Das stetige Drängen von Deutschlands Ungesundheitsminister Karl Lauterbach in Richtung vierter Impfung für alle sorgt zunehmend für Kritik. Die STIKO bleibt bei ihrer Ansage, den zweiten Booster nur Menschen ab 70 Jahren und Immungeschwächten zu empfehlen. Das geht Lauterbach, der Massen von Impfstoff gekauft hat, der nun nach und nach sein Verfallsdatum überschreiten wird, aber nicht weit genug. Das negative Echo ist allerdings so gewaltig, dass der Minister sich seiner liebsten Ausrede bedient: „Hab ich nie gesagt“ und „hab ich nicht so gemeint“. Doch, hat er.
Ein Kommentar von Vanessa Renner
Nachdem sich Virologen, Epidemiologen und andere Experten in den Medien alles andere als positiv über Lauterbach und seine unwissenschaftlichen Impffantasien geäußert haben, rudert dieser nun zurück: „Ich habe nie gesagt, dass alle jüngeren Leute sich jetzt impfen lassen sollen. Das ist einfach falsch,“ behauptet er.
Allgemeine Impfempfehlung von Lauterbach schon Mitte Juli
Wie so oft ist diese Aussage seinerseits gelinde gesagt fragwürdig, denn schon Mitte Juli sagte er in einem Interview: „Wenn jemand den Sommer genießen will und kein Risiko eingehen will zu erkranken, dann würde ich in Absprache natürlich mit dem Hausarzt auch Jüngeren die Impfung empfehlen.“ Wenn jemand den Sommer genießen will – allein die Tatsache, dass er dies als maßgeblichen Faktor für die Impfentscheidung nannte, entlarvt den Minister vollends. Im Kern heißt das: Wer normal leben will, hat sich zu impfen. Und dass Lauterbach genau das meint, das hat er in bald zwei Jahren Impfpandemie eindrücklich bewiesen. STIKO-Chef Thomas Mertens zeigte sich über die eigenmächtige Empfehlung Lauterbachs schon damals alles andere als begeistert und konstatierte, dass es keine Daten gebe, die Viertimpfungen für unter-70-Jährige stützen würden – er lehne das Motto „viel hilft viel“ in diesem Kontext ab.
Lauterbachs Aussage führte dazu, dass die Bundesregierung selbst den fanatischen Minister zunächst in die Schranken wies. Auf eine Anfrage von FDP-Vize Wolfgang Kubicki zum Thema Impfempfehlung beeilte man sich im Gesundheitsministerium festzustellen: „Für die Bundesregierung sind die wissenschaftlichen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert-Koch-Institut maßgeblich.“ Zu dieser Bundesregierung scheint Lauterbach nicht zu gehören. Die BILD hakte später allerdings erneut nach, woraufhin Lauterbachs Ministerium sichtlich ins Trudeln geriet: Man halte zwar an der STIKO-Empfehlung fest, aber Lauterbachs Empfehlung sei ja quasi eine „Ergänzung“. Vielleicht dürfen fortan auch Reinigungskräfte im Bundestag die STIKO-Empfehlungen „ergänzen“ – wissenschaftlicher oder unwissenschaftlicher als bei Lauterbach fiele das Ergebnis jedenfalls nicht aus.
„Wir brauchen Empfehlungen für alle Altersgruppen“
Und zuletzt? Da sagte Lauterbach wörtlich: „Natürlich wollen auch die Jüngeren wissen, was sie denn nun machen sollen. Wir brauchen jetzt klare Empfehlungen für alle Altersgruppen.“ Und: „Wir sollten nicht nur sagen, was die über 70-Jährigen machen sollen. Wir müssen auch eine Antwort für den 40-Jährigen haben. Man braucht für jedes Alter eine Botschaft.“ Das ist also keine Forderung nach einer Impfempfehlung für Jüngere? Glauben Sie, Karl Lauterbach wollte darauf hinaus, dass die STIKO festhält, dass die Impfung für 40-Jährige oder Jüngere nicht empfohlen wird? Stellen Sie sich seinen Aufschrei vor!
Schlussendlich widerspricht seine Aussage ohnehin dem neuen Infektionsschutzgesetz, das er für den Herbst auf den Weg bringen möchte. Demnach solle jeder, der Restaurants, Veranstaltungen und Co. ohne Maske betreten wolle, „frisch“ geimpft sein: Der letzte Schuss darf nicht mehr als drei Monate her sein. Ein untrügliches Zeichen, dass Deutschlands Ungesundheitsminister den metaphorischen Schuss nicht gehört hat.
Lauterbach: Jüngere sollen sich spätestens mit neuen Impfstoffen impfen lassen
Lauterbachs weiteres Gestammel machte es übrigens nicht besser. Er habe ja nur „eine Botschaft“ für verschiedene Altersgruppen „wie für die unter 60-Jährigen“ gefordert, so sagte er. In Wahrheit nutzte er buchstäblich das Wort „Empfehlungen“ und fabulierte von 40-Jährigen. Das kollidiert erheblich mit seinem schwachen Erklärungsversuch: Risikopatienten sollten seiner Ansicht nach nämlich nicht auf die angepassten Impfstoffe warten. Mit 40 Jahren ist man aber kein Risikopatient – und wer tatsächlich schwer vorerkrankt ist, für den gilt sogar die STIKO-Empfehlung. Im ARD zeigte er sich dann ganz großzügig: Jüngere dürften durchaus noch „etwas“ warten, um sich dann mit den neuen (vollkommen ungetesteten) Impfstoffen „behandeln“ zu lassen. Was wäre das dann? Eine vierte Impfung. Quod erat demonstrandrum.