Druck zur Entdollarisierung wächst: China will Devisenreserven diversifizieren

Bild: freepik / subsri13

Die Zündung der „finanziellen Atombombe“ gegen Russland, also der SWIFT-Ausschluss und die Einfrierung von Dollarguthaben im Ausland, hat auch in China die Alarmglocken schrillen lassen. Peking will die Entdollarisierung vorantreiben.

Schon seit einigen Jahren warnen chinesische Finanzexperten davor, sich bei den Devisenreserven zu sehr auf den US-Dollar (und da namentlich auf die US-Staatsanleihen) zu verlassen. Besonders kritisiert wird auf chinesischer Seite, dass die US-Bonds eigentlich ein Minusgeschäft sind. Denn die Inflationsrate liegt über den Zinssätzen und auch in Sachen Wechselkurs sind die amerikanischen Staatspapiere für die chinesische Zentralbank nicht wirklich profitabel. Nun, mit einer explodierenden Inflationsrate in den Vereinigten Staaten bei weiterhin bescheidenen Zinsen auf die Papiere, wird es nicht besser.

Doch das ist nicht alles. Die westlichen Sanktionen gegen Russland wegen des Einmarsches in die Ukraine und die Auswirkungen der US-Zinserhöhungen haben in China die Diskussion darüber weiter angeheizt, wie die Abhängigkeit vom Dollarsystem verringert und der Yuan als starke, international gehandelte Reservewährung etabliert werden kann. Die Forderungen nach einem unabhängigeren Finanzsystem in China kommen inmitten der schwierigen Beziehungen zum Westen, nach dem Ausbruch des Handelskriegs zwischen den USA und China im Jahr 2018, dem Ausbruch des Coronavirus und den Spannungen in geopolitischen Fragen von Hongkong bis Taiwan. Da in China die Besorgnis über die Abhängigkeit vom US-Dollarsystem wächst, drängen einige Regierungsberater die Behörden, das Wechselkurssystem zu überarbeiten und den Yuan zu einer Ankerwährung zu machen, insbesondere für die asiatische Region.

Dies könnte geschehen, indem Peking beispielsweise Handelsverträge mit den asiatischen Ländern abschließt, die auf Yuan und auf die jeweiligen Landeswährungen lauten. Die jeweiligen Länder könnten dann auch verstärkt Yuan in die Bilanzen ihrer Zentralbanken aufnehmen und so ebenfalls ihre Währungsreserven diversifizieren. Dies würde die chinesische Währung stärken und zudem auch die anderen asiatischen Währungen. Insgesamt wächst (siehe Link via Twitter oben) innerhalb der BRICS-Staatengruppe der Druck hin zu Entdollarisierung. Besonders angetrieben von Russland und China.

Trotz strenger Kapitalkontrollen ist die chinesische Wirtschaft anfällig für internationale Finanzturbulenzen. Die globale Finanzkrise von 2008 führte zum Verlust von 20 Millionen Arbeitsplätzen in den Fabriken, und der Wechselkurs des Yuan unterlag zwischen 2015 und 2017 enormen Schwankungen, die auf die Straffungspolitik der US-Notenbank und eine einmalige Abwertung des Yuan zurückzuführen waren. In jüngster Zeit haben sich die chinesischen Behörden zudem über die Nebenwirkungen der beispiellosen Gelddruckerei der USA zur Bekämpfung der Auswirkungen der Covid-Lockdowns beschwert. Dies wird über kurz oder lang nämlich die Stabilität des US-Dollars äußerst negativ beeinflussen und damit auch die Unmengen an Dollarreserven in chinesischem Besitz. Doch wer kauft dann all die US-Staatsanleihen auf?

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