Quer durch die Eurozone verkünden die Schlagzeilen der Medien ständig neue Inflationsrekorde. Hauptpreistreiber dabei ist der Sektor Energie. Mit den neuen Sanktionen gegen russisches Öl wird Brüssel die Lage weiter verschlimmern.
In Europa verbindet man hohe Inflationsraten eigentlich mit jenen Zeiten, als es noch keinen Euro gab und Länder wie Griechenland, Italien, Spanien oder Portugal ihre Drachmen, Lira, Peseten und Escudos mittels der Druckerpresse laufend entwerteten, während beispielsweise die D-Mark mit Stabilität verbunden wurde. Nun, in Zeiten einer selbstzerstörerischen Sanktionspolitik, sehen sich selbst die Deutschen mit einer Inflationsrate konfrontiert, die eine Angst vor „Weimarer Verhältnissen“ schürt.
So vermeldet beispielsweise mit Frankreich die zweitgrößte Volkswirtschaft der EU eine neue Rekordinflation, die jedoch mit 5,8 Prozent Teuerung im Jahresabstand längst nicht jene Höhen erreichte, die andere Länder verzeichnen. Im EU-Schnitt sind es (mit Stand vor zwei Wochen) rund acht Prozent. Doch während beispielsweise Lebensmittel, Alkohol und Tabakprodukte „nur“ um 7,5 Prozent teurer wurden, verzeichnet der Energiebereich ein Preisplus von 39,2 Prozent. Dienstleistungen (also der arbeitsintensive Sektor) wurden nur um 3,5 Prozent teurer, was jedoch auch daran liegt, dass die Löhne und Gehälter noch nicht entsprechend angepasst wurden.
Doch dieses Mal ist es nicht unbedingt die Notenpresse, die zu einem starken Anstieg der Inflation führt (auch wenn das „Quantitative Easing“ der EZB einige Finanzblasen schuf), sondern die verantwortungslose Sanktionspolitik gegen Russland wegen des Einmarschs in die Ukraine. Denn diese Sanktionspolitik sorgt nicht nur für eine enorme Energieunsicherheit, sondern auch für stark steigende Energiepreise. Vom Erdgas selbst bis hin zum Strom sehen sich die Konsumenten exorbitanten Preiserhöhungen gegenüber. Und mit den jüngst verhängten Sanktionen gegen das russische Erdöl stiegen auch die Ölpreise auf den internationalen Märkten weiter an.
Da der Euro infolge der zögerlichen Zinspolitik der EZB gegenüber dem US-Dollar schwächelt, wirken sich die höheren Marktpreise jedoch gleich mehrfach negativ auf die Preise für die privaten, öffentlichen und unternehmerischen Konsumenten aus. Denn die europäischen Käufer bezahlen einerseits nicht nur mehr Euros für die Dollars, mit denen sie das Öl und die Ölprodukte wie Benzin und Diesel kaufen, sondern benötigen zudem auch mehr Dollar. Und mit der Mehrfachbesteuerung (von den Öko- und Energiesteuern bis zur Umsatzsteuer, die auch auf die Öko- und Energiesteuern fällig wird) verschlimmert sich das Ganze für die Konsumenten noch weiter.
Dem Ziel, Russland mit diesen Sanktionen zu schaden, kommen die Eurokraten in Brüssel so aber nicht näher. Denn das größte Land der Welt verkauft weiterhin Öl (und auch per Tankschiff noch die nächsten paar Monate, bis die Sanktionen tatsächlich in Kraft treten sollen). Nun eben zu noch deutlich höheren Preisen. Gleichzeitig ruinieren die europäischen Spitzenpolitiker mit ihren Strafmaßnahmen gegen Moskau jedoch sukzessive die eigene Wirtschaft und treiben den Kontinent in die Stagflation. Das heißt, die Wirtschaft lahmt, die Inflation klettert weiter nach oben und die Arbeitslosenzahlen schießen durch die Decke. Wann kommt die „Blut, Schweiß und Tränen“-Rede von Ursula von der Leyen?