Gipfel der Pietätlosigkeit: Posthumes Nachtreten gegen Clemens Arvay

Clemens G. Arvay / Pressemappe / Foto (C) Lukas Beck

Die Veranstalter des „Goldenen Bretts“ sahen nichts Verwerfliches darin, den Biologen Clemens Arvay, der sich nach massiver medialer Hetze Anfang des Jahres das Leben nahm, posthum für ihren Schmähpreis zu nominieren. Mit dem massiven Aufschrei danach hatte man wohl nicht gerechnet – man zog die Nominierung zurück. Jedoch nicht, ohne den Toten unter Bezugnahme auf ein Propaganda- und Desinformations-Portal abermals zu diskreditieren. Die GGI-Initiative zerlegt die „Argumentation“ gegen Arvays Arbeit in einer Pressemitteilung und zeigt: Die Hüter des Regierungsnarrativs bedienen sich exakt der Vorgehensweise, die sie anderen vorwerfen…

Das „Goldene Brett“ spricht gerne von „Unwissenschaftlichkeit“.

Pietätlosigkeit und Lernresistenz – posthumes Nachtreten gegen C. Arvay

Presseaussendung der GGI-Initiative am 05.09.2023

Clemens Arvay wurde posthum für das Goldene Brett (Schmähpreis der szientistischen Wiener Skeptiker) nominiert. Zwar wurde diese Nominierung nach Protesten zurückgezogen, aber der Verstorbene trotzdem weiter diffamiert, mit Bezug auf einen Beitrag des Propaganda-Portals Psiram. Ein Blick auf die Seite über Arvay offenbart die Arbeitsweise von Psiram. Zur Anwendung kommen Kampfbegriffe und Berufung auf fadenscheinige Experten und Journalisten. Wissenschaftliche Literatur wird nur zum Schein zitiert. Eine Durchsicht der Publikationen lässt erkennen, dass angeblich widerlegende Argumente in diesen gar nicht enthalten sind. Psiram, Wiener Skeptiker und Das Goldene Brett erweisen sich abermals als allein zur Diffamierung geschaffen – ohne seriöse wissenschaftliche Grundlage.

Pietätlose Nominierung und Nachtreten

2023 wird wieder Das Goldene Brett verliehen. Der Schmähpreis stammt von den Wiener Skeptikern, einem voreingenommenen Klub, der sich Wissenschaftlichkeit auf die Fahnen heftet, ohne den Anspruch auf Sachlichkeit und Objektivität zu erfüllen.

Die bisherigen Nominierungen beschreiben das Niveau recht aussagekräftig. [1] Fachliche Begründungen, warum jemand Nominiertes besonders unwissenschaftlich gehandelt haben soll, beginnen bei “Scheidenherpes” und kommen über Kampfbegriffe wie Schwurbler und Leugner kaum hinaus.

Auch Clemens Arvay, der im Februar diesen Jahres verstorbene Absolvent der Universität für Bodenkultur, Autor und Naturfreund, wurde posthum nominiert. Daraufhin hat sich in den Sozialen Medien Protest ob der offenkundigen Pietätlosigkeit formiert und die Nominierung wurde zurückgezogen. Nicht allerdings ohne nochmals gegen den Verstorbenen nachzutreten und dessen treffsicheren Behauptungen, insbesondere zur Covid-Impfung einen Beitrag von Psiram entgegenzuhalten. [2]

Diffamierung und Kampfrhetorik bei Psiram

Psiram (früher esowatch) ist nach eigener Aussage ein Portal zur kritischen Betrachtung von Themen aus der Esoterik, den Grenzwissenschaften und der alternativen Medizin. Ein Naheverhältnis zu den Skeptikern wird auf der Webseite erwähnt. Bei Analyse des zitierten Beitrags über Clemens Arvay wird allerdings schnell erkenntlich, dass es sich um ein Propaganda-Portal handelt, dessen Autorinnen und Autoren mit wissenschaftlicher Literatur und fachlichen Informationen nicht seriös umgehen.

In der Einleitung wird auffällig viel Raum aufgewandt, um zu zeigen, dass Arvay eigentlich kein Biologe sein könne, weil er dieses Fach ja nicht direkt studiert habe. Psiram schreibt: “Er war Diplomingenieur in Angewandten Pflanzenwissenschaften der Universität für Bodenkultur Wien, die seit längerem einen Eintrag im Psiram-Wiki hat.” und wirft damit der BoKu indirekt Pseudowissenschaftlichkeit vor.  Der Studienplan zum Diplomstudium Angewandte Pflanzenwissenschaften liegt uns nicht vor; es darf aber davon ausgegangen werden, dass Grundwissen zu Biologie hinreichend gelehrt wurde, sodass sich Absolventinnen und Absolventen als kundig in Biologie bezeichnen dürfen.

Der Beitrag ist besonders von zwei leicht durchschaubaren Rhetorik-Methoden gekennzeichnet: argumenta ad hominem (Angriffe auf die Person – nicht das Argument – durch willkürliche Unterstellungen und Kampfbegriffe) und argumenta ad verecundiam (Appelle an die Experten-Autorität). Erstere sind grundsätzlich einfach zu identifizieren. Es handelt sich um die Unterstellungen wie “verbreitet Verschwörungstheorien”, “Corona-Skeptiker”, “Impf-Skeptiker”, “Popularität in der rechten QAnon-Szene”, u. a. Diese sollen Arvay auf abwertende Weise etikettieren als jemanden, der prinzipiell gegen alles ist, was mit Corona zu tun hat und dadurch auf einfache Weise an Popularität gewinnen will. Auf die eigentlichen Aussagen von Arvay wird argumentativ nicht eingegangen.

Was die Methode “Appelle an die Experten-Autorität” betrifft, wird im Abschnitt “Fachliche Einschätzungen” [sic] zuerst die Falter-Journalistin Barbara Toth, die weder eine naturwissenschaftliche Ausbildung, noch Erfahrung im Wissenschaftsjournalismus aufweist, zitiert. Sie unterstellt Arvay Profitstreben mit Corona-Kritik als Geschäftsmodell. Einen Nachweis für nennenswerten Profit – jenseits von ein paar mehr verkauften Büchern – bringt sie nicht. Die Milliardenprofite der Pharma-Branche, der Maskenhersteller und der neu entstandenen Test-Entrepreneure, gegen welche sich Arvay gewandt hat, ignoriert sie bequem.

Standard-Redakteur Klaus Taschwer zeigt besondere Chuzpe. Er wirft Arvay selektive Auswahl von verzerrten Studien vor, wenn es um die Impfung geht. Inwiefern die Aussagen Arvays ungenau oder fehlerhaft sein sollen, arbeitet er nicht aus. Daneben ignoriert auch Taschwer bequem, dass die angeblichen Segnungen der Impfung und die Gefährlichkeit bzw. langfristige Folgen von Sars-Cov-2 auf einer Kanonade an publication biasconfirmation biassampling biasmisclassification bias, confounding bias und der weitgehenden Entwertung der evidenzbasierten Medizin beruhen – bias bedeutet übrigens Verzerrung eines Ergebnisses weg vom wahren Wert; die Vorbegriffe deuten die Quelle des Fehlers an.

Auch die sonst zur Rate gezogenen “Experten” widerlegen nicht die Aussagen bzw. Argumente Arvays als solche, sondern reagieren nur mit Aussagen wie “Unsinn”, “Falschinformation” oder “Laienwissen”.

Wissenschaftliche Literatur vorgeschoben

Besonders interessant wird es, wenn im Beitrag zwei Publikationen zitiert werden, welche Arvays Aussage angeblich widerlegen, wonach sich die Inhalte der mRNA-Impfstoffe in das Genom einer Zelle einschreiben können.

Tatsache ist, dass es sich bei den mRNA-Impfstoffen einerseits um nicht infektiöse, und andererseits nicht um ins Genom integrierende Vakzine handelt. Die mRNA gelangt nicht in den Zellkern. Es besteht weder ein Risiko für eine Infektion noch für eine Insertion […]

Für diese Aussage wird ein Review von Verbeke & al zitiert. [3] Bei Durchsicht des Reviews ist allerdings festzustellen, dass die Begriffe Zellkern (nucleus) und Insertion (insertion) gar nicht vorkommen. Genom (genome) wird in einer unspezifischen und theoretischen Aussage erwähnt, wonach gewöhnliche mRNA nur das Zellinnere (cytosol) erreichen muss, somit also kein Risiko einer Integration ins Genom bestünde. Dies bezieht sich auf normal vorkommende mRNA, von modifizierten Nukleotiden oder Lipidpartikeln als Transportverpackung ist hier keine Rede. Der Begriff Infektion (infection) kommt sechs mal vor, allerdings ohne dass ausdrücklich eine Entwarnung formuliert wird; im Gegenteil wird erklärt, dass mRNA-Impfungen die Wirkungsweise eines Virus besonders gut nachstellen können.

Wegen der kurzen Halbwertszeit besteht auch nicht die Gefahr einer Persistenz (dauerhafter Verbleib) im Zytoplasma (Zellinneren).

Diese Aussage wird mit einem Review von Poveda & al begründet. [4] Die Aussage kommt ähnlich wie im vorigen Zitat zwar in der Publikation vor, allerdings allgemein und ohne Zusammenhang mit modifizierten Nukleotiden oder Lipidpartikeln als Transportverpackung.

Fazit

Von einer Widerlegung der Argumente und Warnungen Arvays kann beim Psiram-Beitrag nicht die Rede sein. Vielmehr scheint es bei dieser Website Gewohnheit zu sein, auf die Schnelle scheinbar passende Publikationen oder Experten heranzuziehen, ohne deren Ergebnisse angemessen genau zu kontrollieren. Diese Arbeitsweise ist bemerkenswert, ist es doch genau das, was das Portal Clemens Arvay selbst vorwirft – diese Art “Projektion” ist typisch für Propagandisten und sog. Faktenchecker. Neben der Anwendung der üblichen Kampfbegriffe verstärkt dies den Eindruck, dass es sich bei Psiram mitnichten um ein fachkundiges Portal handelt; vielmehr verrichtet hier ein zutiefst wissenschaftsfeindliches (noch dazu anonymes) Autoren-Team sein rufschädigendes Werk. Da die Betreiber des Goldenen Bretts einen solchen Auswurf gedankenlos zitieren, kann davon ausgegangen werden, dass diese “Auszeichnung”, die Pseudowissenschaftliches anprangern will, selber nicht auf wissenschaftlichem Fundament steht.

Quellenangaben

[1] Wiener Skeptiker, 2023. online: https://goldenesbrett.guru/category/2023-nominiert

[2] Anonym. Clemens G. Arvay. Psiram, 2023. online: https://www.psiram.com/de/index.php?title=Clemens_G._Arvay&oldid=217206

[3] Verbeke R & al. Three decades of messenger RNA vaccine development. NANO TODAY 28, 2019. DOI: https://doi.org/10.1016/j.nantod.2019.100766

[4] Poveda C & al. Establishing Preferred Product Characterization for the Evaluation of RNA Vaccine Antigens. Vaccines 7(4), 2019. DOI: https://doi.org/10.3390/vaccines7040131

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