Die „Kontext:Wochenzeitung“ hat am gestrigen 28. Juni ein Interview mit Kabarettistin Christine Prayon publiziert, das seitdem für Furore sorgt: Prayon, die seit 2011 in der „heute-show“ im zwangsgebührenfinanzierten ZDF auftrat, ist dort ausgestiegen. Der Grund: Sie wolle sich nicht daran beteiligen, Andersdenkende der Lächerlichkeit preiszugeben und den Diskurs weiter zu verengen. Sie selbst leidet laut eigener Angabe am Post-Vac-Syndrom.
Prayons letzter Auftritt in der umstrittenen Sendung war im September 2022 – die lange Pause begründet die 49-Jährige im Interview mit ihrer Post-Vac-Erkrankung. (Das Magazin kauft ihr die scheinbar nicht wirklich ab, denn dort wird anfänglich hervorgehoben, sie wisse ja nicht, ob die Symptome „von ihrer Impfung kommen oder von einer Corona-Erkrankung“.) Prayon erörtert, die „heute-show“ habe sich seit 2011 verändert: Früher habe sie gerne dort gearbeitet, doch das sei nun nicht mehr der Fall. Sie erörterte:
Ich habe mit der Art, wie die großen gesellschaftlich prägenden Themen seit Corona behandelt werden, zunehmend Bauchschmerzen bekommen. Ich habe auch mit den Verantwortlichen dort geredet und betont, dass ich mich nicht daran beteiligen will, Andersdenkende der Lächerlichkeit preiszugeben. Satire darf sich nicht daran beteiligen, den Diskurs zu verengen. Und jetzt findet genau dies wieder statt beim Krieg in der Ukraine. Da werden Narrative und Positionen von Gruppen, die gesellschaftlich in der Hierarchie weit oben stehen, unablässig wiederholt und gleichzeitig wird Stimmung gegen Andersdenkende gemacht. Das hat nach meinem Dafürhalten nichts mehr mit Satire zu tun.
Christine Prayon
Die Türen seien ihr zwar offen gelassen worden, doch sie gibt an, dass sie sich mit ihrem Programm und ihren Ansichten wohl „aus vielen Sachen rauskatapultiert“ habe. Sie konstatiert: „Nein, ich bin überhaupt keine Freundin mehr von Satiresendungen, egal ob Böhmermann, „Anstalt“ oder andere.“
Dass sie auch Jan Böhmermann, für den Kinder in der sogenannten Pandemie bekanntlich pestverseuchte Ratten waren, kritisiert, stößt der Interviewerin sauer auf, aber Prayon kontert: „Auch er hat die gängigen Narrative verstärkt. An eine Sendung kann ich mich noch gut erinnern. Da ging es um Nichtgeimpfte, und dann lehnte er sich zurück und zeigte zwei Stinkefinger. Ich dachte, wie kann man das machen?“ Das sei nicht etwa Provokation, wie die Interviewerin rechtfertigen will, sondern Spaltung.
Die Reaktionen der Interviewerin sind wenig überraschend, wenn man sich andere in der „Wochenzeitung“ publizierte Artikel zu Gemüte führt: Der linksextremen Antifa gegenüber scheint man auffällig freundlich eingestellt, der selbst vom ZDF als „radikaler Klimaaktivist“ gehandelte Tadzio Müller gilt dort gar als „Politikwissenschaftler“. Das ist jener „Klimakämpfer“, der für eine Radfahrerin nur ein „shit happens“ übrig hatte, als sie dank einer Blockade der Klimasekte nach einem Unfall durch eine brutale „Crash-Rettung“ unter einem LKW hervorgeholt werden musste. Im Klartext: Weil selbsternannte „Klimaretter“ auf der Straße klebten, musste eine 44-Jährige erneut von einem Lastwagen überrollt werden, weil das angeforderte Einsatzfahrzeug dank der Letzten Generation nicht zum Unfallort gelangte. Die Frau starb kurz darauf.
Vor diesem Hintergrund muss man wohl dankbar sein, dass das lesenswerte Interview mit Christine Prayon überhaupt in dem Magazin erschienen ist. Diese prangert im weiteren Verlauf die zunehmende Verunmöglichung eines Diskurses an, was die Spaltung der Gesellschaft weiter verschärfe:
Wie wenig bedarf es mittlerweile, um als rechts gebrandmarkt zu werden. Wann bin ich rechts, wann bin ich eine Verschwörungstheoretikerin, eine Schwurblerin? Ich habe Fragen, ich habe Kritik, ich möchte mich äußern dürfen, ich möchte auch zuhören dürfen, ich möchte auch den hören, der für das Letzte gehalten wird. Ich kann mit Satire, die das verunmöglicht, nichts mehr anfangen. Das ist ein Simulieren von Freiheit.
Christine Prayon
Das Interview verdeutlichtet in Summe nicht nur, dass auch Mitwirkende der Öffentlich-Rechtlichen die regierungstreue Linie der Sender nicht mehr mittragen möchten. Es demonstriert auch ein weiteres Mal, dass das Brandmarken aller kritischen Bürger als rechts(extrem) schlichtweg absurd ist. Denn nach diesem Narrativ mutieren auch Menschen, die linke Einstellungen haben, zu potenziellen Rechtsradikalen. Prayon zeigt zum Beispiel durchaus Verständnis für „Klimakleber“, und dennoch fühlt die Interviewerin sich zwischenzeitlich genötigt, sie vor „Beifall von der rechten Seite“ zu warnen.
Beifall bekam Prayon für ihre klaren Worten in den sozialen Netze auf jeden Fall. Ausschließlich von sogenannten „Rechtsextremen“? Wohl kaum…