Menschen vertrauen der Regierung noch weniger als ältere Menschen. Ähnlich verhält es sich in Relation zur Bildung. Menschen mit „mittlerer Bildung“ misstrauen der Regierung deutlich mehr als Menschen mit tertiärer Bildung. Einzig das Vertrauen in das Rechtssystem (Polizei, Gerichte, Justizsystem) ist in den meisten Ländern – sogar in Österreich – über 50 Prozent angesiedelt.
Sie finden zahlreiche weitere Grafiken in der Original-Studie. „Building Trust to Reinforce Democracy: Main Findings from the OECD Trust Survey„. Vergleichen Sie diese mit der Berichterstattung heimischer Medien, dann wissen Sie auch gleich, warum niemand mehr diesen Medien Vertrauen schenkt.