Sanktionen? Nein, danke: Indien kauft mehr Öl von Russland und dem Iran

Grafik/Symbolbild: Freepik

Der Bedarf an Erdöl wächst in Indien rasant an. Diese wachsende Nachfrage wird dank kompetitiver Preise zunehmend von Russland und dem Iran gedeckt. Die Versorgungssicherheit steht an erster Stelle. Sanktionen? Neu Delhi will sich doch nicht selbst ins Knie schießen!

Im weltweiten Ranking liegt Indien ganz weit oben, was den Bedarf und den Import von Erdöl anbelangt. In beiden Fällen belegt die größte Demokratie der Welt den dritten Platz. Laut Hardeep Singh Puri, dem Ölminister des Landes, hat Indien allein im letzten Jahr 120 Milliarden Dollar für die Importe von Ölprodukten bezahlt. In diesem Jahr dürfte die Summe angesichts der wachsenden Nachfrage und der infolge der von der OPEC+ veranlassten Kürzung der Fördermenge steigenden Preise deutlich höher liegen.

Puri erklärte, dass Indien deshalb eine weitere Diversifizierung der Öllieferungen anstrebt. „Eine gewisse Diversifizierung hat bereits stattgefunden, und wir werden weiter diversifizieren… es gibt viele Quellen, und wir werden nicht zögern, Maßnahmen zu ergreifen“, so der Ölminister. Er deutete auch an, dass die OPEC-Förderkürzungen mehrere Länder in eine tiefere Rezession stürzen könnten, als sie bereits erleben, da die Kraftstoffpreise in die Höhe getrieben werden. Auch die bald in Kraft tretenden neuen Sanktionen gegen den russischen Energiesektor sorgen für enorme Bedenken.

Ein Vertreter einer staatlichen Raffinerie erklärte gegenüber der „India Times“ diesbezüglich: „Wir bereiten uns auf einen Notfallplan vor. Wenn die Welt wegen des Russland-Ukraine-Konflikts unsicher ist, müssen wir uns alle Optionen offen halten.“ Eine andere Quelle eines anderen Raffinerieunternehmens erklärte: „Aufgrund des Russland-Ukraine-Konflikts erwarten wir, dass die Ölmärkte möglicherweise angespannt sind und sich die Lieferströme ändern werden, da das meiste Rohöl aus dem Nahen Osten den Bedarf der europäischen Märkte decken wird, weshalb wir unsere Ölquellen diversifizieren müssen.“

Der Iran beispielsweise könnte eine deutlich größere Rolle bei der Ölversorgung Indiens einnehmen. Laut dem iranischen Botschafter in Indien, Iraj Elahi, würde Teheran dies begrüßen. Elahi erklärte: „Wir sind immer bereit, unsere wirtschaftlichen Beziehungen zu Indien auszubauen. Es hängt von Indien ab. Wir sind bereit, Öl zu liefern.“ Der Iran war einer der wichtigsten Öllieferanten Indiens, bevor 2019 vom Westen Sanktionen gegen iranische Energielieferungen verhängt wurden. Mit dem Ukraine-Konflikt jedoch werden diese Sanktionen zusehends ignoriert.

Russland, welches zu einem wichtigen Öllieferanten für Indien avancierte, dürfte jedoch trotz all der globalen Spannungen weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Im Oktober wurde Russland mit 946.000 bpd zum Hauptlieferanten Indiens, so ein Bericht. Vor der Eskalation des Ukraine-Konflikts importierte Indien nur wenig Öl aus Russland, doch seit die USA und die EU Sanktionen gegen russisches Öl und Gas verhängt haben, ist das Land zu einem naheliegenden Partner für Indien geworden, das seine preisgünstigen Öllieferungen ausbauen möchte. Immerhin verkaufen die Russen ihr Öl mit einem guten Rabatt, was auch für die Inder eine gute Nachricht ist.

Alles in allem versucht Neu Delhi, in erster Linie den nationalen Interessen Indiens zu dienen. Günstige und stabile Lieferungen von Erdöl gehören dazu. Da sind vom Westen verhängte Sanktionen mehr oder weniger nebensächlich. Denn in Indien hält man nichts davon, die eigene Wirtschaft wegen der russischen Militäroperation in der Ukraine an die Wand zu fahren. Ganz im Gegensatz zu den Europäern…

Wenn Sie mit dafür sorgen möchten, dass unser unabhängiger Journalismus weiterhin eine Gegenstimme zu regierungstreuen und staatlich geförderten Medien bildet, unterstützen Sie uns bitte mit einer Spende!

Informationen abseits des Mainstreams werden online mehr denn je bekämpft. Um schnell und zensursicher informiert zu bleiben, folgen Sie uns auf Telegram oder abonnieren Sie unseren Newsletter! Wenn Sie mit dafür sorgen möchten, dass unser unabhängiger Journalismus weiterhin eine Gegenstimme zu regierungstreuen und staatlich geförderten Medien bildet, freuen wir uns außerdem sehr über Ihre Unterstützung.

Unterstützen Sie Report24 via Paypal: