Bei den kritischen Menschen betrifft es aktuell die Israel-Frage, aber auch immer unversöhnlichere Fronten zwischen Geimpften und Ungeimpften. Doch Systemkritiker leben nicht isoliert, dieselben verhärteten Fronten gibt es zwischen jenen, die bei jeder Mode von Klima bis Gender mitmachen – und jenen, die dazu bereit sind, ein wenig mehr hinter die Kulissen zu sehen. Ein zivilisierter Diskurs wird immer unmöglicher. Dabei wäre es wichtig, seine eigene Position immer wieder auf den Prüfstand zu stellen.
Ein Kommentar von Florian Machl
Ich hatte erst heute ein Gespräch, wo ich klar sagte: Ich überprüfe meine Position jeden Tag. Ich höre zu. Was, wenn ich von Anfang an falsch gelegen wäre, was wenn die Impfbefürworter recht hätten? So absurd wie die Frage für manche klingt, so wichtig ist sie in meinem Denken. Ich will nicht in die „Glaubensfalle“ tappen, wenn ich eine Meinung vertrete, möchte ich sie stets argumentieren können. Es reicht mir nicht, meine Meinung darauf aufzubauen, dass ich „irgendwo gelesen habe“ oder „irgendjemand etwas gesagt hat“. Speziell nicht, wenn es um die großen Fragen geht, von denen teilweise sogar Menschenleben abhängen.
Wir alle waren und sind zeitlebens einem perfiden System der Propaganda ausgesetzt. Massenmedien informieren nicht, sie manipulieren im Auftrag anderer. Bis man das erkennt und begreift, vergehen oft Jahrzehnte. Und der Konsum von Massenmedien – vielleicht von Medien generell – ist durchaus mit einer Sucht zu vergleichen. Süchte bekämpft man am besten damit, dass man sie mit etwas ersetzt, welches denselben Zweck erfüllt. Und man vermeidet es, sich dem Suchtmittel auszusetzen. Sprich: Es reicht nicht, zu erkennen, dass beispielsweise öffentlich-rechtliche Medien manipulieren, weglassen und auch lügen, dass sich die Balken biegen. So lange man sie konsumiert, wird man beeinflusst. Man glaubt, etwas durchschaut zu haben, doch durch die ständige Wiederholung mancher Lügen können diese tief in den Geist eindringen – und sie machen etwas mit uns. Niemand ist immun.
Wir haben in Report24 in mehreren Artikel erklärt, wie eine jahrzehntelange, bösartige Manipulation zum Thema Israel stattfand. Mit bewusst manipulativ formulierten Schlagzeilen und Anrisstexten wird spätestens seit Kreisky Stimmung gegen Israel gemacht, während der Mainstream Solidarität heuchelt, die aber meistens nur tote Juden betrifft. So gut wie jeder Bürger in Österreich glaubt zu wissen: „Die Juden sind böse, die Juden haben den Palästinensern das Land geraubt, die Juden unterdrücken die Palästinenser.“ Das sind Stehsätze, beruhend auf Glauben und nicht auf Wissen. Dass es beispielsweise aus historischer Sicht überhaupt kein Volk der Palästinenser gibt, weiß kaum jemand – und ich freue mich über einige Zuschriften, wo Leser sich über die neue, ihnen bislang unbekannte Perspektive bedankten.
Der Zwang, Partei zu ergreifen
Ich denke, jeder von uns hat in den letzten Tagen hitzige Debatten geführt oder zumindest miterlebt, wo es um die Frage Israel gegen „Palästinenser“ ging. Eigentlich ein Thema, das uns in 3.000 km Entfernung vielleicht gar nicht so sehr betreffen sollte wie dringlichere Probleme vor der Haustüre. Und trotzdem glaubt jeder, gesichertes Wissen zu haben, Meinung zu haben, Partei ergreifen zu müssen – und auf Basis dieses Streits Freundschaften aufs Spiel setzen zu müssen.
Der Israel-Palästina Konflikt ist sinnbildlich für einerseits Scheinwissen, das man sich über viele Jahre aus dem Konsum von Mainstream-Medien angeeignet hat, andererseits für Stellvertreterkämpfe im Sinne des Establishments. Dieses hat eine große Freude damit, wenn die Menschen nach dem „Teile und herrsche“-Prinzip beschäftigt wurden – dann kommt niemand auf die Idee, den kriminellen Eliten endlich das Handwerk zu legen. Mehrere prominente Stimmen „des Widerstands“ in Deutschland und Österreich haben bereits vor dieser Entwicklung gewarnt und gemahnt, hier nicht mitzumachen. Aber so einfach ist das nicht.
Ein anderes Beispiel ist der Konflikt zwischen Impfgegnern und all jenen, die aufgrund der Staatspropaganda oder des sozialen Drucks geimpft wurden und jetzt teilweise mit schrecklichen Nebenwirkungen zu kämpfen haben. Es ist ein Konflikt, der an der Oberfläche kaum zu sehen ist, darunter aber sehr kräftig schwelt. Während viele Geimpfte jetzt erkennen: „ihr hattet Recht, wir wurden betrogen, wir sind krank, wir brauchen Hilfe, wir brauchen Medizin, wir brauchen Geld“ – sagen die Impfgegner: „Wir haben uns von Euch jetzt drei Jahren lang diskriminieren und beschimpfen lassen. Ihr habt uns gemobbt, wolltet uns von allem ausschließen, nanntet uns Lebensgefährder. Ihr seid selbst schuld, dass ihr zur Impfung gegangen seid – jetzt wollen wir nichts mehr davon hören. Und wir wollen für eure Impfschäden auch nicht bezahlen müssen.“
Auch dieser Konflikt resultiert zu großen Teilen daraus, dass man sich durch die Massenmedien manipulieren ließ. Doch die Verbitterung und die Feindschaften, wenn man so will, sitzen tiefer als bei anderen Scheingefechten wie beispielsweise jener der Ukraine gegen Putins Russland.
Es gibt keine absoluten Wahrheiten
Niemand hat die absolute Wahrheit für sich gepachtet. Das wäre eine Grunderkenntnis, mit der wir weiter kommen. Wie leicht es ist, das als gegeben anzuerkennen und für sich umzusetzen, hängt von der jeweiligen Persönlichkeit ab. Sobald man anerkennt, dass man nicht alles weiß und die eigene Meinung nicht unbedingt korrekt ist, kann man anderen zuhören. Man kann um Argumente und Hintergründe bitten. Hier gilt das ganz oben Gesagte: „ich glaube“, „ich habe irgendwo gelesen“ und „ich habe irgendwo gehört“ sind keine Argumente. Was zählt, sind harte Fakten, die belegbar sind, die man überprüfen kann, die auch einer Betrachtung aus mehreren Blickwinkeln standhalten.
Eine zweite Erkenntnis wäre, dass die Welt nicht in Schwarz und Weiß einzuteilen ist – und nicht automatisch mein Todfeind ist, wer bei Impfung, Ukraine oder Israel eine andere Meinung vertritt. Man sollte über alles reden können, sich alle Argumente anhören – und trotzdem in der Lage sein, als Freunde vom Tisch wieder aufzustehen und seiner Wege zu gehen. Das Prinzip nennt sich in der englischen Sprache „agree to disagree“. Man stimmt darin überein, dass man nicht einer Meinung ist. Aber das ist kein Grund, eine Freundschaft zu kündigen. Eigentlich sollte es ein Ansporn sein, neue und bessere Argumente und Beweise zu finden, um im nächsten Gespräch vielleicht überzeugen zu können. Oder auch nicht. Denn es ist auch im nächsten Gespräch nicht alles entscheidend, den anderen unbedingt von seiner Meinung zu überzeugen.
Man kann nicht alle Probleme mit einem Kompromiss lösen
Es gibt freilich Fragen, wo man sich nicht in der Mitte treffen kann. Wenn die „Palästinenser“ sagen, man müsse alle Israeli töten und die Israeli sagen, dass Juden auch sicheren Lebensraum brauchen und das am liebsten dort, wo man nachweislich seit 3.000 Jahren lebt, dann ist hier kaum ein Mittelweg zu finden. Man kann sich nicht halb umbringen lassen und man kann auch nicht halb irgendwo leben. Letzteres ist neben unversöhnlicher religiöser Prinzipien auch der Hintergrund für die Probleme im Nahen Osten. Denn Israel ist eine halbe Sache, man hat zwar irgendwie ein Staatsgebiet, aber man teilt es sich dann doch mit den Arabern – und beide Seiten wollen mehr und sind mit der Situation nicht einverstanden. Halbe Sachen führen nicht zu Frieden.
Es könnten sich auch einmal alle an der Nase nehmen, welche der „arme unterdrückte Palästinenser“-Theorie anhängen und überlegen, was sie in letzter Konsequenz wollen? Eine Zwei-Staaten-Lösung gibt es nämlich seit 1948, Israel, den Grenzfluss Jordan und Jordanien. Dass Jordanien die „Palästinenser“ in einem Bürgerkrieg von 1970 mit Waffengewalt aus dem Land getrieben hat, weil diese eine Machtübernahme planten, diskutiert im aktuellen Konflikt übrigens auch niemand. Ich führe dieses Detail in diesem Artikel an, weil ich Beispiele dafür bringen möchte, was viele von uns vermutlich nicht wissen, weil es im Medien-Mainstream nicht vorkommt. Dort kommt nur vor, was dem jeweils vorgeschriebenen Narrativ, der von oben bestellten Einheitsmeinung dient.
Lernen, miteinander und mit anderen Meinungen auszukommen
Was aber hat der Israel-Konflikt mit dem Impfgegner-Konflikt zu tun? Mehr als man annehmen möchte. So wie die Menschen in Israel eigentlich irgendwie mit ihren arabischen Nachbarn zusammenleben müssten, um Frieden zu finden, müssen auch wir in unseren Ländern, egal welche abscheulichen Dinge in den letzten Jahren passiert sind, wieder lernen mit der Gegenseite auszukommen. Dabei schildere ich hier nur den Konflikt zwischen totalen Impfgegnern und jenen, die sich impfen ließen, aber inzwischen einen Erkenntnisprozess erleben. Die völlig unversöhnliche Gegenseite bilden ja eigentlich jene, die noch heute an die Impfung glauben und jeden verteufeln, der eine andere Meinung vertritt. Doch wir alle sind Menschen unter einem Himmel, in einem Land – manchmal in einem Haushalt. Man wird sich arrangieren müssen, und die Einstellung „ich habe recht und du bist dumm und böse“ wird sich niemals ausgehen.
Die Erkenntnis, die einen Schritt in Richtung Frieden verspricht, ist: Man kann nicht mit allen Menschen einer Meinung sein. Wer nicht meiner Meinung ist, ist nicht automatisch mein Feind. Wenn ich mich ehrlich für andere Menschen und den Frieden interessiere, muss ich der Gegenseite zuhören und versuchen ehrlich ins Gespräch zu kommen (die Gesprächsverweigerung Linksradikaler führt beispielsweise zu vielen Zerwürfnissen bis hin zu Gewalt im eigenen Land). Jede Form der unversöhnlichen Gesprächsverweigerung sagt mehr über einen selbst und seine eigenen Defizite aus – als dass es eine Aussage über die Position des vermeintlichen Gegners erlaubt.
Wenn wir es auch noch schaffen zu erkennen, dass es nicht in jedem Thema immer sofort „um alles“ geht, um die Freundschaft oder gar um die Existenzberechtigung, haben wir viel erreicht. Dabei bin ich kein Anhänger der Meinung, dass wir uns alle bei den Händen nehmen und gemeinsam friedlich um die Bäume hüpfen müssen. Was die meisten von uns einfordern – und was ich persönlich als Hauptgrund für ein Engagement im Widerstand wahrnehme – ist das Recht darauf, in Ruhe gelassen zu werden. Das Recht darauf, das eigene Leben so zu leben, wie man es für richtig hält, ohne Einmischung und Zwänge von außen, von wem auch immer diese kommen mögen. Wenn ich dieses Recht für mich einfordere, wäre ich doppelt gefragt, die Meinungen anderer zu hören und zu respektieren, solange sie gleichwertig zur eigenen Meinung gewertet werden. Wenn als gemeinsame Basis die Grund- und Menschenrechte respektiert werden, kann das funktionieren.
Und ein Gedanke zu Israel sei noch erlaubt, der auch bei der Ukraine und anderen Konflikten Gültigkeit hat: Es ist niemandem im Nahen Osten geholfen und es wird dort nicht eine Rakete weniger abgeschossen, wenn wir uns über diesen Krieg mit unseren Nachbarn und Freunden zerstreiten. Will man aus einem inneren Drang heraus wirklich irgendjemandem helfen, der 3.000 Kilometer entfernt seine Konflikte austrägt, dann geht das ohnehin nur aus einer stabilen Position heraus. Sprich: Wer im Einklang mit sich selbst und seinen Nachbarn sicher und in Frieden lebt, kann anderen die Hand reichen und helfen. Vielleicht sollte man zunächst vor der eigenen Tür kehren und Sicherheit und Stabilität im eigenen Land erreichen – bevor man sich um die Probleme im Rest der Welt kümmert.