„Seenotrettung“ im Mittelmeer: Schlepperschiffe dürfen wieder auslaufen

Bild: Chris Grodotzki / Sea-Watch.org, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons

Statistik legt nahe: Erst die „Helfer“ sorgen für die Krisensituation

Wenn es noch irgendeines Beweises bedurft hätte, dass zwischen der Anwesenheit von „Seenotrettern“ im Mittelmeer und durchgeführten Überfahrtversuchen durch afrikanische Boat People einen kausalen Zusammenhang gibt, dann zeigt dies ein Blick auf die Statistik der im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge während der Corona-Krise, insbesondere während der Lockdown-Monate: In den Monaten, wo die großen Schlepperschiffe zwangsarrestiert in den Häfen lagen, sanken die Todeszahlen massiv. Je mehr Retter jedoch kreuzen und den Glücksrittern Hoffnung machen, desto mehr von ihnen wagen auch die Reise.

Zahl ertrunkener Mittelmeerflüchtlinge der letzten Jahre. Screenshot: Statistisches Bundesamt Wiesbaden

Die Richtigkeit der Theorie vom Pull-Effekt, wonach überhaupt erst die Helfer für die Krisensituationen sorgen, aus denen sie die Menschen sodann medienwirksam und selbstgerecht retten, lässt sich so zumindest näherungsweise belegen: Vor allem unter den von deutschen Weltverbesserern betriebenen Shuttlebooten durften in der Pandemie monatelang etliche gar nicht die Anker lichten – und prompt gingen auch die Fluchtversuche und einhergehend die Schiffsbrüche mit Todesfolge zurück. Offenbar riskieren etliche der Flüchtlinge – beziehungsweise der von ihnen bezahlten, die „Flucht“ organisierenden Schlepper – erst keine Überfahrt, wenn sie keine realistische Chance auf Aufgabelung durch die küstennah kreuzenden europäischen Gutmenschenkutter erwarten dürfen. Mangelnde Aussicht auf Errettung aus einem (oftmals kalkulierten) Schiffbruch, vor allem jedoch auf Aufnahme in der EU wegen coronabedingt geschlossener Grenzen der Mittelmeer-Anrainerstaaten, verhinderten anscheinend mehr menschliche Tragödien als jeder Humanschlepperkapitän.

Weniger Rettungsschiffe, weniger Ertrunkene

Dass sich dies bald wieder ändern dürfte, darauf deutet die bedauerlicherweise uneinsichtige und fahrlässige Rechtsprechung der EU-Außengrenzstaaten hin, die zunehmend im Interesse der Schlepper und Wirtschaftsmigranten entscheiden. Ob es daher wirklich als gute Nachricht gewertet werden kann, dass das von der Evangelischen Kirche Deutschland gemeinsam mit der NGO „United4Rescue“ finanzierte marine Afrikanertaxi „Sea-Watch 4“ nun wieder auslaufen darf, ist fraglich. Ein halbes Jahr war das Schiff in Sizilien aufgrund der Pandemie von den italienischen Behörden festgesetzt. Jetzt verfügte das Verwaltungsgericht Palermo die vorläufige Aufhebung der Arrestierung, wie die Aktivisten diese Woche mitteilten. Die Besatzung der „Sea-Watch 4“ sprach von einer „sechsmonatigen willkürlichen Blockade“. Das Schiff wird nun wieder ins zentrale Mittelmeer zurückkehren wird, um – so der Trägerverein in der szenetypischen polemischen Rhetorik – „diejenigen zu retten, die die EU ertrinken lässt“.

Kurz zuvor hatte vor knapp zwei Wochen auch die „Sea-Watch 3“ nach sieben Monaten den Hafen der spanischen Stadt Burriana verlassen dürfen – und, welch großer Zufall, prompt 363 Flüchtlinge „vor dem Ertrinken gerettet“, die just an diesem Tag wieder einmal in See gestochen waren. Die Maschinerie nimmt wieder „Fahrt auf“, in jeder Hinsicht. (DM)

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