Russland könnte in einen weiteren Stellvertreter-Krieg hineingezogen werden. Denn in Berg-Karabach wachsen die Spannungen zwischen Armenien und Aserbaidschan erneut an. Immer wieder kommt es zu Gefechten mit Todesopfern.
In dieser Woche brachen erneut Kämpfe zwischen armenischen und aserbaidschanischen Streitkräften um die umstrittene Region Berg-Karabach aus, obwohl die russischen Friedenstruppen weiterhin präsent sind. Seit dem letzten großen Krieg in Berg-Karabach im Jahr 2020, in dessen Folge Aserbaidschan mehr Territorium gewinnen konnte, wurden rund 2.000 russische Soldaten als Friedenstruppen eingesetzt.
Der armenische Premierminister Nikol Pashinyan stellte am Donnerstag die Wirksamkeit der russischen Präsenz in Frage und erteilte seinem mächtigeren Verbündeten eine seltene Rüge. „In der armenischen Gesellschaft stellen sich Fragen über die russische Friedensmission in Berg-Karabach“, sagte Paschinjan in einer Rede vor Regierungsvertretern. Er kritisierte „grobe, anhaltende Verletzungen des Waffenstillstandsregimes“ und den „ständigen physischen und psychologischen Terror“ gegen ethnische Armenier in Karabach und beschuldigte die russischen Friedenstruppen im Wesentlichen, die Augen zu verschließen.
France24 berichtet über die Vorgänge:
Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium teilte mit, dass Truppen aus Karabach Stellungen der Armee im Bezirk Lachin, der unter der Aufsicht der russischen Friedenstruppe steht, angegriffen und einen aserbaidschanischen Wehrpflichtigen getötet haben. Die aserbaidschanische Armee erklärte später, sie habe daraufhin eine Operation mit dem Namen „Vergeltung“ durchgeführt und mehrere strategische Höhen in Karabach unter ihre Kontrolle gebracht. Die Armee des abtrünnigen Staates beschuldigte seinerseits Aserbaidschan, einen Waffenstillstand verletzt und zwei Soldaten getötet und 14 weitere verwundet zu haben. Karabach erklärte eine „Teilmobilisierung“, so die Armee in einer Erklärung.
Auch aus Washington wurde Kritik an den neu aufflammenden Kämpfen laut. Angesichts der großen armenischen Diaspora in den Vereinigten Staaten ist die Stoßrichtung der politischen Einflussnahme klar. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser Konflikt in den kommenden Tagen und Wochen entwickelt. Eines ist jedoch gewiss: Moskau hat kein großes Interesse daran, in einen weiteren militärischen Konflikt hineingezogen zu werden.