Wenige Tage vor einer sich abzeichnenden Wahlschlappe bei der Bundespräsidentenwahl zerlegt sich der MFG Bundesvorstand weiter. Mag. Helmut Eller, MFG Landessprecher im Burgenland und Bundesvorstandsmitglied legt seine Funktionen zurück und verlässt die Partei – mit äußerst scharfen Worten. Die Selbstdemontage der Partei ist eine Tragik für die Menschen im Widerstand, die teilweise ihre ganze Hoffnung auf die MFG gesetzt hatten.
In einem bizarren Interview auf einer fleckigen Couch gab Helmut Eller via BKF TV am 4. Oktober seinen Rücktritt bekannt. (Link: https://bkftv.at/2022/10/03/interview-mit-mfg-landessprecher-mag-eller-ruecktritt/). Zwar halte er Dr. Michael Brunner weiterhin für eine gute Wahl als Bundespräsident, doch dieser wäre seiner Ansicht nach nicht in der Lage, die Partei zu führen. Die Führungs- und Managementqualitäten habe Gerhard Pöttler gehabt, der erst vergangenen Freitag die Partei verlassen hat.
Es ist für mich Geschichte. Sie (die MFG, Anm.) ist gescheitert. Nicht an den Medien, nicht an Feinden von außen. Sie ist ihren Werten untreu geworden.
Das Interview erlaubt weitere Einblicke in die Arbeitsweise des MFG Bundesvorstandes, der eigentlich anders sein wollte als herkömmliche Parteien. Tiefe Gräben zwischen den handelnden Personen werden sichtbar, die Kommunikationskultur entspricht im Grunde genommen jedem herkömmlichen Kegelclub. Das zeigt sich auch bei Parteiaustritten, wo in der Vergangenheit stets nachgetreten wurde, anstelle jene friedlich ziehen zu lassen, mit denen man einen Teil des Weges gemeinsam bestritten hat. Inwiefern dies an externen Beratern oder der Parteiführung liegt, kann nur gemutmaßt werden.
Eller erzählte, wie er bzw. seine Frau von Sympathisanten gefragt wurde, weshalb man die Partei wählen solle. Was die Garantie dafür wäre, dass die MFG anders agieren würde als andere Parteien. Sie habe stets geantwortet, dass eine Partei immer so gut ist wie die Charaktere der Menschen, die für sie arbeiten. Was Eller nicht erwähnt, in der Gesamtbetrachtung aber durchaus wichtig ist: Selbstverständlich war der öffentlichkeitswirksame Austritt Pöttlers knapp vor den Wahlen die Bombe, welche die Reste der jungen Hoffnungspartei in den Wind zerstreut hat.
Die Parteiführung reagierte auf den Rücktritt mit den Worten: „Wir nehmen diese Erklärung mit Befremden zur Kenntnis. Wir bedanken uns für sein Bemühen und wünschen ihm alles Gute für die Zukunft.„
Im Burgenland hat die MFG am vergangenen Sonntag bei den Gemeinderatswahlen eine katastrophale Niederlage erlebt. Von 277.477 Wahlberechtigten und 210.293 abgegebenen Stimmen entfielen nur 1.012 (0,52 Prozent) auf die MFG. Schwächer schnitten – und das ist ein kleiner Trost – nur die NEOS mit 731 Stimmen ab. Was Bürgermeisterwahlen betrifft, konnte die MFG nur 209 Stimmen (0,1 Prozent) auf sich verbuchen.
Realistisch betrachtet kann das Wahlergebnis am kommenden Sonntag für die MFG nur katastrophal ausfallen – wenn bis dahin nicht ein kleines kommunikatives Wunder geschieht. Vielleicht könnte man die desillusionierten Wähler zurückholen, wenn man sich – im Gegensatz zum Verhalten, das man von herkömmlichen Parteien gewohnt ist – einfach einmal hinstellt, für Fehler entschuldigt und eine Strukturreform ankündigt. So ein Schritt von Selbsterkenntnis geprägt, wäre im sorgengebeutelten Österreich eine Sensation.