US-Kriegsverbrechen in Syrien: Eine Spezialeinheit der Schande

Bild: freepik / alexkich

„Wir sind die Guten“, so verkauft die US-Propaganda ihre Militäreinsätze und Kriege weltweit. Die Kriegsverbrechen in Vietnam und im Irak scheinen weit weg zu sein. Doch neue Enthüllungen zeigen: Auch in Syrien haben die Amerikaner mit einer Spezialeinheit Zivilisten getötet. Und das vorsätzlich.

Viele Jahre zu spät scheint die New York Times plötzlich entdeckt zu haben, dass die Vereinigten Staaten in Syrien Kriegsverbrechen begangen haben. Lange nachdem klar war, dass Washington einen Regimewechsel in Damaskus anstrebt. Da Assad immer noch den größten Teil des Landes kontrolliert, haben sich die Bemühungen der USA in letzter Zeit auf weitreichende Sanktionen verlagert, die das Leiden der einfachen Syrer erheblich vergrößerten. Und das, obwohl man bei angeblichen Kriegsverbrechen der syrischen Regierungstruppen oder der russischen Verbündeten stets den moralischen Zeigefinger erhob. Die „Bösen“ sind nämlich immer nur die Anderen.

Wie schon bei Bushs desaströser Invasion im Irak war die Times der größte Befürworter dieses Krieges, indem sie die Propaganda des Pentagons und der US-Regierung verbreitete und erst viele Jahre später zugab, dass alles auf Lügen beruhte. So scheint es jetzt auch mit Syrien zu sein. Die New York Times berichtete über die Existenz von „Talon Anvil“, einer „Schattentruppe“, die „Sicherheitsvorkehrungen umging und wiederholt“ bei Luftangriffen auf militante Kämpfer in Syrien „Zivilisten tötete“. Die Einheit „arbeitete zwischen 2014 und 2019 in drei Schichten rund um die Uhr, um Ziele für die gewaltige Luftmacht der Vereinigten Staaten auszumachen: Konvois, Autobomben, Kommandozentralen und Trupps feindlicher Kämpfer“.

In ihrer jüngsten Berichterstattung hat die Zeitung nun „aufgedeckt“, dass diese Eliteeinheit des US-Militärs absichtlich einen großen Damm ins Visier nahm und zerstörte, der für das tägliche Leben und Überleben von Zehntausenden von Menschen in der Nähe eines wichtigen Euphrat-Stausees lebenswichtig war. Als 2017 erstmals über die Bombardierung des Tabqa-Damms (oder al-Thawra-Damm, wie er auch genannt wird) berichtet wurde, bezeichnete ein hochrangiger amerikanischer General diejenigen, die die USA beschuldigten, dahinter zu stecken, als „verrückt“. Wie viele Mainstream-Medien, die über Syrien berichteten, wurden diejenigen, die in Echtzeit richtig lagen – viele von unabhängigen und alternativen Medien – als „Verschwörungstheoretiker“ und Spinner abgetan. Bis jetzt.

Der neue Bericht der New York Times beginnt: „Auf dem Höhepunkt des Krieges gegen den Islamischen Staat in Syrien erschütterte eine plötzliche Explosion den größten Staudamm des Landes, ein hoch aufragendes, 18-stöckiges Bauwerk am Euphrat, das einen 25 Meilen langen Stausee über einem Tal zurückhält, in dem Hunderttausende von Menschen leben.“ Die USA haben diejenigen, die sie beschuldigen, hinter dem Angriff zu stehen, schnell zurechtgewiesen. Und da Russland zu ihnen gehörte, war es für das Pentagon ein Leichtes, dies als „Propaganda“ von Amerikas Feinden in der Region abzutun. Der Islamische Staat, die syrische Regierung und Russland gaben den Vereinigten Staaten die Schuld, aber der Damm stand auf der „No-Strike-Liste“ des US-Militärs für geschützte zivile Einrichtungen, und der damalige Befehlshaber der US-Offensive, Generalleutnant Stephen J. Townsend, sagte, die Behauptungen über eine US-Beteiligung beruhten auf „verrückten Berichten„. Und weiter: „Der Tabqa-Damm ist kein Ziel der Koalition“, erklärte er zwei Tage nach den Explosionen mit Nachdruck. Bei dem Angriff waren mehrere Syrer getötet und verwundet worden, darunter Dammarbeiter und Ingenieure, die zur Rettung des Damms geeilt waren.

Mördertruppe Talon Anvil

Larry Lewis, ein ehemaliger Berater des Pentagons und des Außenministeriums, der 2018 einen Bericht des Verteidigungsministeriums über Schäden an der Zivilbevölkerung mitverfasst hat, sagte der Times, dass die Zahl der zivilen Opfer bei Talon Anvil zehnmal höher war als bei den von ihm beobachteten Einsätzen in Afghanistan. Ein ehemaliger Offizier des Nachrichtendienstes der Luftwaffe, der an Hunderten von Talon-Anvil-Einsätzen beteiligt war, sagte, dass diejenigen, die die Angriffe anordneten, „rücksichtslos effizient und gut in ihrem Job waren, aber sie machten auch eine Menge schlechter Angriffe“. Bei einem der tödlichsten dieser „schlechten Angriffe“ wurden am 18. März 2019 bei einem Luftangriff auf eine Menschenmenge, hauptsächlich bestehend aus Frauen und Kindern, in Baghuz zahlreiche Zivilisten getötet. Es handelte sich um einen sogenannten „Doppelschlag“ – zunächst warf ein F-15E-Kampfjet eine 500-Pfund-Bombe ab, dann warf ein anderes Kampfflugzeug eine 2.000-Pfund-Bombe ab, die die meisten Überlebenden tötete. Die US-Militärs versuchten anschließend das offensichtliche Kriegsverbrechen zu vertuschen.

Doch trotz all dieser Verbrechen gibt es keine internationalen Strafmaßnahmen gegen die Vereinigten Staaten, keine Sanktionen und keine globale Ächtung. Vor allem macht sich die NATO (bzw. einzelne Mitgliedsstaaten) oft genug selbst zum Komplizen (Irak, Afghanistan, Libyen…) von Kriegsverbrechen.

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