Manche sind gleicher – und deutsche Politiker sind bekanntlich am gleichesten: Während man die Bürger mit Verzichtsaufforderungen überschüttet und sie darauf vorbereitet, dass ein warmer Pullover keinesfalls ausreichen wird, um sich im Winter warm zu halten, setzt man weder in den Gebäuden des Deutschen Bundestags noch im Reichstagsgebäude die am 7. Juli beschlossenen Energiesparmaßnahmen um. Das könnte schließlich bedeuten, dass ein Abgeordneter schwitzen müsste…
Ein Kommentar von Vanessa Renner
Aktuell betreffen die Maßnahmen neben der Beleuchtung, die großflächigangeschaltet bleibt, vor allem die Klimaanlagen. Die beschlossenen Richtlinien ordnen eine „generelle Anhebung der Raumtemperatur im Kühlbetrieb um zwei Grad auf 24 bis 26 Grad“ an: Das scheint der Politikerkaste zu warm zu sein, denn in etlichen Fraktionssälen, Tagungsräumen, praktisch allen Fluren sowie auf der Fraktionsebene kühlt man die Temperaturen auf angenehme 22 Grad herunter. Dabei ist der Personenbetrieb durch die Sommerpause seit Anfang Juli massiv reduziert; der Großteil der Abgeordneten dürfte in den Ferien sein.
Die Bild-Zeitung berichtete kritisch über diese Ignoranz den eigenen Maßnahmen gegenüber und beschrieb den Bundestag mit den Worten „voll kühl, voll hell, voll leer“. Ein Sprecher des Bundestages rechtfertigte sich, man sei „dabei, die verschiedenen Energieeinsparmaßnahmen in allen Gebäuden des Deutschen Bundestages umzusetzen – nicht nur im Reichstagsgebäude. Das geschieht nach und nach, aber unverzüglich“. Es ist die Rede von einer „schrittweisen Außerbetriebsetzung“, die noch „mindestens drei Wochen“ dauern würde. Oder vielleicht doch bis zum Ende des Sommers? Die Beleuchtung abzuschalten soll jedenfalls noch länger dauern: Dann werden eben noch viele Wochen bis Monate lang leere Räume hell erleuchtet. Bei den Grünen ist man ohnehin der Ansicht, dass die Gaskrise überhaupt nichts mit der Stromversorgung zu tun hat, sodass auch am Atomausstieg nichts zu rütteln sei. Blöd nur: Eine massive Stromkrise bahnt sich längst an – nicht nur wegen der „Energiewende„, sondern auch, weil die Menschen sich aus Angst vor abgedrehten Heizungen im Winter bereits mit Elektroheizgeräten eindecken.
Scharfe Kritik kam derweil vom Präsident des Steuerzahler-Bundes, der forderte, in den Regierungsgebäuden endlich den Aus-Schalter zu betätigen, um die Verschwendung von Energie und Steuergeldern zu beenden. Ob man auf ihn hören wird, wird sich zeigen. Nicht umsonst werfen kritische Teile der Bevölkerung den Regierenden immer wieder vor, Wasser zu predigen, aber Wein zu saufen…