Die BRICS-Gruppe erweitert sich um sechs Länder: Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten, der Iran, Äthiopien und Argentinien sollen bereits im nächsten Jahr beitreten. Ein geopolitisch strategischer Schachzug, der die Position des US-geführten Wertewestens deutlich schwächt.
Mit der Erweiterung der BRICS-Gruppe zur „BRICS+“ erfolgt eine geopolitische Machtverschiebung, die durchaus Gewicht hat. Mehrere Länder haben bereits Interesse an einem Beitritt zu einer solchen Staatengemeinschaft bekundet und für insgesamt sechs Länder wird dies nun Realität. Wenn man bedenkt, dass die fünf BRICS-Länder die „Gruppe der Sieben“ (G7) bereits in Sachen Wirtschaftsleistung (nach Kaufkraftparität) überholt haben, darf dieser Erweiterungsschritt als weiterer historischer Meilenstein betrachtet werden.
Als besonders gewichtiger Schritt darf nicht nur der Beitritt der beiden wichtigen arabischen Ölproduzenten Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) betrachtet werden, die bislang eher als US-nahe Länder galten. Noch interessanter ist, dass auch der Iran mit an Bord ist, welcher bislang als „Erzfeind“ der Saudis galt und vom US-geführten Wertewesten massivst sanktioniert wird. Es ist anzunehmen, dass insbesondere Moskau und Peking die treibenden Kräfte dahinter waren, um so eine Befriedung der Golfregion zu erreichen.
Die Beitritte der afrikanischen Staaten Ägypten und Äthiopien dürfen hierbei ein Signal an den „schwarzen Kontinent“ sein, dass auch dieser inkludiert werden soll. Angesichts dessen, dass Ägypten ein wichtiger Empfänger von US-Militärhilfen ist, ist dies ein weiterer herber Schlag für Washington. Die Wahl Argentiniens als zweitgrößte südamerikanische Volkswirtschaft nach dem BRICS-Mitglied Brasilien setzt ein weiteres deutliches Signal an die Amerikaner, dass der „Hinterhof“ Washingtons (und der CIA) nicht außen vor gelassen wird.
Der saudische Außenminister, Prinz Faisal bin Farhan, brachte einen fundamentalen Punkt zur Sprache, der die BRICS-Gemeinschaft als Alternative zum Wertewesten so interessant macht. Er betonte, dass „die besonderen strategischen Beziehungen mit den BRICS-Staaten gemeinsame Prinzipien fördern, vor allem den festen Glauben an den Grundsatz der Achtung der Souveränität, der Unabhängigkeit und der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten.“
Wenn man bedenkt, dass die BRICS-Gemeinschaft bereits an eigenen Zahlungssystemen arbeitet, die nicht (wie bei SWIFT oder den Systemen von Mastercard oder Visa) einfach so durch US-Sanktionen behindert werden können, kommt auch der finanzielle Aspekt zum Tragen. Denn eine Unabhängigkeit diesbezüglich führt zu einer umfassenderen Freiheit. Auch wenn eine rohstoffgebundene BRICS-Gemeinschaftswährung – wie sie in den letzten Monaten immer wieder zur Sprache gebracht wurde – in diesem Jahr nicht auf der Agenda stand, dürfte das Thema noch nicht vom Tisch sein.
Es ist zu erwarten, dass in den kommenden Monaten noch einige wichtige Entscheidungen bekannt gemacht werden, die auf globaler Ebene durchaus für diverse gravierende Auswirkungen sorgen. Und mehr noch: Diese Erweiterung der BRICS-Gemeinschaft dürfte die Erste von mehreren Runden sein. Doch auch wenn sich diese Staatengruppe nicht dezidiert als „antiwestlich“ betrachtet, so sorgt sie doch dafür, dass der „Wertewesten“ deutlich an globalem Einfluss verliert. In den kommenden zehn Jahren werden wir deutlich größere geopolitische Verschiebungen erleben, als wir es im letzten Vierteljahrhundert sahen.