Was können wir noch glauben? Totale Manipulation durch Deepfake

Bilder: freepik / kjpargeter / nakaridore

Eine der kritischsten Folgen der zunehmenden Digitalisierung und Virtualisierung des Medienwesens ist ohne Zweifel die Möglichkeit immer überzeugenderer Fälschungen. In der Manipulation von Fotos schon lange angewandt, ist die Technik inzwischen dank des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz, dynamischer Algorithmen und immer leistungsstärkerer Prozessoren, ja sogar neuronaler Netzwerke auf einem Stand, der auch die Nachbearbeitung bewegter Aufnahmen und Filme erlaubt – entweder zur Verfremdung vorhandenen Filmmaterials oder zur Kreierung von völlig neuem. Deepfake heißt diese neue Technik, die das Potenzial hat, ein neues Kapitel der Mediengeschichte aufzuschlagen.

Selbst frei im Netz verfügbare Programme sind in dieser Hinsicht mittlerweile schon auf einem Stand, der täuschend echte Videoaufnahmen und die Bearbeitung oder Neuerstellung passender Tonspuren erlaubt. Die Folge: Wir können inzwischen weder unseren Augen noch Ohren mehr trauen. Welche Interviews mit Politikern sind noch real, welche Interviews oder mitgeschnittenen Auftritte haben wirklich stattgefunden? Was können und dürfen wir noch glauben?

Die bekannteste Anwendungsform des „Face Swapping“ kam zuerst – und vor allem – im Bereich Pornographie zum Tragen: Gesichter von Prominenten oder beliebigen Personen werden per KI-Software gerendert und in bestehendes Pornomaterial eingebaut. Das Ergebnis sind für den Laien fast nicht mehr vom vermeintlichen Original unterscheidbare Fake-Aufnahmen kompromittierendster Situationen. Mit je mehr Detailinformationen die Software über das Aussehen der einzubauenden Person gefüttert wird – Fotos aus verschiedenen Aufnahmewinkeln, Filmmaterial mit erkennbaren Bewegungsmustern, Mimik usw. -, desto überzeugender und realistischer wird der Deepfake ausfallen.

Kaum mehr unterscheidbar vom Original

So kriminell und für die Betroffenen verstörend oder gar vernichtend die Anwendung im Sex- und Schmuddelbereich sein mag: Die weitaus schlimmeren Gefahren durch Deepfake lauern in einem anderen Sektor – im Wirtschafts- und Nachrichtenwesen. Wenn CEOs mächtiger börsennotierter Unternehmen oder Hedgefondsmanagern in viral breit gestreuten Videos Aussagen in den Mund gelegt werden, die sie nie getan haben, dann lässt sich bis zum Dementi, bis zur Aufklärung des Schwindels jeder beliebige Schaden anrichten – was kriminelle Spekulanten, Trafficer und organisierte Kriminalität beliebig ausnutzen können. Noch schlimmer sind Deepfake-Clips im politischen Bereich. Wer dem Gegner schaden will, gerade im Wahlkampf, oder wer innen- und außenpolitische Krisen plant, der braucht heute nicht viel mehr zu tun als ein professionelles Deepfake-Stück zu streuen. Einmal in der Welt, lässt sich der Impact kaum mehr aufhalten – zumal in der gegenwärtigen Übergangsphase, wo viele Menschen mit dem verhängnisvollen Potenzial dieser Technologie noch gar nicht vertraut sind.

Medialer Aufruhr um Biden-Video

Im US-Wahlkampf und im Nachgang, während des Schlagabtauschs zwischen den Biden-Democrats und dem mutmaßlich um den Wahlsieg betrogenen Trump-Lager, spielte Deepfake erstmals eine gewichtige politische Rolle. Im vergangenen April twitterte Trump ein manipuliertes Video seines Rivalen, das allerdings schon für Laien erkennbar unrealistisch und wie eine Fälschung wirkte – und später auch als solches entlarvt wurde. Auch in einem anderen Fall sollten durch ein relativ schlecht gemachtes Fakevideo Zweifel an der Gesundheit Bidens geschürt werden (obwohl genügend echte Aufnahmen existieren, die solche Zweifel sehr wohl berechtigt erscheinen lassen). So einfach ist die Unterscheidung zwischen Deepfake und „Cheepfake“, also schlecht gemachten Fälschungen, nicht immer. Zwar steckt diese neue Anwendungsmethode noch in den Kinderschuhen, doch schon heute lässt sich mit entsprechender Gewissenhaftigkeit bei der Produktion eine Akkuratesse und Detailtreue erzeugen, die eine Unterscheidung vom Original unmöglich macht.

Das Problem: Niemand glaubt mehr die Wahrheit

Das Hauptrisiko von Deepfake liegt daher gerade nicht nur in der zunehmenden Zweifelhaftigkeit, ob Gesehenes und/oder Gehörtes überhaupt authentisch ist – sondern im Schüren einer breiten Verunsicherung, die irgendwann auch das Vertrauen in echte Aufnahmen erschüttert. Denn die bloße Möglichkeit, dass etwas Deepfake sein könnte, lässt einen einmal misstrauisch gewordenen Beobachter bald schon „Gespenster“, Hinweise auf scheinbare Manipulationen sehen, wo es eigentlich gar keine gibt. Auch dies widerfuhr US-Präsident Joe Biden mehrfach: Auffällige Veränderungen seines Teints und der Gesichtsfarbe veranlassten zahlreiche Journalisten, an der Echtheit eines Video zu zweifeln, die sich letztens Endes aber dennoch als unbegründet herausstellten.

Anders übrigens als im Fall eines Videos des US-Corona-„Wizards“ Antoni Fauchi, einer Art „RKI-Wieler“ der USA; der ließ sich – entweder auf eigene Veranlassung oder auf Betreiben seines Media-Teams – sehr wohl mit einem digitalen Facelifting filmen, das verdächtig schmeichelhaft ausfiel und eindeutige Spuren einer KI-gestützten Bearbeitung aufwies. Hier kam Deepfake offenkundig zum Einsatz – aber nicht zum Schaden des Betroffenen, sondern zur Steigerung seiner Telegenität. Der Schuss ging jedoch nach hinten los: Seitens der US-Administration mussten Gerüchte dementiert werden, es habe sich um jemanden mit einer Fauci-Gesichtsmaske gehandelt, so unrealistisch sah die „Bearbeitung“ aus. In dieser Corona-Krise, in der Manipulation und Lügen Hochkonjunktur haben, ist guter Rat offenbar auch bei der passenden Selbstvermarktung der Akteure mehr als teuer. (DM)

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