Weltweit wird die Gemeinschaft der Menschen, die sich von Streifen am Himmel verunsichert fühlen, ständig größer. Das musste das deutsche Medienhaus RBB erleben, das arglos einen Bericht über Fotos vom Abendhimmel veröffentlicht hatte. Darauf zu sehen: zahllose Kondensstreifen, in nahezu “giftigen” Farben beleuchtet. Dies rief Tausende Kommentatoren auf den Plan, welche das Medium dazu zwangen, die Kommentarfunktion zu deaktivieren.
Die entsprechende Veröffentlichung auf Facebook vom 4. März finden Sie hier: Brandenburg aktuell. Offenbar war die Abendsonne so beeindruckend, dass sich am Himmel ein farbenfrohes Schauspiel zeigte, bei dem sich die zahlreichen Spuren von Flugzeugen, auch Kondensstreifen genannt, deutlich vom Himmel abhoben. Prächtige Blau-, Lila-, Rot- und Gelbtöne ließen den Himmel als Kunstwerk erscheinen. Dutzende Leser schickten ihre Fotos ein. RBB kommentierte die Bilder arglos mit “Ihr habt uns so viele unfassbar schöne Fotos vom Abendhimmel geschickt. Vielen Dank dafür!”.
Wollen finstere Kräfte die Menschen vergiften?
Dies rief viele Menschen auf den Plan, die hinter diesen Linien am Himmel etwas anderes vermuten, aber gewiss nichts “unfassbar Schönes”: Sie denken an eine Verschwörung finsterer Kräfte, welche die Erde mittels aus Flugzeugen ausgebrachten chemischen Mitteln vergiften und die Menschen krank machen oder ermorden wollen. Die Gemeinschaft, welche diese Meinung teilt und mit großer Energie weiterverbreitet, wird immer größer. Befeuert werden diese Theorien von geschickten Geschäftemachern wie Paul “Wetteradler” Schlie, Franz Miller oder dem deutschen Arzt Dr. Dietrich Klinghardt.
So manche Abkassierer verdienen auf unterschiedliche Weise viel Geld damit, den Menschen zunächst große Angst einzujagen und dann ihre fragwürdigen Produkte “zur Lösung” verkaufen. Das beginnt mit Vortragsreihen, geht über lebensgefährliche “Einläufe” mit hochgiftigen Chemikalien bis hin zu in Epoxidharz eingebetteten Kupfer- und Aluminiumstäben, die man um vierstellige Eurobeträge erwerben kann.
Dabei ist das Schauspiel, das sich inzwischen fast täglich am Himmel zuträgt, alles andere als unbedenklich. Die sich bildenden Wolken sind weder natürlich noch ungiftig (siehe: ETH Zürich straft “saubere Verbrennung” Lügen: Flugzeugturbinen begasen Umwelt mit Metallpartikeln). Allerdings gehen sie weder durch die genannten Epoxidharz-Klobesen noch durch hochgiftige Scharlatanerie-Mittel wieder weg. Vielmehr handelt es sich um Dreck, der durch die Verbrennung von Kerosin nahezu permanent in die Atmosphäre ausgebracht wird und sich dort mit Wasser zu künstlichen Wolken verbindet (siehe: Keine Verschwörung, sondern gesichertes Wissen: Kondensstreifen können Wolkenbildung auslösen).
Tausende wütende Reaktionen bei RBB
Von physikalischen Erklärungen möchten viele Anhänger der höchst unterschiedlichen Chemtrail-Theorien aber nichts wissen. Für sie ist klar: Sie werden vorsätzlich vergiftet. Und diesen Glauben breiteten sie mit mehr oder weniger derben Worten auf der Facebook-Seite von RBB aus. Die Redakteure dort wussten nicht mehr, wie ihnen geschieht. Unter anderem 2.325 “wütende” Gesichter, 1.002 “lachende” und 364 “weinende” finden sich in den 7.351 Reaktionen. Hinzu kommen 3829 Kommentare und 634 Teilungen. Eigentlich ein Riesenerfolg auf Facebook, wenn man die Reichweitendrosselung des Jahres 2025 mit einbezieht. Doch die Reaktionen der Menschen sind mehrheitlich nicht positiv zu verstehen.
So musste einen Tag nach der Veröffentlichung der Kommentarbereich geschlossen werden:
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Die wissenschaftlich gemeinten Erklärungsversuche von RBB greifen allerdings zu kurz. Man erklärt hauptsächlich die Entstehung von Kondensstreifen aus Wasserdampf. Dies ist allerdings nur ein winziger Teil des Effekts, denn das Problem, über das sich viele Menschen zu Recht beschweren, ist die Bildung von Cirruswolken, welche aufgrund der Rußpartikel stattfindet, sobald die Atmosphärenschicht genügend mit Wasser gesättigt ist. Dadurch kann eine milchige Nebeldecke entstehen, die den gesamten Himmel überzieht.
Künstliche Wolken verändern das Weltklima
Weil der Flugverkehr so stark zugenommen hat, betrifft dies inzwischen sogar das Weltklima. Um sich die Dimensionen vorstellen zu können, eine Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) aus dem Jahr 2011 hat ergeben, dass bis zu 10 Prozent des Himmels über Zentraleuropa davon betroffen sein können. Seither sind bereits wieder 15 Jahre vergangen, der Flugverkehr hat weiter zugenommen. Von 2019 bis 2050 wird von einer Verdreifachung der Wirkung künstlicher Wolken ausgegangen – ohne dass jemand konkret weiß, was sie bewirken.
Dieser Umstand ist hochbrisant, da die meisten Menschen der Chemtrail-Gemeinde von panischer Angst erfüllt sind, dass es sich um Maßnahmen des Geoengineerings handelt, mit denen Klima-Hysteriker die Erde abkühlen wollen. Die Forschung ist hingegen weltweit vom Gegenteil überzeugt. Die künstlichen Wolken würden die Erde nicht kühlen, sondern zur Erwärmung beitragen. Damit wären sie im Gegensatz zum CO2-Hoax ein echter Faktor, der das Klima beeinflusst.
Eine durchaus seriös anmutende Zusammenfassung der Problematik auf der Seite “Sonnenseite.com” liest sich dazu so:
In Höhen von acht bis zwölf Kilometern – typischen Reisehöhen von Verkehrs- und Frachtmaschinen – wirken die Rußpartikel aus dem Abgasstrahl der Triebwerke als „Kondensationskeime“ für Wassertropfen. Die Tropfen gefrieren zu Eiskristallen und bilden Kondensstreifen am Himmel. Diese menschenverursachten Wolken haben je nach Sonnenstand, also dem Winkel der Sonneneinstrahlung, Bodenbeschaffenheit und natürlicher Wolkenbedeckung einen kühlenden oder wärmenden Effekt. Ein Teil der Solarstrahlung wird von der Zirrus-Wolkendecke reflektiert. Das kühlt die Atmosphäre. Die Wärmestrahlung der Erde wird dagegen von der anthropogenen Wolkenschicht abgeschirmt und führt zur Erwärmung wie in einem Treibhaus. Forschungsarbeiten zeigen, dass die wärmende Wirkung die kühlende im Mittel überwiegt.
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