Die extrem hohen Energiekosten treffen insbesondere die Produzenten von Aluminium. Bereits seit Monaten sinkt die Produktion, was die Versorgung bereits erschwert. Die Aluminiumproduktion in Europa wird in diesem Jahr auf ein Rekordtief fallen – einige Produzenten haben die Verhüttung bereits nach China verlegt.
In den letzten Jahren wurden in Europa stets zwischen 7,5 und 7,8 Millionen Tonnen Aluminium produziert. Bereits im Mai berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, dass schon im vergangenen Jahr die steigenden Energiekosten zu einer um 550.000 Tonnen geringeren Produktion des Leichtmetalls führte, was die Gesamtproduktion des Kontinents wohl auf unter 7 Millionen Tonnen drückte. Das ist eine große Menge, die in der Folge auf dem Markt fehlt.
In diesem Jahr, mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine und den geradezu explodierenden Preisen für Strom und Erdgas, kommt ein noch viel gewaltigerer Schlag auf die Aluminiumverhütter zu. Der wohl einzige Grund dafür, warum die Nachfrage noch bedient werden kann, ist laut eines Berichts die schwächelnde Nachfrage aus China, welches der weltweit größte Konsument des aus Bauxit gewonnenen Metalls ist. Bis zum August dieses Jahres hatte das Reich der Mitte etwa 200.000 Tonnen Aluminium importiert (-19 Prozent), dafür jedoch mit der Produktion von 3,51 Millionen Tonnen einen neuen Rekord aufgestellt. Dies deutet darauf hin, dass einige Produzenten ihre Verhüttung bereits von Europa nach China verlagert haben.
Einem Fachbericht zufolge hat Europa alleine zwischen Oktober 2021 und März 2022 insgesamt 850.000 Tonnen an Produktionskapazitäten durch die Stilllegung von Aluminiumverhüttungen verloren. Im Gesamtjahr 2022, so die Schätzungen, soll die Aluminiumproduktion auf dem „Alten Kontinent“ gegenüber dem Vorjahr um knapp ein Drittel sinken. Das heißt: In diesem Jahr werden in Europa wohl deutlich weniger als 5 Millionen Tonnen Aluminium produziert werden.
Diese Entwicklung ist Teil der anhaltenden Deindustriealisierung Europas, die insbesondere auf zwei Faktoren zurückzuführen ist: Erstens die steigenden „Klimasteuern“, die als dauerhafter Kostenfaktor etabliert werden, und zweitens nun auch die voraussichtlich länger anhaltende Energiekrise, die die Zukunft der energieintensiven Industrie und Produktion in Europa massiv bedroht. Andernorts lässt sich billiger produzieren – der einstige Industriestandort Europa schafft sich also gezielt ab.