Zahllose Frauen weltweit klagten nach ihren Covid-Impfungen über Veränderungen im Hinblick auf ihre Menstruation: Meist wurden diese vermeintlichen „Einzelfälle“ bisher als Zufall abgetan oder auf Stress geschoben. Nun zeigen Studiendaten aus Norwegen, dass Auffälligkeiten wie schwerere und längere Monatsblutungen sehr wohl in Verbindung mit den Vakzinen stehen könnten.
Eine Studie des Norwegischen Gesundheitsinstituts NIPH zeigte auf Basis von Befragungen von knapp 4.000 menstruierenden Frauen zwischen 18 und 30 Jahren eine deutliche Zunahme von Menstruationsveränderungen nach der Impfung. Während bei nur etwa 7,6 % der Teilnehmerinnen vor der ersten Impfung stärkere Blutungen auftraten, lag der Anteil an Frauen, die nach der ersten Dosis über stärkere Regelblutungen berichteten, bei 13,6 %. Nach der zweiten Dosis wuchs der Prozentsatz auf 15,3%. Außerdem kam es bei geimpften Frauen vermehrt zu längeren Blutungen sowie stärkeren Schmerzen während der Periode. Zwei Drittel der Frauen, die nach der Erstimpfung Menstruationsveränderungen bemerkten, hatten diese auch nach der Zweitimpfung. Der Großteil der Teilnehmerinnen war mit den mRNA-Vakzinen von Pfizer und Moderna geimpft worden.
Ein Peer-Review der Studie steht noch aus. Projektleiterin Lill Trogstad gab an, dass Menstruationsveränderungen im Allgemeinen zwar sehr häufig auftreten würden, doch die Prozentsätze Betroffener stiegen offensichtlich nach der Impfung an. Sie sieht hier einen klaren Bedarf nach weiteren Analysen und Untersuchungen, um den Zusammenhang zu klären.
Zumindest nach der Erstimpfung waren die Veränderungen beim Großteil der Frauen offenbar nur vorübergehender Natur und hielten angeblich zwei bis drei Monate an – praktischerweise wohl pünktlich bis zur nächsten Impfung. Für die Dauer der Auffälligkeiten nach der Zweitdosis gibt es noch keine Daten. Das NIPH empfiehlt, nach starken oder andauernden Blutungen nach einer Impfdosis zunächst mit weiteren Impfungen abzuwarten, bis die Symptome verschwinden und die Ursachen medizinisch abgeklärt sind. Trogstad zufolge müssten Frauen sich von diesen Erkenntnissen jedoch nicht von der Impfung abhalten lassen.
Wirkung der Vakzine auf Fruchtbarkeit unbekannt
Da Zusammenhänge von Menstruationsveränderungen mit dem Covid-Schuss bisher meist kategorisch ausgeschlossen wurden, haben die Daten aus Norwegen durchaus Sprengkraft – belegen sie doch, dass es sich bei den betroffenen Frauen keinesfalls um „Einzelfälle“ handelt. Georgy Genov, Leiter der Pharmakovigilanz-Abteilung der Europäischen Arzneimittelagentur, betonte als Reaktion auf die Studienveröffentlichung, die Symptome wären nur vorübergehender Natur. Einen kausalen Zusammenhang zur Impfung wollte er nicht einräumen. Dazu seien weitere Studien nötig, bei denen etwa der Hormonstatus erhoben werden müsste. Ob diese geplant sind, blieb offen.
Wie genau die Impfung den weiblichen Zyklus beeinflusst, ist in Ermangelung gezielter Untersuchungen nicht geklärt. Der Direktor des Universitätsklinikums für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Münster hatte schon im September zu bedenken gegeben, dass immunologische Vorgänge durchaus viele körperliche Abläufe beeinflussen: „Eine Impfung auf immunologischer Basis zielt darauf ab, eine Abwehrreaktion aufzubauen. Die daran beteiligten Immunzellen sind auch in der Gebärmutter zu finden und an jeder normalen Zyklusblutung beteiligt. Veränderte Immunzellen könnten also auch für eine Blutungsstörung sorgen.“
Dass die Menstruationsveränderungen auch die Fragen nach einem Einfluss der Vakzine auf die Fruchtbarkeit befeuern, ist auch der EMA zweifelsfrei bewusst. Genov hob hervor, dass die EMA über keine Daten verfüge, die einen Einfluss der Covid-Impfstoffe auf die Fruchtbarkeit belegen. Dass keine Daten vorhanden sind, heißt allerdings keinesfalls, dass diese Möglichkeit ausgeschlossen ist: Langzeitwirkungen und Wechselwirkungen der Covid-Impfstoffe wurden schließlich noch überhaupt nicht erforscht; auch zur Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit liegen nur sehr begrenzte Erfahrungen vor. „Keine Daten“ heißt an dieser Stelle etwa so viel wie „man weiß es nicht“. Unter Medizinern scheinen sich zuletzt allerdings Erfahrungswerte zu häufen, die sehr wohl auf einen negativen Einfluss der Vakzine auf Fruchtbarkeit und Schwangerschaft hinweisen. Die Rufe besorgter Ärzte nach systematischen Untersuchungen verhallten bisher ungehört.