Mangels Devisenreserven kann Sri Lanka keine wichtigen Güter mehr importieren. Erdöl, Medikamente und auch Lebensmittel werden knapp. Nun liefert Russland Öl – und China bezahlt offenbar.
Staatliches Missmanagement, Korruption, Vetternwirtschaft und die kritische weltwirtschaftliche Lage infolge der Covid-Lockdowns und der Folgen der westlichen Sanktionen gegen Russland wegen des Einmarsches in die Ukraine haben den Inselstaat Sri Lanka ins Chaos gestürzt. Doch während man von Washington über London bis nach Brüssel die „humanitäre Krise“ in der Ukraine beklagt und unzählige Milliarden an Steuergeldern (im wahrsten Sinne des Wortes) verpulvert, leiden Millionen Menschen in Sri Lanka unter den sich rapide verschlechternden ökonomischen Bedingungen.
Die Tankstellen des Landes haben faktisch keinen Treibstoff mehr, die Supermärkte sind weitestgehend leergeräumt und auch den Apotheken und Krankenhäusern fehlt es an lebenswichtigen Medikamenten. Das Land befindet sich am Rande des Kollapses und die Bürger entladen den Volkszorn mittlerweile an den Politikern. Doch während der Westen nur zusieht, wie der südasiatische Inselstaat kollabiert, scheinen sich Russland und China der Sache anzunehmen und zumindest für etwas Erleichterung zu sorgen.
Bloomberg berichtet, dass die Ceylon Petroleum Corp., die einzige Raffinerie des Landes, am 28. Mai die Lieferung der russischen Sorte Siberian Light aufnehmen wird. Dies wird das erste Mal seit zwei Monaten sein, dass die Raffinerie Rohöl zu hochwertigen Produkten wie Benzin und Diesel verarbeitet. Die Kraftstoffvorräte des Inselstaates sind so gering, dass die Regierung die Bürger aufgefordert hat, nicht länger in langen Schlangen an den Tankstellen zu warten. Die Regierung hat keine Devisenreserven mehr, um wichtige Importe zu bezahlen.
Bloomberg war sich nicht ganz sicher, wie Sri Lanka für das russische Rohöl bezahlt hat, da das Land Auslandsschulden in Höhe von mehr als 50 Milliarden US-Dollar hat. Das Land bemüht sich um ein Darlehen des IWF in Höhe von 4 Milliarden US-Dollar und hat China um eine Neuverhandlung von mindestens 3,5 Milliarden US-Dollar gebeten. Peking hat zudem vor kurzem ein paar hundert Millionen Dollar an Krediten angeboten, um den Mangel an wichtigen Gütern zu lindern, wie die „Financial Times“ berichtet.
Doch die Unterstützung Russlands und Chinas scheint nicht unbemerkt geblieben zu sein. Wie der designierte Premierminister Sri Lankas Ranil Wickremesinghe auf Twitter schrieb, scheinen nun die „Quad“-Mitglieder Indien und Japan das antichinesische Bündnis (welches auch die Vereinigten Staaten und Australien einschließt) an einem Hilfspaket für das Land zu arbeiten.
Nun bleibt es abzuwarten, ob sich die Lage in Sri Lanka in den kommenden Wochen und Monaten zumindest ein wenig stabilisiert.