Steirerkrone-„Chef-vom-Dienst“ beschimpft Demoteilnehmer pauschal als „Verharmloser“

Bild: Canva

In seinem „Steirischen Klartext“ hetzt der „Chef-vom-Dienst“ der Steirerkrone nicht nur massiv gegen die Grazer „Wir zeigen Gesicht“-Kundgebung der Ärztin Dr. Maria Hubmer-Mogg und bezeichnet diese als „Demonstration aus reinem Spaß am Krawall“. Er geht sogar so weit, den Demonstranten Judensterne am Revers“ zu unterstellen. In einem offenen Brief fordert unsere Redakteurin Edith Brötzner nun Antworten.

Hetzartikel von Gerald Schwaiger (Steirerkrone-Chef-vom-Dienst gegen „Wir zeigen Gesicht“-Kundgebung

Ein Kommentar von Edith Brötzner

Von journalistischer Sorgfaltspflicht scheint Gerald Schwaiger, der „Steirerkrone-Chef-vom-Dienst“, offenkundig nur wenig zu halten. Auch die Kennzeichnung „Kommentar“ fehlt in seinen persönlichen – mehr als geschmacklosen – seelischen Ergüssen, mit denen er die friedliche Großkundgebung der engagierten Ärztin Dr. Maria Hubmer-Mogg in Graz schwerst verunglimpft. In seinem „Artikel“ bezeichnet er die Kundgebungsteilnehmer nicht nur als „Realitätsverweigerer“. Er geht sogar so weit, den Demoteilnehmern konkrete Verstöße gegen das Verbotsgesetz zu unterstellen.

Ob diese Unart der richtige Weg ist, um seine Leser journalistisch korrekt und wahrheitsgemäß zu informieren, darf jeder für sich entscheiden. Unsere Redakteurin Edith Brötzner wollte den Artikel des „Steirerkrone-Chefs-vom-Dienst“ nicht einfach so stehen lassen und fordert nun in einem offenen Brief Antworten von ihm.

Video von der „Wir zeigen Gesicht“ Kundgebung von Dr. Hubmer-Mogg:

Offener Brief zum Hetzartikel vom „Steirerkrone-Chef-vom-Dienst“

„Sehr geehrter „Kollege“ Schwaiger,

zuallererst darf ich mich bei Ihnen bedanken, dass Sie über die „Wir zeigen Gesicht“-Kundgebung, die am 13. März 2022 in Graz stattgefunden hat, berichtet haben. Üblicherweise schweigen sich die – kaiserlich aus Staatskassen geförderten –„Hofberichterstatter“ ja eher über regierungs- oder impfkritische Demonstrationen aus.

Die Überschrift Ihres Artikels „Demonstration aus reinem Spaß aus Krawall“ liest sich allerdings eher wie der verzweifelte Versuch, enttäuschte, flüchtende Stammleser gewaltsam festzuhalten. In der Schule hätte man Ihre Überschrift vermutlich als „Themenverfehlung“ bewertet. Ihrem „Artikel“ entnehme ich leider nirgends den Zusatz „Kommentar“. Ihren Lesern gegenüber wäre es fair, wenn Sie Ihre persönlichen Seelenschmerzen – die Sie hier in Tagebuchform zu verarbeiten scheinen – auch tatsächlich als solches kennzeichnen, anstatt zu suggerieren, dass Ihr Kommentar ein ernstzunehmender, ordentlich recherchierter Artikel wäre.

Für mich stellen sich nun einige wichtige Fragen, um deren Antwort ich Sie im Rahmen der journalistischen Sorgfaltspflicht bitte: Waren Sie tatsächlich vor Ort bei der Kundgebung? Wie kommen Sie zu der Annahme, dass es sich bei der Veranstaltung um eine „Demonstration aus reinem Spaß am Krawall“ handelt? Haben Sie die Veranstalterin Dr. Maria Hubmer-Mogg dazu befragt? Was bringt Sie zu der Annahme, dass „die schweigende Mehrheit der Steirer viel Geduld mit den Corona-Demonstranten hat“? Haben Sie die „schweigende Mehrheit“ konkret danach gefragt, ob sie wirklich nur Geduld mit den Demonstranten hat oder vielleicht sogar die Meinung derer vertritt? Wie kommen Sie zu der Annahme, dass es sich dabei um eine „Mehrheit“ handelt? In welcher Form ist die Zählung der von Ihnen genannten „Mehrheit“ erfolgt?

Krone-Journalist unterstellt Demobesuchern Tatbestand der Verharmlosung

Ein Satz in Ihrem Artikel stört mich ganz besonders. Sie schreiben: „Wenn Corona-Demonstranten mit Aluhüten am Kopf und Judensternen am Revers regelmäßig Einkaufsstraßen lahmlegen .“ Dies ist meiner Ansicht nach eine sehr schwerwiegende Anschuldigung, mit der Sie den Demonstranten das konkrete schwere Vergehen der „Verharmlosung“ nach dem Verbotsgesetz vorwerfen. Bitte um entsprechende Bildbeweise von der Demo am 13. März 2022, die diese schwere Anschuldigung belegen, mit der Sie die Demonstranten in Ihrem Artikel allgemein verunglimpfen.

Wenn Sie diese „Judensterne am Revers“, wie Sie in Ihrem „Artikel“ über die besagte Demo festgehalten haben, tatsächlich beobachtet haben, bitte ich um Info, ob Sie diesbezüglich auch rechtliche Schritte eingeleitet haben. Ich war bei der von Ihnen beschriebenen Kundgebung am 13. März vor Ort und habe auch nach umfangreicher Sichtung meiner Fotos und Videos keine von Ihnen erwähnten „Judensterne“ wahrgenommen.

Warum Sie in Ihrem „Bericht“ über die Kundgebung, die an einem Sonntag stattgefunden hat, „lahmgelegte Einkaufsstraßen“ und „Verkehrsstaus“ suggerieren, ist für mich absolut unschlüssig und liest sich eher wie das übliche gut bezahlte Negativ-Framing eines „Hofberichterstatters“. Echter Qualitätsjournalismus funktioniert jedenfalls anders. Wenigstens in einem Punkt Ihres „Artikels“ haben Sie recht: Die Demonstrationsfreiheit ist ein hohes Gut, an dem nicht gerüttelt werden darf.

Ausgesetztes Impfpflicht-Gesetz nach wie vor in Kraft

Warum Sie dann trotzdem so beleidigt in Ihre Tasten hauen und daran rütteln, könnte die Folge von schlechter oder gänzlich fehlender Recherche zur von Ihnen verrissenen Veranstaltung sein. (Und nochmals frage ich: Waren Sie überhaupt persönlich vor Ort?) In Ihren seelischen Ergüssen schreiben Sie, dass die Menschen „ohne Not protestiert haben und nur aus Lust am Geschrei und um es denen da oben zu zeigen“. Zumindest bei der Zahl der tausenden Protestierenden haben Sie fair berichtet. Aber mal ganz ehrlich, von Journalistin zu Journalist: Schämen Sie sich nicht, tausende besorgte Bürger in ihrem Hetzartikel zu beleidigen und ihnen „Realitätsverweigerung“ zu unterstellen?

Vielleicht sollten Sie selbst der Realität ins Auge sehen und für Ihre „Berichte“ Fakten heranziehen. Hätten Sie das nämlich vor der Veröffentlichung Ihres Textes gemacht, dann wüssten Sie, dass eine „ausgesetzte Impfpflicht“ keineswegs das Ende des Impfpflicht-Gesetzes ist. Wie bereits von NEO-Gesundheitsminister Rauch angekündigt, ist die Impfpflicht keineswegs vom Tisch und das Impfpflicht-Gesetz wurde lediglich (vorübergehend) „ausgesetzt“.

Wenn Sie wirklich so naiv sind, wie sich Ihr Artikel liest, werden Sie sich wundern, was noch alles im Herbst auf uns zukommt. Würden Sie wirklich selbst glauben, was Sie schreiben, wäre das böse Erwachen dann vermutlich ziemlich hart für Sie. Sie wären spätestens im September oder Oktober überrascht, dass „Spaß“ bestimmt nicht der Grund für die engagierten Demonstranten ist, regelmäßig für die Freiheit und die Grundrechte auf die Straße zu gehen. Allerdings vermute ich etwas anderes: Ich tippe bei der Motivation, die Sie zu solchen Texten treibt, eher darauf, dass Sie Angst um Ihren Job haben müssten, wenn Sie tatsächlich wahrheitsgemäß berichten würden.

Können Sie sich vorstellen, dass Sie nicht der einzige sind, der sich (möglicherweise) fürchtet? Ich weiß zwar nicht, wovor Sie tatsächlich Angst haben, aber ich kann Ihnen garantieren, dass Sie mit dieser Emotion nicht alleine sind. Vielleicht denken Sie einfach einmal darüber nach, dass es sich bei den Menschen, über die Sie hier so bösartig schreiben, um Mitbürger handelt, die ebenfalls Angst haben. Angst um ihre Freiheit, ihre Gesundheit, ihre Kinder und ihre Zukunft. Möglicherweise schaffen Sie es in diesem Kontext, beim nächsten Mal etwas wertschätzender zu berichten.

Wie stehen Sie zur immerwährenden Neutralität Österreichs, Herr Schwaiger?

Vielleicht schaffen Sie es auch, sich bei Gelegenheit noch intensiver mit den historisch gewachsenen Hintergründen des Ukraine-Konfliktes auseinanderzusetzen und genauer zu recherchieren. Sie werden vielleicht überrascht sein, dass dort bereits seit 2014 Krieg geführt wird. Und wenn Sie es schaffen, Ihren Hausverstand zu aktivieren und Ihr logisches Denkvermögen einsetzen, kommen Sie vermutlich von selbst auf die Idee, dass unsere Energien besser in Kundgebungen FÜR DIE IMMERWÄHRENDE NEUTRALITÄT ÖSTERREICHS aufgehoben wären statt in den von Ihnen empfohlenen „Kundgebungen für den Frieden und gegen Putins Feldzug“.

Ich hoffe, dass auch Ihnen, Herr Schwaiger, irgendwann ein Licht aufgeht und Sie draufkommen, dass Spaltung und Hetze nicht die Lösungen sind, welche die Bevölkerung jetzt tatsächlich dringend braucht. Vielleicht spüren Sie auch irgendwann selbst, dass der Wind längst gedreht hat, die schändliche, korrupte Seite des Systems längst ausgedient hat und Ihnen nicht auf Dauer Ihre Brötchen finanzieren wird. Und bis Sie so weit sind, empfehle ich Ihnen: Lernen Sie Geschichte!

Mit der Bitte um Richtigstellung Ihres Artikels „Demonstration aus reinem Spaß am Krawall“ verbleibe ich mit freundlichen Grüßen, Edith Brötzner


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