Erinnern Sie sich noch an meinen Wochenkommentar, in dem ich den ORF Journalisten Hademar Bankhofer ins Gebet genommen habe? Wegen seines Postings, mit dem er den Bildungsstand der Besucher einer FPÖ-Veranstaltung durch den Kakao gezogen hat? Zugegeben, der Ton meines Kommentars, in dem ich seinen eigenen Bildungsstatus hinterfragt habe, war scharfkantig. Umso mehr hat es mich überrascht, dass sich Herr Bankhofer mit einer sehr persönlichen Antwort bei mir gemeldet hat…
Ein Kommentar von Edith Brötzner
Wir alle machen gelegentlich Fehler und sagen Dinge, die wir hinterher vielleicht bereuen. So auch der ORF Journalist Hademar Bankhofer, der auf meinen Kommentar zu seinem Bildungs-Posting eigentlich überhaupt nicht hätte reagieren müssen. Seine Antwort war unerwartet offen, ehrlich und authentisch und zeigt, dass auch beim Staatsfunk Menschen arbeiten, die das eigenständige Denken und vor allem auch eine ordentliche Fehlerkultur noch nicht verlernt haben.
Ich darf die aus meiner Sicht sehr mutige Antwort von Hademar Bankhofer zitieren:
„Liebe Kollegin! Danke für den lieb lustigen Artikel. Sie haben gar nicht so unrecht, was den Komplex betrifft. Aus sehr persönlichen Gründen war ich aus dem Internat geflüchtet und machte ’ne Lehre. Und das war eine fantastische Entscheidung. Deshalb war ich aber nicht ungebildet, ich hab mich schon früh gelernt selbst zu bilden und mir im Lauf der Jahre viel Wissen angelesen. Der dumme Spruch im Grippe Fieber geschrieben, war zwar dumm und unbedacht, unter all den anderen Kommentaren darunter aber vergleichsweise harmlos. Wäre ich nicht krank gewesen, hätt‘ ich mir die blöde Bemerkung über das doofe Foto aber bestimmt erspart. Parteipolitisch war es nie gemeint – ich seh im Bierzelt auch nicht anders aus? Und ich hätt‘ über ein Foto von mir selbst genau das Gleiche geschrieben. Dass es eine FPÖ Veranstaltung war, hatte für mich gar keinen Belang, wurde aber leider so aufgenommen. Ich bin sehr sehr sehr objektiv, politisch. Ich beschaue Dinge immer gerne von möglichst allen Perspektiven.“
Da Wertschätzung immer beidseitig erfolgen darf und ich Hademar Bankhofer seine Offenheit hoch anrechne, habe ich seine Nachricht natürlich beantwortet:
„Lieber Hademar! Verzeihen Sie meine späte Rückmeldung. Ist gar nicht immer so einfach, bei so vielen Postfächern und Mailaccounts den Überblick zu bewahren. Vorab ein großes Dankeschön für Ihren Mut, mich persönlich anzuschreiben. Ich rechne Ihnen das sehr hoch an und zu einem gewissen Teil zeichnet das Ihre menschlichen Qualitäten (besonders neben einem aus meiner Sicht sehr menschenfernen ORF als Dienstgeber) aus. Was Ihren „Komplex“ betrifft, musste ich eigentlich nicht lange raten. Auch ich bin eine Gymnasium-Abbrecherin und habe der Matura damals eine Lehre vorgezogen. Ebenfalls aus sehr persönlichen Gründen.
Am Ende des Tages kommt es nicht darauf an, ob wir Fehler machen, sondern vielmehr darauf, ob wir uns diese eingestehen und im Zweifelsfall auch die Richtung ändern können. Was uns beide verbindet, ist die Tatsache, dass wir beide intensiv von der Öffentlichkeit beobachtet werden. Kommentare, die wir beide äußern, bewegen vermutlich mehr Menschen, als eine Aussage von irgendeinem „Sepp aus Hintertupfingen“. Positiv wie negativ gesehen. Erschwerend kommt in Ihrem Fall sicher noch hinzu, dass Sie für den ORF arbeiten, der besonders in den vergangenen fast vier Jahren nicht unbedingt durch objektive, vielschichtige Berichterstattung geglänzt, sondern die Menschen vielmehr mit seiner sehr einseitigen Berichterstattung verärgert hat. Von der Denunzierung Andersdenkender durch den Staatsfunk gar nicht erst zu sprechen. Ihnen darf ich noch einmal meinen aufrichtigen Dank für Ihre offenen Worte aussprechen! Schönes Wochenende und alles Gute!“
Fazit: Wir leben in einer Zeit, in der wir viel mehr miteinander als übereinander sprechen sollten. PS: Hademar Bankhofer hat sich über meine Antwort ebenso gefreut, wie ich mich über seine.