Indische Raffinerien bezahlen die russischen Ölkonzerne in chinesischen Yuan. Dies tut auch Argentinien mit den Schulden beim Internationalen Währungsfonds (IWF). Der US-Dollar spielt für immer mehr Länder eine deutlich kleinere Rolle. Wie lange noch, bis sich das auf den Außenwert des Greenback auswirkt?
Manche Meldungen werden lediglich als Randnotiz wahrgenommen, spielen jedoch im weiteren Kontext eine deutlich größere Rolle. Es sind einzelne Mosaiksteine, die für sich alleine recht unbedeutend wirken, doch in ihrer Gesamtheit ein deutliches Muster abzeichnen. Ob nun Kenia im interafrikanischen Handel auf den US-Dollar verzichten will, die südamerikanischen Linksregierungen eine lateinamerikanische Regionalwährung einführen möchten oder China die Devisenreserven diversifiziert – jede dieser Meldungen für sich ist nichts Besonderes. Doch zusammen verdeutlichen sie: Die Ära der Dollar-Dominanz neigt sich dem Ende zu.
Doch es sind nicht nur Länder, die für ihre Distanz zu Washington bekannt sind. Auch beispielsweise Saudi-Arabien will Ölgeschäfte künftig in anderen Währungen als dem US-Dollar abwickeln. Nun gab es zwei weitere solcher Mosaiksteine im globalen Entdollarisierungsmuster. So hat Argentinien laut einem Reuters-Bericht Ende letzter Woche eine Kredittranche des Internationalen Währungsfonds (IWF) im Gegenwert von 2,7 Milliarden US-Dollar bezahlt. Allerdings nicht mit Greenbacks selbst, sondern mit chinesischen Yuan und mit Sonderziehungsrechten (SZR). Während die Nachrichtenagentur hier konstatiert, dass die Verwendung des Yuan unterstreicht, wie verzweifelt die Dollar-Position des Landes geworden ist“, lautet eine alternative Schlussfolgerung, dass der Yuan, wenn es um internationale Verpflichtungen geht – zumindest was den IWF betrifft – so gut ist wie der Greenback. Dies ist eine Feststellung, die China sehr freuen wird.
Auch indische Raffinerien haben damit begonnen, einige Ölimporte aus Russland in chinesischen Yuan zu bezahlen, berichtet Reuters unter Berufung auf „Quellen mit direkter Kenntnis der Angelegenheit“, da die westlichen Sanktionen Moskau und seine Kunden dazu zwingen, Alternativen zum Dollar für die Zahlungsabwicklung zu finden. Mit anderen Worten, es ist die Bewaffnung des Dollars, die die Welt dazu zwingt, Alternativen zum Greenback zu finden. „Einige Raffinerien zahlen in anderen Währungen wie Yuan, wenn die Banken nicht bereit sind, den Handel in Dollar abzuwickeln“, sagte eine Quelle aus der indischen Regierung der Nachrichtenagentur.
Wie man also sieht, bewegt sich momentan so einiges. Bleibt nur noch die Frage, wie sehr eine potenzielle künftige BRICS-Reservewährung diese Entwicklungen beschleunigen wird. Immerhin könnten auch einige europäische Länder auf diesen Zug aufspringen und so Handel mit von den Vereinigten Staaten finanziell sanktionierten Nationen treiben. Und mehr noch: Wie wird Washington darauf reagieren, wenn es die explodierenden Staatsschulden nicht mehr auf ausländische Gläubiger abwälzen kann?