Um Ziele auch auf zwei Kilometer Distanz sicher treffen zu können, setzte die Forschungsbehörde des US-Militärs auf selbstlenkende Projektile. Damit sollen äußere Einflüsse wie Wetterbedingungen und die Schwerkraft ausgeglichen werden. Mit dem „EXACTO“-Programm können Geschosse ihre Bahn auch noch korrigieren, nachdem sie den Lauf der Waffe verlassen haben.
Der Begleittext ist euphemistisch wie eh und je, wenn es um tödliche Technologie geht. Man könne damit „Leben retten“ und „Zivilisten schützen“. Das passt gut zur aktuellen westlichen Diktion, dass man durch Waffenlieferungen den Frieden sichert. Geschosse des EXACTO-Programms, betrieben von der US-Forschungsbehörde Defense Advanced Research Projects Agency, kurz DARPA, können nach dem Abschuss ihre Flugbahn korrigieren. Wie das in der Praxis funktioniert, zeigt das nachfolgende Video.
Tatsächlich kommen Geschosse des Scharfschützen-Kalibers .50 zum Einsatz, die neben einer harten Spitze mit einer Kamera und Steuerelektronik ausgestattet sind. Die Steuerbewegungen erfolgen über Höhen- und Seitenruder am hinteren Ende der Projektile.
Die Technik, die für Laien wie aus einem Science Fiction Film anmutet, ist dabei nicht einmal besonders neu. Sie wurde laut Daily Mail bereits 2012 eingeführt. Entwickler ist das Unternehmen Sandia, das eigentlich auf Komponenten von Nuklearwaffen spezialisiert ist. Auf YouTube können Vorführungen aus dem Jahr 2015 betrachtet werden, bei denen gezeigt wurde, dass die Projektile auch bewegte Ziele aus großer Distanz treffen können.
Gemäß der verfügbaren Informationen ist das System in der Lage, seine Flugbahn zu einem mittels Laser markierten Ziel hin zu verändern. Es ist zwar selbstlenkend, aber nicht „selbstdenkend“, der Scharfschütze oder sein so genannter „Spotter“ müssen das Ziel durchgehend im Visier behalten. Die Kamera in der Spitze ist in der Lage, diese Zielmarkierung wahrzunehmen. Die Elektronik, die robust genug ist, um das Abfeuern aus der Waffe zu überstehen, sendet dann alle notwendigen Steuerimpulse an die winzigen Ruder, um die Flugbahn zu korrigieren. Dies soll gegenüber traditionellen Scharfschützen-Projektilen einen Vorteil verschaffen.
Die lenkbaren Geschosse müssen aus glatten Läufen abgefeuert werden, eine Drehung ist nicht erwünscht. Das Flugverhalten ähnelt damit eher einem Dart-Pfeil. Über die Störanfälligkeit ist naturgemäß nichts bekannt. Es kann davon ausgegangen werden, dass die komplizierte Elektronik Abschuss und Beschleunigung aus einer Hochpräzisionswaffe nicht immer unbeschadet übersteht. Außerdem geht durch die Elektronik viel Platz im Projektil verloren. Das EXACTO Programm gilt bei der DARPA als „archiviert“. Es ist unbekannt, ob das im Jahr 2015 publizierte Ziel erreicht wurde, einen privaten Partner für die Weiterentwicklung und Massenfertigung zu finden. Nachdem derartige Waffentechnologie und ihre Möglichkeiten unter großer Geheimhaltung stehen, dringen nicht viele Informationen an die Öffentlichkeit. Die letzten Videos des Projekts stammen aus dem Jahr 2014.
Auf Quora wird gemutmaßt, dass die Technologie letztendlich zu teuer für den angepeilten Masseneinsatz war. Die Kosten einer Patrone werden auf 1.000 bis 10.000 US-Dollar geschätzt. Normale Patronen für .50 Scharfschützengewehre kosten in der Gegend von 3 bis 10 US-Dollar.