Washington und Brüssel treiben Moskau mit ihren Eskalationen bei den Sanktionen nur weiter in die Arme Pekings. China erhält günstige Rohstoffe und kann seinen Yuan internationalisieren. Das ist die reine Selbstdemontage des Westens. Hat das Ganze einen besonderen Zweck?
Ein Kommentar von Heinz Steiner
Seit dem Zerfall der Sowjetunion gab es in Russland stets einen starken Drang, mit dem Westen zusammenzuarbeiten. Selbst unter Wladimir Putin, der den Ausverkauf des ressourcenreichen Landes an den Westen stoppte, versuchte Moskau die Annäherung an die NATO und die EU. Doch die Kalten Krieger in Washington und Brüssel verhinderten dies – und setzten vor allem auf die Absorbierung der ehemaligen Ostblockstaaten. Dreißig Jahre lang hatte man nun Zeit, eine konstruktive Zusammenarbeit mit Moskau zu etablieren. Doch die Transatlantiker setzten auf Konfrontation – in der Hoffnung, einen für sie günstigen Regime-Change zu erwirken, und so die unselige Jelzin-Ära wiederaufleben zu lassen. Russland sollte genauso absorbiert und den globalistischen Mächten unterworfen werden wie viele der ehemaligen Sowjetstaaten und Ostblock-Republiken auch.
Die aktuelle Ukraine-Krise (die eigentlich schon seit der Orangenen Revolution 2004/2005 andauert und mit dem Maidan-Putsch 2014 verschärft wurde), ist nur eine Fortsetzung des nun schon seit 1991 andauernden Versuchs dieses geostrategischen Vorstoßes. Die globalistischen Mächte wollen kein souveränes Russland als Partner, sondern einen von einer Marionettenregierung geführten Kreml, der sich willfährig unterwirft. Doch dies hat nicht funktioniert. Im Gegenteil: der Westen hat zu viele rote Linien Moskaus überschritten und den Kreml in Zugzwang gebracht. Der Einmarsch in die Ukraine war eine logische Folge, nachdem alle friedlichen und diplomatischen Bestrebungen der Russen an den Hardlinern im Westen scheiterten. Und was macht der Westen? Anstatt zu deeskalieren, verschärfen Washington und Brüssel ihre Versuche, die russische Regierung unter Präsident Putin zu destabilisieren, indem sie eine Sanktionswelle lostreten, die bis vor kurzem undenkbar war. Das Ergebnis ist jedoch – vor allem für den Westen selbst – verheerend.
Anstatt Russland zu destabilisieren und Putin zu schwächen, damit das Land endlich in die Hände der westlichen Globalisten fällt, geschieht genau das Gegenteil. Sukzessive werden die pro-westlichen Kräfte im oberen Verwaltungsapparat durch nationalistische, eurasisch-kontinentale Kräfte ersetzt. Der Aufstieg der „grauen Eminenz“ Sergej Glaziew in Putins Machtapparat ist Teil davon. Pepe Escobar, ein versierter geopolitischer Analyst, hat die Gegenmaßnahmen Russlands (die eben auch von Glaziew in die Wege geleitet werden) hervorragend zusammengefasst. Das Problem für den Westen dabei: Moskau wird sich deutlich stärker mit Peking (und wohl auch Neu Delhi) abstimmen und die Entdollarisierung der Welt vorantreiben. Michael Hudson hat diese Selbstvernichtung des US-Imperiums in diesem Artikel perfekt dargestellt.
Wir sollten nicht vergessen, dass Russland und China bereits immer größere Teile des Handels untereinander in Yuan abwickeln. Dies wird durch die Sanktionen und die Entdollarisierung ihrer Wirtschaften noch verstärkt. Zudem bringt dies andere Länder des globalen Südens dazu, sich an diesem Projekt zu beteiligen und sich ebenfalls sukzessive vom US-Dollar (und ggf. vom Euro) zu verabschieden. Immerhin könnten auch sie jederzeit in den Fokus der Globalisten geraten und ebenfalls aus dem SWIFT-System ausgeschlossen und deren Dollar-Guthaben eingefroren werden. Und wie das Fachportal Oilprice.com berichtet, sichern sich die Chinesen nach dem Abzug der westlichen Ölkonzerne aus Russland nun auch sukzessive deren Anteile. Dies bringt Peking global ebenfalls in eine noch stärkere Position.
Schon jetzt ist klar, dass China beispielsweise vom westlichen Ölembargo gegen Russland profitiert und sich Erdöl (und Erdgas) zu Vorzugspreisen sichern kann. Vor allem die Europäer als Nettoimporteure von Energie haben da das Nachsehen. Damit wird jedoch die chinesische Wirtschaft massivst gestärkt, während die amerikanische und noch mehr die europäische Wirtschaft leiden. Von den Entwicklungsländern und den aufstrebenden Staaten ganz zu schweigen. Hierbei stellt sich die Frage, ob die westlichen Marionettenregierungen der globalistischen Eliten rund um das Weltwirtschaftsforum (WEF) von Klaus Schwab und des Council on Foreign Relations (CFR) dies so beabsichtigen, um so den „Great Reset“ durchführen zu können. Ein totaler Kollaps der Weltwirtschaft und des westlichen Finanzsystems (die ohnehin schon durch die Finanzkrise 2008/2009 und die Covid-Lockdowns geschwächt sind) könnte diese dystopischen Ambitionen beschleunigen.