Die Ergebnisse einer Studie der MedUni Wien überraschen. Denn viele von uns kennen jemanden, der sich im Zuge der Corona-Pandemie aus Verzweiflung das Leben genommen hat. Die Gründe liegen zum Teil in der aussichtslosen wirtschaftlichen Lage, zum anderen Teil in der Perspektivenlosigkeit. Sogar die Kinderpsychiatrien schlugen Alarm, sie könnten den Patientenandrang nicht mehr bewältigen. Sehr viele Kinder und Jugendliche wären akut selbstmordgefährdet. Aktuelle Studien behaupten das Gegenteil – was stimmt?
Sehr prominent wird die Studie herumgereicht, nachdem die Suizide während der Covid-19-Pandemie um vier Prozent gesunken wären. Dies widerspricht den Erfahrungen zahlreicher Österreicher, die zumindest im erweiterten Bekanntenkreis von Suizidversuchen und tatsächlich erfolgten Suiziden wissen. Besonders belastend ist der Umstand, dass viele Kinder und Jugendliche keine Zukunft zu sehen scheinen, sich in virtuelle Scheinwelten flüchten und Selbstmordgedanken hegen. Bei der Studie, die zumindest in ihrer Präsentation mehr oder weniger „alles in Ordnung“ signalisieren würde , handelt es sich um „Suicide trends in the early months of the COVID-19 pandemic: Interrupted time series analysis of preliminary data from 21 countries.” Paul Plener, Thomas Niederkrotenthaler et al.“ Dabei wurden die Selbstmordraten in 21 Ländern in den Monaten April bis Juli 2020 in Augenschein genommen. Die Studie will in keinem Land einen Beweis für erhöhte Selbstmordraten gefunden haben.
Statistik Austria sieht 4 Prozent Rückgang bei Selbstmorden im Jahr 2020
Die Medizinuni Wien beruft sich dabei auch auf die zwar noch nicht im Detail öffentlich verfügbaren aber naturgemäß existierenden Daten der Statistik Austria, die von einer um vier Prozent gesunkenen Selbstmordrate sprechen. Zahlen über die Altersverteilung der solcherart Verstorbenen liegen nicht vor. Etwas merkwürdig erscheint der Umstand, dass niemand auf die Idee kommt, dass mittlerweile bereits ein weiters Jahr vergangen ist. Die „Pandemie“ endete nicht mit Juli 2020 – inzwischen schreiben wir Juni 2021 und ein Ende ist nicht in Sicht, da politisch offenbar nicht gewollt. Immerhin wird aber auf die Ausnahmesituation für junge Menschen hingewiesen:
Was Kinder und Jugendliche angeht, betont Paul Plener, dass sich in der Altersgruppe der 15-25-jährigen weltweit und auch in Österreich die höchste Rate an psychischen Belastungen in der Pandemie zeigt.
MedUni Wien, 14.4.2021, Autor nicht namentlich gekennzeichnet
Andere Studie spricht von vermehrten Selbstmorden
In diesem Zusammenhang sei auf eine weitere Studie verwiesen: „Impact of lockdown during the COVID-19 pandemic on number of patients and patterns of injuries at a level I trauma center“, veröffentlicht am 3. März 2021 in „Wiener klinische Wochenschrift 133, Seiten 336–343 (2021)“. Darin wurden alle Fälle zwischen 15. März und 30. April 2020 analysiert und mit den Zahlen des Vorjahres verglichen, die in die Unfallchirurgie der Medizinuni Wien eingeliefert wurden. Die Studie fand heraus, dass es während des Lockdowns signifikant weniger Arbeitsunfälle, Sportunfälle und Verkehrsunfälle gab. Die Zahl der Unfälle im Haushalt erhöhte sich demgegenüber – als auch die Zahl der Einlieferungen wegen Selbstmordversuchen. In Summe gab es keinen Unterschied in der Anzahl schwerer Verletzungen. Als Gründe für die vermehrten Selbstmordversuche wurden die Reduktion der Sozialkontakte und der eingeschränkte Zugang zu psychologischen Hilfseinrichtungen während des Lockdowns vermutet. In der „Conclusion“ wird ein „excess of suicide deaths“ erwähnt, also ein vermehrtes Auftreten von Selbstmorden. In der Studie ist zu lesen, dass sich die Selbstmordversuche während des Lockdowns verzehnfacht hätten. 23,3% der Traumapatienten wären wegen eines Selbstmordversuchs eingeliefert worden.
Admissions to the trauma room due to suicide increased 10-fold during lockdown (10 vs. 1, p = 0.003) while traffic and outdoor-related injuries were more than halved (6 vs. 13, p = 0.01 and 4 vs. 15, p = 0.04, respectively).
Impact of lockdown during the COVID-19 pandemic on number of patients and patterns of injuries at a level I trauma center
Gesundheitspolitik reagierte nicht
Auch interessant: Häusliche Gewalt hätte sich laut dieser Studie nicht wesentlich verändert, nur die Selbstmordversuche wären – speziell unter Männern – signifikant angestiegen. Die Autoren gehen davon aus, dass sich dieser Trend mit Fortschreiten der „Pandemie“ weiter verstärken wird. Ungeachtet des Erscheinungsdatums dieser Studie müssen diese Zahlen den Gesundheitsverantwortlichen der Regierung bereits im Mai 2020 bekannt gewesen sein. Die Verantwortlichen können diese Statistiken zeitnahe einsehen oder anfordern. Besonderer Fleiß, mehr Budget oder mehr Personal im Bereich der psychischen Gesundheitsvorsorge wurde seither öffentlich nicht bekannt. Vielmehr befleißigte sich die Regierung Kurz permanent der Angst- und Panikmache, welche der psychischen Gesundheit der Menschen sicher nicht zuträglich ist.
Situation in anderen Ländern
Während die eingangs erwähnte, multinationale Studie keine Änderung behauptet, finden sich Berichte aus der Schweiz und aus Japan, die auf andere Zahlen hindeuten:
Schweiz: Anzahl Suizidversuche ist deutlich gestiegen
Mehr Selbstmorde in Japan durch Pandemie
Japans dramatischer Suizid-Anstieg bei Frauen
USA: Will the Pandemic Result in More Suicides?
Increase in suicide following an initial decline during the COVID-19 pandemic in Japan
‘The dual pandemic’ of suicide and COVID-19: A biopsychosocial narrative of risks and prevention
Suicides Rise in Black Population During COVID-19 Pandemic
Das Redaktionsnetzwerk Deutschland hielt in diesem Artikel fest („Wie das Virus indirekt töten kann„), dass es aus früheren Pandemien bekannt wäre, dass die Suizidrate zu beginn sinkt um später zu steigen.
Und aus früheren Pandemien ist bekannt, dass es am Anfang kurz zu einem Rückgang der Selbsttötungen kommen kann. Forscher sprechen von einer „Flitterwochen-Periode“, in der der soziale Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung groß ist.
RND, 14.12. 2020
Weltweit niedrigste Suizidrate ausgerechnet in Syrien
Fußnote: Die weltweit niedrigste Suizidrate soll es in Syrien geben. Das ist interessant, bedenkt man die vielen Fälle von „syrischen Flüchtlingen“, welche angeblich wegen der schrecklichen Situation in ihrer Heimat nach Mitteleuropa flüchten mussten. Einige Personen aus dieser Gruppe werden hier aufgrund ihrer angeblich „verheerenden psychologischen Situation“ und ihrer „schlimmen Kriegstraumata“ immer wieder mit Straftaten auffällig und besonders milde behandelt.
Der Friedensaktivist Mag. Alexander Ehrlich sprach vor kurzem exklusiv mit Report24.news über den Problemkreis der Verzweiflung, die einen mit fortschreitendem Tunnelblick in der vorgeblichen „Pandemie“ ereilen kann.