Für Präsident Selenskyj ist es nicht verhandelbar, dass die bisherigen US-Hilfen für die Ukraine quasi ein Geschenk waren. Präsident Trumps Vorhaben, sich die ganzen Waffen, Materialien und Finanzhilfen mit ukrainischen Rohstoffen abgelten zu lassen, wolle er nicht zulassen. Zudem beinhalte der aktuelle Vertragsentwurf keinerlei Sicherheitsgarantien für die Ukraine.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Freitag mit einer Ansage für Schlagzeilen gesorgt, die Washington nicht kaltlassen dürfte: Er lehnt einen neuen Entwurf eines Rohstoffabkommens mit den USA ab, der die bisherige amerikanische Militärhilfe rückwirkend als Kredit anerkennen würde. „Wir sind dankbar für die Unterstützung, aber das ist kein Darlehen – und das werden wir nicht zulassen“, donnerte Selenskyj auf einer Pressekonferenz. Seine Worte waren ein klarer Seitenhieb gegen die Trump-Administration, die offenbar versucht, die Ukraine enger an die finanzielle Leine zu legen. Doch Selenskyj legt noch einen drauf: Er prophezeit gar das baldige Ende von Wladimir Putin – ein Schachzug, der zwischen Verzweiflung und Provokation changiert.
Ein Abkommen, das Kiew erzürnt
Die Hintergründe sind brisant. Laut Selenskyj hat die Ukraine einen neuen Vertragsentwurf aus Washington erhalten, der sich deutlich vom bisherigen Rahmenabkommen unterscheidet. „Das ist ein völlig anderes Dokument“, erklärte er und ließ keinen Zweifel daran, dass er die darin enthaltenen Bedingungen als unannehmbar empfindet. Besonders sticht hervor: Die USA sollen sich darin den Zugang zu sämtlichen aktuellen und künftigen Mineralvorkommen in der Ukraine sichern – inklusive Öl- und Gasreserven. Ein ukrainischer Parlamentarier sprach gar von einem „Horror“-Szenario.
Jarosslaw Schelesnjak, Abgeordneter der Partei Holos, ließ auf Telegram kein gutes Haar an dem Entwurf vom 23. März. „Das ist kein unverbindliches Memorandum mehr, wie es vor dem skandalträchtigen Oval-Office-Treffen diskutiert wurde“, schrieb er. „Das ist ein ausgearbeitetes, glasklares Abkommen – und es ist nicht zu unseren Gunsten.“ Schelesnjak kritisiert vor allem das Fehlen jeglicher Sicherheitsgarantien seitens der USA. „Nicht einmal ein Hauch davon ist enthalten“, so der Abgeordnete, der hofft, dass Kiew massive Änderungen durchsetzt. Ohne diese, warnt er, sei eine Ratifizierung im ukrainischen Parlament kaum vorstellbar.
Selenskyj selbst bleibt unnachgiebig. „Wir werden die US-Militärhilfe nicht als Schulden anerkennen“, betonte er. Die Botschaft ist klar: Die Ukraine will sich nicht noch weiter in eine finanzielle Abhängigkeit (viele der jüngsten “Finanzhilfen” sind in Wirklichkeit ohnehin teure Kredite) manövrieren lassen, schon gar nicht von einem Verbündeten. Denn während Europa seine Unterstützung für Kiew verstärkt, scheint Washington auf Distanz zu gehen – und sogar bilaterale Gespräche mit Moskau anzustreben.
Putin „wird bald sterben“ – Sensationsgerede oder Kalkül?
Doch Selenskyj hatte noch mehr im Ärmel. In einem Interview am Mittwoch in Paris an der Seite des französischen Präsidenten Emmanuel Macron behauptete er: „Putin wird bald sterben, und das ist eine Tatsache.“ Die Aussage kam wie aus dem Nichts, angefeuert von den jüngsten Gerüchten im Westen über den angeblich desolaten Gesundheitszustand des russischen Präsidenten. Britische Boulevardblätter hatten erst letzte Woche berichtet, Putin habe bei einer Konferenz unkontrolliert gezittert und sogar einen „Mini-Schlaganfall“ erlitten. Beweise? Fehlanzeige. Selbst Fox News nannte Selenskyjs Worte „sensationell“.
„Tod ist das, wovor er sich fürchtet“, fuhr Selenskyj fort und malte ein Bild von Putin als Machtmenschen, der bis zu seinem letzten Atemzug regieren wolle – und dabei eine direkte Konfrontation mit dem Westen suche. Der Kreml wies die Spekulationen erwartungsgemäß zurück, und auch US-Geheimdienste sehen keine Hinweise auf eine akute Gesundheitskrise in Moskau. Doch warum dieser Ausfall? Selenskyj lieferte die Antwort selbst: „Es ist sehr wichtig, dass Amerika Putin jetzt nicht aus seiner globalen Isolation hilft.“ Ein Appell an Washington, die harte Linie gegen Russland beizubehalten – und ein Versuch, die Narrative im Westen weiter zu formen.
Verhandlungen? Nur mit wem?
Apropos Russland: Selenskyj schloss einmal mehr Gespräche mit Putin oder einem seiner Vertreter aus. Stattdessen schlug er einen ungewöhnlichen Weg ein: „Ich denke, es gibt Unternehmen in Russland, viele verschiedene Regionen, darunter ernsthafte Geschäftsbereiche. Ich denke, wir würden mit ihnen kommunizieren, wenn sie eine Vision haben, wie der Krieg enden könnte.“ Ein Ansatz, der überrascht – will er etwa die russische Wirtschaft gegen den Kreml aufwiegeln? Es bleibt vage, doch zeigt es: Kiew sucht verzweifelt nach Alternativen, während die Frontlinien immer öfter kollabieren und die Unterstützung aus dem Westen bröckelt.
Unterdessen wird in Europa die Kriegsrhetorik lauter. Macron drängt auf eine Koalition der Willigen, die bereit ist, westliche Truppen in die Ukraine zu schicken – ein Schritt, der einen offenen Konflikt mit dem atomar gerüsteten Russland riskieren würde. Ein waghalsiges Spiel, das die Spannungen in eine neue Dimension katapultieren könnte.
Ein Land am Scheideweg
Die Ablehnung des US-Mineraldeals ist mehr als ein diplomatischer Affront – sie ist ein Signal. Selenskyj versucht zu zeigen, dass die Ukraine nicht noch stärker zum Spielball fremder Interessen werden soll, weder von Washington noch von Moskau. Doch die Realität ist harsch: Ohne massive Unterstützung bleibt Kiew verwundbar. Die neue Mineralienvereinbarung mag ein „Horror“ sein, wie Schelesnjak sagt, doch die Abhängigkeit von ausländischer Hilfe ist ebenso real. Und während Selenskyj mit reißerischen Aussagen über Putins Tod die Schlagzeilen dominiert, bleibt die Frage: Wie lange kann die Ukraine diesen Balanceakt zwischen Stolz und Pragmatismus noch durchhalten?
Der Krieg dauert nun über drei Jahre, und die Erschöpfung ist spürbar – an der Front wie in der Politik. Selenskyjs „Wir lassen das nicht zu“ ist ein Aufbäumen gegen die Spiele der Großmächte. Doch ob es reicht, um die Ukraine aus der Zwickmühle zu führen, steht in den Sternen. Eines ist sicher: Die nächsten Wochen werden zeigen, ob Kiews Widerspenstigkeit Früchte trägt – oder ob sie das Land noch tiefer ins Chaos stürzt.
Mein neues Buch ist da: “Im Zensurwahn – Die Aushöhlung von Freiheit und Demokratie“.