Finden, was uns verbindet: Hollywood-Star Tim Robbins fordert Ende von Impfzwang und Spaltung

Bild: gdcgraphics, CC BY-SA 2.0 , via Wikimedia Commons

US-Schauspieler und Filmemacher Tim Robbins ist international bekannt für seine Rollen in Filmen wie „Die Verurteilten“ und „Mystic River“. Der Oscar-Preisträger gilt seit jeher als politisch engagiert und war beispielsweise mit seinem befreundeten Kollegen Sean Penn einer der prominentesten Kritiker der Bush-Regierung. Ähnlich wie Penn war auch Robbins in der Corona-Krise zunächst voll auf Regierungslinie – doch davon ist er abgerückt: In einem Interview mit dem Journalisten Matt Taibbi kritisierte er sich selbst für seine anfängliche Dämonisierung von Maßnahmen-Gegnern. Auch die Ausgrenzung Ungeimpfter prangert er scharf an.

Kunst und Unterhaltung sind normalerweise Aspekte des Lebens, die Menschen verbinden. Die im Rahmen der Corona-Krise ergriffenen Lockdown-Maßnahmen haben dem vielfach ein jähes Ende bereitet: Orte, an denen man mit anderen zusammenkommen und gemeinsam Filme, Theaterstücke, Musik und Co. genießen konnte, wurden geschlossen – und blieben es für lange Zeit, selbst dann noch, als die mangelnde Wirkung der Restriktionen sich zunehmend herauskristallisierte. Das hatte nicht nur für Künstler Folgen, denen ein faktisches Auftritts- und Arbeitsverbot auferlegt wurde, sondern auch für die Gesellschaft als Ganzes.

Nicht umsonst war es eine Gruppe von Schauspielern und Filmemachern, die in Deutschland im Frühjahr 2021 mit #allesdichtmachen einen Diskurs über die Corona-Politik und die mediale Berichterstattung anstoßen wollten. Die Empörung des Mainstreams traf die Künstler mit solcher Wucht, dass viele der Beteiligten in Rekordgeschwindigkeit zurückruderten. Andere stellten sich den unsachlichen Angriffen wacker oder wirkten an Nachfolge-Aktionen wie #allesaufdentisch mit. So oder so zeigte die Aktion eindrücklich, dass die Grenzen des Sagbaren sich erheblich verengt hatten – und dass die Spaltung der Gesellschaft schon zu diesem Zeitpunkt weit fortgeschritten war.

In den USA war das nicht anders. Hollywood-Star Tim Robbins erörtert im Interview, dass er selbst den Kurs der US-Regierung zu Beginn der Krise noch voll mitgetragen hatte. Nach einigen Monaten stellte er allerdings eine gewisse Heuchelei und Doppelmoral bei sich selbst fest, die ihn zum Nachdenken brachte:

Ich habe es im ersten Jahr total verstanden. Ich habe mich an alles gehalten. Ich habe mich eingesperrt, ich habe mich isoliert, ich war sieben Monate lang von Menschen getrennt. Ich habe mich darauf eingelassen. Ich habe Menschen dämonisiert. Ich war an allem schuld, von dem ich begriff, dass es nicht gesund war. Ich war wütend auf Menschen, die keine Masken trugen, und protestierte in Orange County dagegen. Doch einen Monat später protestierte ich mit einer Maske auf der Straße für BLM. Eine Woche danach musste ich das irgendwie selbst überprüfen. Ich wusste, dass da ein bisschen Heuchelei vor sich ging.
Ich hatte einen wirklich guten Freund, der früh daran gestorben ist. Ich war sauer. Ich hatte Angst und tat alles, was ich konnte, um die Ausbreitung zu stoppen, aber ich hielt auch die Augen offen und in meinem Alter, denke ich, ist eines der wichtigsten Dinge, die ich tun konnte, zu verstehen, dass ich nicht immer richtig liege, und ich muss mich selbst kontrollieren und sehen, wo die Heuchelei liegt. Also fing ich an, mehr Fragen zu stellen.

Impfzwang bis heute – auch in Hollywood

Während bei Robbins kritische Fragen aufkamen, machte die Politik weiter wie zuvor – und ein großer Teil der Bürger folgte. Und das zum Teil bis heute.

Bald ist es ein Jahr und zwei Jahre später, und die Menschen halten immer noch an diesen Einschränkungen fest, obwohl wir jetzt wissen, dass der Impfstoff die Übertragung nicht gestoppt und die Menschen nicht daran gehindert hat, es zu bekommen. Seit die CDC ihre Regelungen änderte und grundsätzlich sagte, dass sowohl Geimpfte als auch Ungeimpfte in der Lage sind, Covid zu bekommen, machten die Einschränkungen keinen Sinn mehr, insbesondere in Bezug auf die Arbeit.

In Hollywood herrscht laut Robbins immer noch vielfach Impfzwang: Viele Schauspieler haben in den vergangenen zweieinhalb Jahren nicht einmal für Rollen vorsprechen können – und können es immer noch nicht. Und das, obwohl es dafür überhaupt keinen sachlichen Grund gibt. Die Impfung abzulehnen, ist für Robbins vollkommen legitim, ein Ausschluss aus der Gesellschaft dieser Menschen dagegen falsch und nicht zuletzt nach heutigem Wissensstand irrational:

Ich bin nicht gegen die Impfung, ich bin nur der Überzeugung, dass Ihre Gesundheit von Ihrer Beziehung zu Ihrem Körper und Ihrem Geist bestimmt wird. Und wenn Sie glauben, dass Ihnen die Impfungen geholfen haben, dann Gratulation. Wenn Sie sich aus irgendeinem Grund nicht impfen ließen und es überstanden haben, auch Ihnen Gratulation. Dafür darf man nicht aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Da bin ich mir hundertprozentig sicher. Ich denke, das war ein Fehler. Ich denke, es wurde aus Angst gemacht. Ich verzeihe es, aber es an dieser Stelle fortzusetzen, ist meiner Meinung nach irrational.

Er stellt die Frage, wo es enden soll: „Wie viele Auffrischungsimpfungen müssen Sie bekommen, um arbeitsfähig zu bleiben? Wie lange verlängern wir das?“

Menschen fühlen sich tugendhaft, aber schaden anderen

Robbins habe aus der Krise viel gelernt – insbesondere über die menschliche Natur. Er nimmt sich dabei nicht aus:

Es hat mich viel über die menschliche Natur gelehrt, darüber, wie einfach es für Menschen ist, sich gegen andere Menschen zu wenden, und dass Menschen oft denken, dass sie tugendhaft sind, wenn sie Dinge tun, die für andere Menschen destruktiv sind. So war es im Laufe der Geschichte.
Das kannte ich als Autor schon. Wenn du einen Charakter erschaffst, versuchst du, nicht alles schwarz und weiß, gut und böse zu machen. Ich habe wirklich viel tiefer verstanden, was passiert, wenn die Menschen sich drehen. Sie werden von jemandem, der integrativ, altruistisch, großzügig und einfühlsam ist, zu einem Monster. Wo sie die Bankkonten von Leuten einfrieren wollen, weil sie nicht ihrer Meinung sind. Das ist eine gefährliche Sache. Das ist eine gefährliche Welt, die wir geschaffen haben. Und ich sage „wir“, weil ich ein Teil davon war. Ich habe diese ganze Idee schon früh angenommen.

Menschen verlieren den Kontakt – und den Blick für Gemeinsamkeiten

Dass Theater und Kinos in der Krise gelitten haben, bedauert er. Dass 30 bis 40 Prozent der Menschen sich anhören durften, sie seien nicht mehr willkommen, sei dabei nicht hilfreich gewesen: Wer das gesagt bekomme, der wolle am Ende vielleicht nie wiederkommen, gibt er zu bedenken. Robbins sieht es kritisch, dass die Menschen immer weniger an öffentlichen Orten zusammenkommen und so den Kontakt zueinander verlieren. Er sieht es als Aufgabe des Theaters, „Menschen, die nicht einer Meinung sind, an denselben Ort zu bringen, an dem sie sich auf ihre eigene gemeinsame Menschlichkeit einigen können.“

Der Schauspieler berichtet, Anfang 2021 in London gewesen zu sein und dort ein viel geringeres Ausmaß an Spaltung als in den USA festgestellt zu haben. Er besuchte dort Proteste und bemerkte schnell, dass die Demos gegen Impfvorschriften und Impfpässe nichts mit „rechts“ oder „links“ zu tun hatten. Er schrieb damals auf Twitter darüber – und erntete einen Shitstorm. „Mir wurde klar, dass wir in diesem Land auf eine andere Weise programmiert wurden, zu denken, dass jemand, der sich nicht impfen lässt, ein Nazi sein muss.“ In London sei das so nicht gewesen.

Cancel Culture statt Zusammenhalt

Die aufgeheizte Stimmung in der Gesellschaft und das Auseinanderdriften von Gemeinschaften betrachtet er mit Besorgnis:

Ich versuche zu verstehen, warum wir in der Situation sind, in der wir uns befinden, sozial, miteinander. Das macht mir am meisten Sorgen. Ich glaube, wenn Ihnen der Impfstoff hilft, ist das großartig. Aber ich habe eine Art harte Linie in Bezug auf Freiheit. Man kann das Leben der Menschen nicht überregulieren. Ich weiß nicht, was das aus mir macht, welches Etikett es mir gibt, aber ich bin ein Absolutist der Freiheit.
Ich habe viel Arbeit in der Organisation und in Protestbewegungen und beim Aufbau von Vereinigungen geleistet. Beim Gemeinschaftsaufbau geht es immer darum, dass ein Organisator den Raum betritt und weiß, dass die Menschen in diesem Raum nicht in allem einer Meinung sind. Aber ich als Veranstalter muss den Dreh- und Angelpunkt finden, den gemeinsamen roten Faden finden. Und wenn ich das finde, werde ich die Bewegung darum herum aufbauen. Was ich in den letzten Jahren gesehen habe, war das Gegenteil davon. Man geht in einen Raum und sagt: „Du hast kein Rederecht, weil du mit unserer Denkweise nicht einverstanden bist.“ Oder man sagt: „Du bist ein Idiot, weil du dies oder das denkst. Halt den Mund. Hol dir deine Impfung.“

Auf diese Weise werde keine gemeinsame Bewegung aufgebaut. Wer Menschen „cancelt“, verliert laut Robbins diese Menschen für immer und wird sie nie zurückbekommen.

„Suche nach dem, was uns verbindet“

Bei der Kunst sei es ähnlich. Er wolle auch keine Filme für nur eine Personengruppe machen, sondern für alle Menschen. Es ginge immer auch um Gemeinschaft: Um eine „Suche nach dem, was uns verbindet.“ Darum, zu „versuchen, etwas zu finden, worüber wir alle lachen können, oder ein gemeinsames Gefühl, das wir alle haben können.“ Robbins findet, eine Gesellschaft funktioniert dann, wenn sie zusammenhält. Der Ausschluss von Menschen – ob nun aufgrund des Impfstatus oder wegen gesundheitlicher Beeinträchtigungen oder Ähnlichem – sei damit nicht vereinbar.

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