Immer mehr Unternehmen siedeln ihre Produktion angesichts der hohen Energiepreise in Europa an günstigere Standorte um. Unter anderem auch in die Vereinigten Staaten, wo die Preiserhöhungen vergleichsweise moderat sind. Europa deindustrialisiert, Nordamerika reindustrialisiert.
In jeder Krise gibt es Verlierer und Gewinner. In der aktuellen Energiekrise, die vor allem durch die westlichen Sanktionen gegen Russland und die Gegenreaktion Moskaus geradezu eskaliert ist, sind es vor allem die Europäer, die auf der Verliererseite stehen. Gleichzeitig können sich die Vereinigten Staaten – nach Jahrzehnten der Deindustrialisierung infolge der Auslagerung nach Asien – freuen, weil zunehmend US-Unternehmen ihre Produktion aus China zurückholen und europäische Unternehmen ebenfalls ihre Produktionsbetriebe umsiedeln.
So zeigt beispielsweise ein Bericht, dass infolge des unter US-Präsident Donald Trump begonnenen Handelskrieges mit China bereits viele US-Unternehmen Teile der Güterproduktion in die Vereinigten Staaten zurückgeholt haben und jene, die das bislang noch nicht getan haben, ebenfalls mit dem Gedanken einer Umsiedelung spielen. Wobei die ständigen Lockdowns im Zuge der Null-Covid-Politik in China und die daraus resultierenden Störungen bei den Lieferketten ebenfalls dazu beitrugen, genauso wie US-Sanktionen gegen die chinesische Tech-Industrie.
Indessen sorgen die extrem hohen Energiepreise in Europa auch dort für eine Abwanderung von Industriebetrieben. Insbesondere die metallverarbeitende und die Chemieindustrie (beide sehr energieintensiv) sehen in der Umsiedlung der Produktion von Europa in die Vereinigten Staaten die einzige Möglichkeit, überhaupt noch profitabel produzieren zu können. Die meisten dieser Betriebe konnten bislang nur deshalb noch in Europa produzieren, weil sie dank des billigen russischen Erdgases konkurrenzfähig blieben. Doch dies ist nun endgültig vorbei.
Wenig Verständnis für Energiewende in den USA
Doch selbst in den Vereinigten Staaten gibt es kritische Stimmen, die in der aktuellen Energiekrise in Europa ein hausgemachtes Problem sehen, welches auch auf der „Energiewende“ beruht. „Ideologie schlägt die Mathematik“ heißt es beispielsweise im Magazin „Foreign Policy„, wo die Dekarbonisierung und Denuklearisierung der europäischen (Energie-)Wirtschaft scharf verurteilt wird. Eine Energiekrise, die sich bereits vor zwei Jahren abgezeichnet habe und gegen die man aus ideologischen Gründen nichts getan habe. Und warum nicht? Weil man die „Great Reset“-Pläne des Weltwirtschaftsforums (WEF) umsetzen möchte?
Wie man es auch dreht und wendet: Europa ist der große Verlierer in diesem geopolitischen Ränkespiel und die Amerikaner freuen sich darüber, Unmengen an teurem Flüssiggas über den Atlantik zu verkaufen, weil es dank der Sanktionen und Moskaus Reaktionen darauf (und wegen der sabotierten Nord Stream-Pipelines) nicht mehr genügend (günstiges) russisches Erdgas gibt und die ganze „Energiewende“ grandios gescheitert ist. Nun dürften auf die Europäer wohl düstere Jahre – wenn nicht gar Jahrzehnte – zukommen. Sind sie dafür bereit?